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Westfalenpost: Und noch eine Sucht

Archivmeldung vom 04.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es gibt bestimmt einige Jugendliche, die so viel Zeit vor dem Computer verbringen, dass sie Probleme mit der direkten zwischenmenschlichen Kommunikation bekommen.

Es wäre äußerst wünschenswert, wenn alle Kinder im kritischen Umgang mit dem Internet ausgebildet würden. Und mit Fernsehen, Zeitungen, Büchern, Getwitter und uferlosem Handygebrauch. Medienkompetenz wird immer wichtiger. Darum sollte sich die Politik kümmern. Aber was tut die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, die sonst Nichtraucherschutz mit Raucherquälerei verwechselt? Sie erkennt eine neue Sucht. Die Online-Sucht. An ihr litten drei Prozent der Nutzer, sagt sie. Also fast zwei Millionen Menschen. Das wäre ja furchtbar. Aber das ist natürlich nicht wahr. Ich habe einmal die ganzen Sommerferien im Bett verbracht und gelesen. Da war ich Karl-May-süchtig. Später war ich jahrelang fußballabhängig. Bei großen Turnieren erleide ich Rückfälle und bin wochenlang kaum ansprechbar. Wahrscheinlich bin ich behandlungsbedürftig. Noch wahrscheinlicher aber bauschen Frau Bätzing und ihre Sucht-Experten ein Thema auf, um damit ihre eigene Bedeutung zu erhöhen. Schlechte Ärzte sehen ja auch nur Kranke. Den real durchaus existierenden Problemen wird solch unseriöser Aktionismus nicht gerecht.

Neue OZ: Sucht nicht mit Verboten bekämpfen

Dem Thema Internetsucht mehr Aufmerksamkeit zu widmen ist angesichts der Zahlen sicherlich nicht verkehrt. Doch welche Zahlen greifen hier überhaupt? Eine Studie besagt, von einer Sucht könne nur bei 1,4 Prozent der 12- bis 19-Jährigen gesprochen werden. Eine andere Studie spricht von drei Prozent aller 15-jährigen männlichen Jugendlichen, die allein von dem Spiel World of Warcraft abhängig seien.

Eine Beschränkung der Altersfreigabe, wie Bätzing sie fordert, wird das Problem zudem nicht lösen. Wie bekämpft man dann die Chat-Abhängigkeit, die Online-Kaufsucht oder den Drang, ständig in Netzwerken wie Facebook oder StudiVZ zu agieren? Neuerdings gibt es sogar einen Trend zur Recherchesucht. Demnach müsste Bätzing Reglementierungen für die Nutzung von Google oder Wikipedia fordern.

Die eigentliche Herausforderung besteht also vorerst darin, Internetsucht klar zu definieren und Therapiemöglichkeiten zu schaffen sowie auszuweiten. Denn keine Frage: Durch die technische Entwicklung wird es immer einfacher, sich online zu jeder Zeit und überall zu bewegen. Und die nun heranwachsende Generation wird mit dem Internet groß. Somit wächst die Zahl potenziell Abhängiger. Aber klar ist auch, dass das Internet Süchte nicht von selbst erzeugt - sondern als Ausweg für soziale Probleme aller Art erscheint. Der Kampf muss also vorher beginnen.

Mitteldeutsche Zeitung: zu Onlinesucht

Sicherlich sollte man anhand dieser Beobachtungen nicht alle Warnungen vom Tisch wischen. Virtuelle Welten verleiten ohne Zweifel zu Fluchtbewegungen ins Irreale. Die Medienkompetenz von Kindern und Eltern zu stärken ist in dem Zusammenhang eine wichtige Forderung, damit umzugehen. Vielleicht sollte Frau Bätzing dennoch im aktuellen Drogenbericht noch einmal auf Seite 89 nachlesen: "Erst auf der Basis verlässlicher statistischer Zahlen lassen sich Behandlungsmethoden sowie gezielte Präventionsmaßnahmen ... entwickeln." Bevor  nicht belastbare Daten auf dem Tisch liegen und genau definiert wird, was Online-Sucht eigentlich ist, neigt die Diskussion zur Panikmacherei und Entwicklung von Feindbildern. Für ein so wichtiges Thema wie den Umgang mit Neuen Medien ist das keine gute Grundlage.

Quelle: Westfalenpost / Neue Osnabrücker Zeitung / Mitteldeutsche Zeitung

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