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Ende einer Epoche

Archivmeldung vom 28.10.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.10.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

Die Credit Suisse gibt ihre Ambitionen im globalen Investment Banking auf und fokussiert sich auf ihre alten Stärken in der Vermögensverwaltung und im Schweizer Privat- und Firmenkundengeschäft. Damit verbunden ist eine Kehrtwende: Hatte die Schweizer Großbank vor 16 Jahren den Auftritt der US-Gesellschaft CS First Boston in Credit Suisse geändert, so soll die New Yorker Traditionsadresse mit dem damaligen Namen wieder neu aufleben. Die Schweizer Großbank will ihr Geschäft mit Kapitalmarkfinanzierungen sowie mit der dazugehörenden Fusions- und Übernahmeberatung sukzessive vom Konzern abtrennen und in die Hände einer "Partnerschaft" legen.

Mindestens in der Schweiz glauben einige Kommentatoren und Credit-Suisse-Veteranen, dass sich die Amerikaner nun auch noch die Leber aus der Gans herausschneiden, deren Schlachtung sie mit einem lausigen Geschäftsgebaren letztlich erzwungen hatten. Der Groll ist verständlich. Schließlich hatte First Boston der Credit Suisse einmal als Steigbügel zu deren Aufstieg in die Sphäre der globalen Top-Banken gedient. Die First Boston gehörte einst zu den größten Wall-Street-Banken für Fremd- und Eigenkapitaltransaktionen. Sie ermöglichte es der Credit Suisse, in den erlauchten Kreis der sogenannten "Bulge Bracket"-Banken am weltgrößten Finanzmarkt aufzusteigen.

Ob diese Gänseleber aber heutzutage immer noch so gut schmeckt wie damals, bleibt abzuwarten. Die meisten Wall-Street-Banken haben in den vergangenen Wochen Einschnitte beim Personal angekündigt. Es braucht wenig Fantasie, um sich vorzustellen, dass es dabei nicht bleibt. Die vor allem in den USA, aber auch in Europa steigenden Zinsen und die hohe Inflation sind nicht nur Gift für die Aktienmärkte, wo derzeit kaum mehr namhafte Börsengänge stattfinden. Das Umfeld ist auch schlecht für das Geschäft mit Anleihen und kapitalmarktbezogenen Fremdkapitalfinanzierungen. Die Verschuldungsraten haben ein kritisches Niveau erreicht. Wie sich in diesem Umfeld der Appetit der Investoren auf verbriefte Kredite entwickelt, ein ehemals erfolgreiches Geschäft der Investmentbank, das die Credit Suisse ebenfalls abstoßen will, ist alles andere als klar.

Vielleicht steht in dieser Zeit der Krise sogar einmal das Glück aufseiten der Credit Suisse. Möglicherweise beendet die Bank eine Ära ihrer eigenen Geschichte, die gerade mit dem Ende der goldenen Zeiten des Investment Bankings zusammenfällt. Es wäre dem Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann und dem CEO Uli Körner zu wünschen, die seit Beginn der noch jungen Zusammenarbeit einen beflissenen Eindruck hinterlassen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)  von Daniel Zulauf

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