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Börsen-Zeitung: J.P. Morgans Schönheitsfehler

Archivmeldung vom 16.07.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.07.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Eine Großbank meldet einen Gewinnanstieg um 76%, übertrifft die Analystenprognosen weit - und fällt prompt am Aktienmarkt durch. Doch der deutliche Kursverlust der J.P. Morgan-Aktie am Donnerstag Morgen irritiert nur auf den ersten Blick. Wer genauer in den Quartalsbericht schaut, entdeckt manche Schönheitsfehler.

Das kräftige Gewinnplus verdankt J.P. Morgan der Halbierung ihrer Risikovorsorge auf 3,4 Mrd. Dollar. Dies ist zunächst ein erfreuliches Signal, nachdem das Institut im Vorjahr jedes Quartal durchschnittlich 8 Mrd. Dollar an neuen Kreditrisiken verkraften musste. Aussagen von J.P. Morgan-Chief Executive Officer (CEO) Jamie Dimon deuten jedoch darauf hin, dass die Erholung vorübergehender Natur sein könnte. Berichte, dass manche US-Banken bereits jetzt wieder großzügig Kredite an hoch verschuldete Geringverdiener vergeben, helfen wenig, die Sorgen zu zerstreuen.

Dass J.P. Morgan weniger Erträge erzielte als im Vorjahr, bestätigt zudem die Vermutung, dass Groß- und Investmentbanken ihre Erfolge der vorangegangenen Quartale zum Teil dem günstigen Kapitalmarktumfeld verdankten. Bei J.P. Morgan brachen die Gebühreneinnahmen für Aktienemissionen und die Erträge im Rentenhandel ein. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass US-Aktien im Berichtszeitraum 12% an Wert verloren und auch andere Kapitalmarktinstrumente unter Druck gerieten. In den zwölf Monaten zuvor hatten Aktienkurse 44% zugelegt. Eine solche Entwicklung, die Eigenhandel und Investment Banking beflügelte, dürfte sich so schnell nicht wiederholen.

Noch viel mehr hilft den US-Banken im Moment aber vermutlich die Nullzinspolitik der Notenbank Federal Reserve. Wenn man Geld fast kostenlos leihen, aber gegen beträchtliche Zinsen als Kredite an Konsumenten, Unternehmen oder den klammen Staat weiterreichen kann, ist es keine große Kunst, Milliardengewinne zu erzielen. Sollte die Fed die Zinsen deutlich erhöhen, wäre es damit schnell vorbei. Einen solchen Schritt wird sie freilich kaum wagen, solange viele US-Unternehmen - im Gegensatz zu den Banken - noch Mühe haben, aus dem Konjunkturtief herauszufinden. So zynisch es auch klingt: Die Misere der US-Realwirtschaft könnte dem Bankensektor noch für längere Zeit gute Gewinne garantieren.

Quelle: Börsen-Zeitung

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