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Börsen-Zeitung: Um jeden Preis

Archivmeldung vom 24.10.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.10.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Echte Zuversicht sieht anders aus. Gut 37 Stunden vor dem Ende der Tauschfrist hat Linde die Annahmequote von 75 auf 60 Prozent gesenkt. Diese happige Korrektur und die damit verlängerte Frist lassen sich nicht nur mit den Vorgaben mancher Indexfonds erklären, die ihre Aktien erst andienen dürfen, wenn die Mindestquote erreicht ist.

Denn entscheidend sind bei weitem die aktiven Investoren. Sie halten geschätzt 87 bis 90 Prozent der Anteile. Wäre die große Mehrheit dieser Aktionäre vom Zusammenschluss mit Praxair überzeugt, hätte Linde die alte Schwelle bis zum Ablauf der ursprünglichen Frist spielend erreicht. Offenbar gibt es jedoch zahlreiche skeptische Investoren, die an Wolfgang Reitzles Idee nicht so recht glauben, einen Weltklassekonzern zu formen. Der Aufsichtsratsvorsitzende von Linde hatte den Aktionären schon verwehrt, auf der Hauptversammlung über die Fusion zu entscheiden. Er will sein Ziel um jeden Preis erreichen.

Die Zurückhaltung vieler Aktionäre ist das nächste Schlagloch auf dem langen Weg zum angestrebten Zusammenschluss. Angefangen hatte es mit dem abgebrochenen ersten Versuch und den Querelen im Vorstand von Linde. Dann der Widerstand der Arbeitnehmerseite, der bis heute schwelt. Er zeigte sich in Protesten auf der Straße und der Ablehnung im Aufsichtsrat. Zudem lassen die Aktionärsschützer der DSW von einem Gericht klären, ob es rechtmäßig war, die Anteilseigner nicht abstimmen zu lassen. Nun kritisiert die DSW wie die SdK das Tauschangebot als unattraktiv für die Linde-Aktionäre, da es zu niedrig ausfalle. Auch hier gilt offensichtlich: um jeden Preis.

Mit der verlängerten Frist und der gesenkten Schwelle verbessert Linde die Chancen, mit dem Tauschangebot erfolgreich zu sein. Doch letztlich brauchen die beiden Fusionspartner 75 Prozent. Ohne diese Mindestquote kann die gemeinsame Linde plc nicht von den deutlich niedrigeren Steuersätzen in Großbritannien profitieren. Dann müsste der Steuersitz in die USA verlegt werden. Daran kann das ganze Vorhaben noch scheitern.

Wird die Dreiviertelmehrheit nun doch erreicht, müssten Linde und Praxair die Genehmigungen von 23 Wettbewerbsbehörden einsammeln. Das wäre ebenfalls eine holprige Strecke, vor allem in Nord- und Südamerika. Fielen die Kartellauflagen höher als das von den Unternehmen gesteckte Umsatz- und Ergebnislimit aus, wäre wahrscheinlich auch eine Korrektur dieser Schwelle fällig. Wieder zum Schaden der Glaubwürdigkeit des Managements.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Joachim Herr

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