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Börsen-Zeitung: Mehr als zwei "Sifis"

Archivmeldung vom 02.11.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.11.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Diskussion, welche Banken systemrelevant sind und welche nicht, hat längst absurde Züge angenommen. Regulierer und Regulierte scheinen insoweit die Ereignisse der vergangenen dreieinhalb Jahre aus ihrem Gedächtnis gelöscht zu haben. Wie sonst könnte man ernsthaft auf die Idee kommen, hierzulande gehörten allein die Allianz und die Deutsche Bank zur Gruppe der weltweit angeblich knapp drei Dutzend "Sifis" (Systemically Important Financial Institutions)?

Bisher soll ja unter den Aufsehern nur hinsichtlich dieser beiden deutschen Häuser Konsens über ihre Einstufung als systemrelevant bestehen. Auf der virtuellen Liste der Finanzkonzerne, die man wegen der zu befürchtenden Folgewirkungen keinesfalls über die Wupper gehen lassen darf, findet sich nach derzeitigem Stand keine Commerzbank, keine Landesbank, keine genossenschaftliche Zentralbank.

Schon vergessen, dass im Juli 2007 ein Institut namens IKB mit einer vergleichsweise läppischen Bilanzsumme um die 50 Mrd. Euro unbedingt aufgefangen werden musste, um nach offizieller Lesart die schlimmste Bankenkrise seit 1931 abzuwenden? Und gut ein Jahr später die Hypo Real Estate mit einer nicht ganz so läppischen Bilanzsumme? Und die eine oder andere Landesbank? Wären sie alle nicht systemrelevant gewesen, hätte man sie abwickeln können wie 80 andere Klitschen seit Bestehen der Bundesrepublik zuvor. Was heißt denn "systemrelevant"? Natürlich ist das nicht allein eine Frage der Bilanzsumme, sondern vor allem ein Thema des gewichteten Risikoexposures und der Verflechtung. Nach diesen Kriterien ist eine Bank systemrelevant, wenn ihre Pleite geeignet erscheint, eine Kettenreaktion auszulösen und andere mit in den Abgrund zu reißen. In diesem Sinne kann auch eine Großsparkasse systemrelevant sein, zu schweigen von einer Landesbank, für deren Rettung die Haftungsmittel des Verbundes so wenig ausreichen wie jene der privaten Einlagensicherung, um die Kunden des deutschen Ablegers von Lehman Brothers zu entschädigen. Da kommen schnell weit mehr als nur zwei Namen zusammen. Und dann werden diese vielen "Sifis" eben während einer angemessenen Übergangszeit das zu definierende Zusatzkapital aufbauen müssen. Wer an dieser Stelle faule Kompromisse einginge, hätte aus den vergangenen dreieinhalb Jahren wirklich nichts gelernt und würde den Grundstein für die nächste Krise legen.

Quelle: Börsen-Zeitung

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