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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Debatte über flexiblere Arbeitszeiten Menschliches Maß

Archivmeldung vom 14.11.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.11.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Die Arbeit ist für den Menschen da, nicht der Mensch für die Arbeit. Dieser Satz findet sich so oder ähnlich sogar in Schriften der katholischen Sozialethik. Was wie eine Binsenweisheit klingt, ist in der Praxis ein oft schwer zu verteidigender Grundsatz. Das zeigt auch die aktuelle Debatte um eine Öffnung der Arbeitszeitregelungen in Deutschland.

Etwas Besinnung auf den Sinn und Zweck von Arbeit täte den Befürwortern von deregulierten Arbeitszeiten gut. Das gilt auch für den Sachverständigenrat der Bundesregierung, die sogenannten Wirtschaftsweisen. Rein ökonomisch betrachtet ist es für die Arbeitgeber selbstverständlich vorteilhaft, wenn sie ihre Beschäftigten bedarfsgerechter einsetzen können. Das steigert letztlich ihre Wettbewerbsfähigkeit und damit auch die ökonomische Basis der Gesellschaft.

Frei nach dem Motto: Wenn die Zahlen stimmen, geht es allen gut. Diese Formel lässt die Belange der Arbeitnehmer aber einfach außen vor. Sicher hat Deutschland ein einschränkendes Reglement hinsichtlich der erlaubten Tages- und Wochenarbeitszeiten. Die Praxis in vielen Betrieben zeigt jedoch auch, dass einzelne Unternehmen viele Möglichkeiten haben und nutzen, um die betriebswirtschaftlichen Belange mit den Zeitbedürfnissen ihrer Mitarbeiter zu vereinbaren. In kleinen Firmen steht der Acht-Stunden-Tag oft nur auf dem Papier. Überstunden sind vor allem für Berufseinsteiger die Regel. Der Berg an geleisteter Mehrarbeit summiert sich auf 1,8 Milliarden im Jahr.

Da kann es an Flexibilität ja wohl kaum mangeln. Zugleich braucht die Wirtschaft mehr Frauen als Fachkräfte. Die Generation der Arbeitnehmer unter 40 soll einerseits möglichst viel arbeiten, andererseits eine Familie gründen und auch noch die Eltern pflegen. Da drängt sich der Eindruck auf, dass für Ökonomen eher ein gegenteiliger Grundsatz gilt und der Mensch für die Arbeit da ist, nicht umgekehrt. Viele Arbeitnehmer wollen tatsächlich flexible Arbeitszeiten. Folgerichtig erhebt sich die IG Metall in dieser Woche, um eine zeitweilige 28-Stunden-Woche durchzusetzen. Auch die Mitarbeiter der Deutschen Bahn können sich zwischen mehr Lohn oder mehr Freizeit entscheiden. Intelligente Lösungen sind gefragt, Modelle, die auf Übereinkünften beruhen und nicht auf Weisung von oben. Solange dies nicht gängige Praxis ist, sind feste Regeln für die Arbeitseinsätze unerlässlich.

Quelle: Neue Westfälische (Bielefeld) (ots) von Wolfgang Mulke

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