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Börsen-Zeitung: Angst

Archivmeldung vom 16.05.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.05.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Man kann es einerseits so sehen: Die Staatsschuldenkrise in Europa hat seit zwei Jahren so viele dramatische Wendungen und gefährliche Zuspitzungen überstanden, dass die Euro-Regierungen gewiss auch die Prüfung meistern, die ihnen gerade das griechische Volk aufgibt. Immer wieder schien in den vergangenen zwei Jahren die Lage aussichtslos - nach dem Wahlerfolg der Basisfinnen, der Blockade durch eine slowakische Partei, den Vorbehalten im Bundestag oder auch während des Höhenflugs italienischer und spanischer Anleiherenditen im Herbst. Man könnte sich daher auf den Standpunkt stellen: Es wird schon irgendwie gut gehen.

Man kann es andererseits aber auch so betrachten: Wer einen ständigen Balanceakt am Abgrund versucht, stürzt irgendwann ab. Dass der Anpassungsprozess für die Krisenstaaten schwierig werden würde, war absehbar - Konflikte waren deshalb programmiert. Schließlich haben bislang alle Milliardenhilfen einen Preis: Konditionalität. Wer Unterstützung will, der muss dafür auch einen strengen Reform- und Sparkurs ertragen. Dass wiederum dieser Druck Widerstand bei den Betroffenen provoziert und Euroland eine Dauerkontroverse über Sparen und Wachsen beschert, kann nicht überraschen.

Jetzt indes erreicht der Streit und das mit ihm verbundene Risiko eine neue Dimension. Denn anders als bisher müssen Europas Regierungen nicht mehr ihre Amtskollegen auf die Spur bringen, sondern die Bürger vom Sinn und Zweck der Rettungsstrategie überzeugen. In dieser schwierigen Lage bemühen sich Europas Finanzpolitiker zu Recht um eine Zuspitzung: Spielraum für echte Neuverhandlungen gibt es nicht - allein schon wegen des IWF, der sich querstellen würde. Also heißt die Wahl: Entweder sparen und reformieren - oder die Mitgliedschaft im Club riskieren. Ein Drittes gibt es nicht.

Das ist keine gemeine Drohung und keine plumpe Angstmache. Die Angst ist nämlich längst da. An den Märkten, die verunsichert sind, ob Hellas überhaupt noch zu retten ist. In den Euro-Staaten, die Sorgen haben, dass Euroland längst nicht so immun ist gegen Ansteckungsgefahren, wie sie es selbst behaupten. Die entscheidende Frage freilich ist: Wie groß ist die Angst der Griechen selbst vor einem Abschied aus dem Währungsbund? Genau auf diese Angst stützt sich letztlich die Hoffnung all derer, die auf eine Zukunft Griechenlands im Euro hoffen. Das ist wenig. Allerdings wäre es voreilig, jetzt schon zu sagen, das ist nicht genug.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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