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Börsen-Zeitung: Elektrisierte Republik

Archivmeldung vom 13.03.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.03.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Noch vor zwei Jahren lautete die Faustformel für Deutschlands Energiebranche: Aus zwei mach vier. Als Eon und RWE die Töchter Innogy und Uniper abspalteten, entstanden zwei Stromnetzbetreiber und zwei Kraftwerkskonzerne. Jetzt kommt - viel schneller als von den meisten erwartet - die nächste Neuordnung: Aus drei mach zwei. Der größte Teil des deutschen Stromverteilnetzes und des Vertriebs landet bei Eon.

Dagegen bündelt RWE den größten Teil der deutschen Stromerzeugung unter einem Dach und kann perspektivisch das auslaufende Geschäft mit Atomkraft und Braunkohle durch Ökostrom ersetzen. An welchen Stellen dieses Investmentbanker-Deals die Kartellwächter Einwände erheben werden, ist noch offen. Im ohnehin regulierten Monopol der Netze gibt es keine Probleme. Aber es wird solche Einwände geben - mindestens in Großbritannien, wo sich die Zahl der Konkurrenten auf vier reduziert.

Gewinner des Deals wären die Aktionäre. Die Kurse aller drei Konzerne schnellten am Montag nach Bekanntwerden der Pläne in die Höhe. Verwunderlich ist das nicht. Bei allen verwirrenden Details leuchtet die Logik der Zerschlagung unmittelbar ein: Sowohl Eon als auch RWE erzielen durch die Neuordnung und Bündelung der Geschäfte erhebliche Größenvorteile und kommen wieder auf Augenhöhe zu europäischen Rivalen wie Enel, Engie oder Iberdrola. Diese hatten Eon und RWE in den Jahren der Energiewende und des Atomausstiegs vorübergehend abgehängt, müssen jetzt aber wieder mit starken Konkurrenten aus Deutschland rechnen.

Zu den großen Verlierern werden wohl die 40000 Beschäftigten von Innogy werden. Wenn Eon tatsächlich rund 700 Mill. Euro an jährlicher Ersparnis erzielen will, kann es nicht das nicht ohne den Abbau Tausender Stellen abgehen - 5000 werden in ersten Berechnungen genannt. Dass alle drei Konzerne ihren Sitz in Essen haben, macht Stellenabbau in der Verwaltung umso einfacher. Insofern überrascht auch die achselzuckende Billigung, mit der weite Teile der Politik und selbst der Gewerkschaften bisher die Zerschlagung zur Kenntnis nehmen.

Offenbar wird in der Politik, die in die Pläne vorab eingeweiht sein dürfte, die Chance höher gewertet, wieder schlagkräftige Player auf dem deutschen und europäischen Energiemarkt zu bekommen, als das Risiko einer Wettbewerbsbeschränkung durch zwei den Markt dominierende Unternehmen. Sollte dieses Risiko eintreten, dann könnte es neben den Beschäftigten auch noch die Stromverbraucher als Verlierer treffen, weil sie höhere Strompreise zahlen müssten.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Christoph Ruhkamp.

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