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BERLINER MORGENPOST: Ein Böhrnsen taugt nicht nur für Bremen

Archivmeldung vom 23.05.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.05.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Nichts Neues also an der Weser? Alles wie immer? Schon in Osterholz-Scharmbeck, könnte man meinen, interessiert sich heute kein Mensch mehr für dieses Bremer Wahlergebnis. Die SPD gewinnt, die Grünen beschaffen eine mehr als sichere Mehrheit. Auch die Union hätte das gerne getan, muss nun aber mit Platz drei vorliebnehmen. Die FDP fliegt ganz raus, trotz der Nothilfe des neuen Hoffnungsträgers Philipp Rösler, der sich in der vergangenen Woche ziemlich ins Zeug gelegt hatte.

Ein bitterer Tag für Schwarz-Gelb. Aber auch das ist ein Stück Normalität in der Hansestadt. Es lohnt sich dennoch, etwas genauer hinzuschauen. Zumindest für all jene Parteien, die sich in den kommenden Monaten ebenfalls Wahlen zu stellen haben. Denn Bremen - ausgerechnet dieses kleine, unauffällige, unspektakuläre Bremen - steht ein bisschen auch für das große Ganze. Für deutschen Durchschnitt. Für die größeren Städte im Land. Markenartikler legen ihre neuen Waren hier gerne vorzeitig in die Auslage, um zu sehen, wie was läuft. Vielleicht gilt das ja auch in der Politik. Und zwar jenseits der üblichen Parteiarithmetik. So bestätigt das Bremer Wahlergebnis deutlich, was man bei der Union spätestens seit Ole von Beust hätte wissen können: Wahlsiege sind in den großen Städten nur dann zu erringen, wenn es dem eigenen Personal, insbesondere dem Spitzenkandidaten gelingt, zumindest in Teilen des gegnerischen Lagers zu punkten. Fleißige, aber blasse Zählkandidaten, die nicht einmal das eigene Lager so richtig begeistern, bringen es bestenfalls auf Achtungserfolge. CDU-Kandidatin Rita Mohr-Lüllmann ist da ein klassisches Beispiel. Berlins Frank Henkel könnte im Spätsommer ein zweites werden. Insofern sollte es in der Hauptstadt-CDU heute heißen: hingucken, nicht wegducken. Das gilt auch für die Sozialdemokraten. Jens Böhrnsen hat angesichts des immer noch miserablen Bundestrends für seine Partei ein hervorragendes Wahlergebnis abgeliefert. Seine persönlichen Werte sind weit besser als die seiner Partei. Der Kurs des soliden, eigentlich unscheinbaren früheren Verwaltungsrichters, der wirtschaftliche Kompetenz mit sozialem Zusammenhalt und ökologischer Verträglichkeit zu paaren versucht, findet auch im bürgerlichen Lager Resonanz. Böhrnsen, das liegt nach dieser Weser-Wahl nahe, könnte eine Art Blaupause werden bei der Suche nach einem künftigen rot-grünen Kanzlerkandidaten. Das gilt für die von ihm vertretenen Inhalte, das gilt aber auch für sein zurückhaltendes Auftreten. Für Klaus Wowereit und das Abschneiden der Berliner SPD jedenfalls hat der Bremer die Latte, bei aller Unterschiedlichkeit der Städte, ganz schön hoch gelegt. Noch ein Satz zu den Grünen: Karoline Linnert, die ebenfalls jenseits der Bremer Stadtgrenzen kaum bekannte Spitzenkandidatin, hat alles richtig gemacht. Sie hat Beharrlichkeit gezeigt und Konstanz. Und sie hat verlässlich der Versuchung widerstanden, ihr Fähnchen nach dem Wind zu hängen. Das unterscheidet Linnert von Renate Künast. Und genau das macht es gar nicht so unwahrscheinlich, dass ihr Kalkül aufgeht, und sie tatsächlich im Jahr 2015 die erste Bremer Senatspräsidentin nach dem Krieg werden könnte, die nicht der SPD angehört.

Quelle: BERLINER MORGENPOST (ots)

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