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Westfalen-Blatt: zum Kongo

Archivmeldung vom 14.04.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.04.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Hunger ist Hunger, Not ist Not: Wir haben keinen Maßstab für den normalen, den etwas weniger oder den ganz schlimmen Hungertod. Es gibt für jeden Menschen auf dieser Welt nur ein Leben. Und doch bestehen Unterschiede. In der Demokratischen Republik Kongo sind 13 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das sind genauso viele wie im kriegszerstörten Syrien. Beide Fälle sind gleichermaßen dramatisch.

Lassen wir uns also nicht von irrlichternden Trump-Tweets, Putins Prahlereien und Erdogans Hasstiraden den Blick auf wenige Brennpunkte verengen. Humanität und Ethos zwingen zur Gesamtschau. Wir können nicht alle Probleme lösen, aber Regionen und Menschen zweiter Klasse dürfen wir auch nicht akzeptieren. Deshalb ist es beschämend, dass die Weltgemeinschaft in diesem Jahr gerade 430 Millionen Euro für die Opfer der aktuell »komplexesten und am wenigsten beachteten Katastrophe«, so die UN, erübrigen kann. Das Geld reicht für vier von zwölf Monaten. Und dann?

Das Ergebnis hat Gründe. Die Lage ist verworren, der Staatschef macht alles nur noch schlimmer und Flüchtlingsströme von dort nach Europa stehen auch nicht zu befürchten. Die Menschen in den Karsai-Provinzen und an den Großen Seen sind viel zu arm, zu krank und ungebildet, um ferne Ziele zu erreichen. Die meisten bleiben Binnenvertriebene - und damit fast unsichtbar. Präsident Joseph Kabila, einer von Afrikas schlimmsten Kleptokraten, trägt die Hauptschuld. Aufstände in Karsai - mit dem Mord an einem Oppositionsführer geschürt - spielen ihm in die Karten. Die Dauerduldung von 120 Rebellengruppen im Ostkongo stabilisiert den Ausnahmezustand und 21.000 Blauhelmsoldaten werden von der Regierung massiv behindert. Ihre Friedensmission ist unerwünscht Kabilas zwei zulässige Amtszeiten sind lange abgelaufen. Da trifft es sich gut, dass die Durchführung demokratischer Wahlen ausgeschlossen bleibt. Zudem tritt Kabila eine vom Kongo unterzeichnete Agenda der Afrikanischen Union zur Garantie von Menschenrechten und guter Regierungsführung mit Füßen.

Die nur dem Namen nach »Demokratische« Republik Kongo ist extrem reich und könnte sich spielend selbst helfen. Rohstoffraub, gleichermaßen von Regierung und Rebellen betrieben, hält aber die Masse in bitterer Armut. Im Boden liegen unvorstellbare Mengen an Diamanten, Gold und Kupfer, das für Handys unverzichtbare Coltan sowie das weltgrößte Vorkommen an Kobalt - heiß begehrt von Tesla und Co.

Kaum einer in Europa und den USA weiß, dass die schöne neue Elektromobilität auf einem unvorstellbar primitiven Kleinbergbau mit Hungerlöhnen und härtester Arbeit aufbaut. Auch das wird weltpolitisch gerne ausgeblendet - genauso wie das gesamte düstere Kapitel Kongo.

Quelle: Westfalen-Blatt (ots)

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