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Westdeutsche Zeitung: Friedensnobelpreis

Archivmeldung vom 09.10.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.10.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Im Internet kursiert eine ironisch-bissige Frage: Wann war eigentlich das letzte Jahr, in dem Helmut Kohl nicht für den Friedensnobelpreis nominiert wurde? Angeblich richtige Antwort: 1988, also das Jahr, bevor die Mauer fiel. Die Schmonzette zeigt das Dilemma, in dem der geistig rege aber körperlich angeschlagene Kanzler der Deutschen Einheit und Mitgestalter der europäischen Entspannung steckt.

Er selbst ist überzeugt davon, die Auszeichnung verdient zu haben. Doch selbst 1992, als ihn der ehemalige sowjetische Präsident Gorbatschow vorschlug - oder 2007, als es EU-Präsident Barroso tat - half das alles nichts. Und Kohl läuft die Zeit  davon. Auch wenn er gestern trotzig betonte, man solle mal in Ruhe abwarten, weiß er ganz genau, dass das von ihm oft erfolgreich angewandte Rezept des Aussitzens diesmal nicht funktionieren dürfte. Denn auch 2011 könnte es gute andere Kandidaten geben. Das ist tragisch für Helmut Kohl.

Doch auch er wird an der Wahl nichts zu mäkeln haben. Die Entscheidung für den chinesischen Bürgerrechtler Liu Xiaobo kann und darf nirgendwo auf Kritik stoßen. Ausgenommen bei einigen, allerdings sehr mächtigen chinesischen Betonköpfen. Doch auch gerade deshalb gilt: Hut ab vor dem Mut zu dieser Wahl.

Vor allem hat das Komitee damit bewiesen, dass es tatsächlich frei von Beeinflussung durch Regierungen ist. Dabei geht es nicht allein um die Wut, die es in Peking ausgelöst hat, sondern auch um die kolportierten Versuche der Einflussnahme durch die norwegische Regierung. Diese verspürt wohl Angst vor dem Zorn aus Fernost. Denn China ist zwar ein immer wieder getadelter Staat mit frappierenden Menschenrechtsverletzungen, andererseits aber heute schon eine gigantische Wirtschaftsmacht. Mit dieser macht man gerne Geschäfte und träumt von riesigen Exportmärkten. Mindestens Norwegen hat da jetzt schlechte Karten. Doch viel wichtiger ist das klare Signal, das das Komitee ausgesendet hat.

Es wird dem Regime in China schwer fallen, die Nobelpreis-Information zu unterdrücken, selbst wenn Chinas Suchmaschinen seit gestern das Wort Nobel nicht mehr kennen. Demokratie und Menschenrechte in China haben zumindest einen kleinen Sieg errungen. 

Quelle: Westdeutsche Zeitung

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