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WAZ: Regierung Merkel und Afghanistan - Feigheit vor der Volk

Archivmeldung vom 15.12.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.12.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wenn Feigheit vor dem Feind schlimm genug ist, was ist dann Feigheit vor dem eigenen Volk? Drei Monate nach einem militärisch ebenso geglückten (weniger Taliban-Führer, die deutsche Soldaten und afghanische Bauern in die Luft sprengen) wie fürchterlich missratenen Luftangriff (viele zivile Opfer, beschämend unaufrichtiges Informations-Management) kracht das von Beginn an auf Lügen und Halbwahrheiten gebaute Wir-verteidigen-Afghanistan-und-unsere-Freiheit-am Hindukusch-Haus der Bundesregierung in sich zusammen. Und was macht die Inhaberin der Richtlinienkompetenz: Sie mauert.

Was die Bundesregierung gestern zu den wenigen Gewissheiten und vielen Ungereimtheiten rund um die Bombennacht von Kundus bot, gleicht einer einzigen Aussageverweigerung. Die Kanzlerin führt ihre Zusage nach "lückenloser Aufklärung" ad absurdum. Blamabel. Der morgen beginnende Untersuchungsausschuss - Mindestdauer ein Jahr! - wird wegen absehbarer Geheimhaltungspflichten am Ende scheitern müssen.

Kundus wird nie vollständig aufgeklärt. Ein Fiasko. Der Maulkorb, den sich Merkel umhängt, wird zum Verhängnis. Verbale Rückzugsgefechte und rhetorische Ausreißversuche via Medien werden Ablehnung in der Bevölkerung steigen lassen. Das gerade jetzt, wo der Krieg in Afghanistan noch zu wachsen beginnt. Wo die Amerikaner ihren Bündnispartnern, auch Deutschland, mehr Truppen abverlangen und auf die zweifelhafte Strategie einschwören: Erst muss der Blutzoll steigen, bevor wir die Afghanen, irgendwann ab 2011, sich selbst überlassen. In dieser Phase benötigen die Bundeswehrsoldaten, ihr Verantwortungsbereich im Norden liegt in einem für den Fortgang des Krieges strategischen Schlüsselbereich, noch mehr Klarheit und Wahrheit. Andernfalls müsste man sie sofort abziehen.

Zur Wahrheit gehört, dass sie - und das abgedeckt durch das Einsatzmandat - im Falle eines Falles auch gezielt Menschen töten. Bevor sie selbst getötet werden. Dieser Tatsache einen Neuigkeitswert mit Empörungscharakter zu verleihen, ist Heuchelei. Realitätsverweigerung sowieso. Dass dies so ist, hat gewiss Gründe, die in die dunkle deutsche Vergangenheit reichen. Aber es entschuldigt nicht, dass die Politik es auch nach der schmerzhaften Re-Militarisierung der deutschen Außenpolitik in den Balkankriegen der 90er Jahre versäumt hat, eine Legitimation stiftende Begründung für Militäreinsätze im Ausland zu schaffen, in denen auch tödliche Gewalt angewendet werden muss. In Afghanistan rächt sich das. 

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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