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Westfalen-Blatt: zum Einsatz von Biogas

Archivmeldung vom 16.11.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.11.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ob wir als Industriearbeiter schuften oder im Büro unser Geld verdienen: Im Herzen sind viele von uns immer noch Bauern. So kultivieren wir das Bild der heilen Landwirtschaft. Und wann immer es gestört wird, melden wir uns zu Wort. Das ist unser gutes Recht - schon deshalb, weil alle von den Produkten leben, die der Bauer auf seinen Feldern erzeugt. Doch wer die Landwirtschaft im Herzen hat, hat sie nicht zwangsläufig auch im Kopf.

Hin und wieder sind die Vorurteile von wenig Sachkenntnis getrübt. Höflicher formuliert: Manchmal wäre es nützlich, ein paar zusätzliche Gedanken anzustrengen, bevor eine Entwicklung in Bausch und Bogen verurteilt wird. Ein Beispiel dafür ist Biogas. Der Ausstieg aus der Atomkraft hat die Nachfrage und den Bau von Anlagen enorm beflügelt. Doch der Ruf scheint trotzdem dauerhaft ruiniert. Es könne, so ein verbreitetes Gefühl, nicht richtig sein, Nahrungsmittel statt auf den Teller in den Tank oder in die Stromgewinnung zu geben. Es könne nicht richtig sein, weil die Lebensmittelpreise stiegen und Menschen, die am Rande des Existenzminimums lebten, nun hungerten oder gar verhungerten. Bevor aber das moralische Schwert endgültig auf Biogas und diejenigen, die die Anlagen betreiben, niedergeht, sollten einige weitergehende Überlegungen zumindest zur Kenntnis genommen werden. So ist es in Deutschland mitnichten so, dass die Bauern nicht mehr genug Nahrungsmittel produzieren. Sie ernten sogar so viel, dass 30 Prozent ungegessen in den Abfall wandern. Weil dies so ist und weil Überproduktion die Preise kaputt macht, wurden den Landwirten in der EU sogar Stilllegungsprämien gezahlt. Erst danach begann der Boom der nachwachsenden Rohstoffe.  Experten kritisierten immer wieder, dass Getreide, Milch & Co. zu billig sind. Landwirtschaft erschien noch vor kurzem als Branche ohne Zukunft. Das hat sich geändert - auch dank der neuen Nachfrage nach Strom, der auf dem Acker wächst. Nun kann ja sein, dass das, was für Deutschland und Europa gut ist, für Menschen in Entwicklungsländern tödlich ist. Im Einzelnen muss dies Land für Land überprüft werden. Die Lage in Ostafrika ist eine ganz andere als beispielsweise in Südasien oder Südamerika. Während es in der einen Region sofortiger Hilfe bedarf, um massenhaften Hunger zu verhindern, reichen die Ernten in anderen Gebieten eigentlich aus, um alle satt zu machen. Wenn trotzdem Menschen hungern, dann deshalb, weil Kaufkraft fehlt und Strippenzieher aus Politik und Wirtschaft ihre Geschäfte machen. Sie horten Reis und andere Nahrungsmittel, bis die Preise noch mehr gestiegen sind. Manchmal würde es schon helfen, Lager zu bauen, die nicht von Ungeziefer heimgesucht werden. Es ist nichts verwerflich daran, wenn wir im Herzen Bauern bleiben. Doch dann sollten wir den Landwirten auch ein Mindesteinkommen zugestehen, von dem sie leben können. Und wenn Energie aus Biogas dies unterstützt, dann ist es gut.

Quelle: Westfalen-Blatt (ots)

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