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Souverän in der Krise

Archivmeldung vom 28.08.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.08.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Als die Coronavirus-Pandemie im Frühjahr die US-Wirtschaft in ein tiefes Tal stürzte, reagierte die Notenbank unter der Leitung ihres Chefs Jerome Powell rasch. Zahlreiche Anleihenkauf- und Kreditprogramme zielten darauf ab, die Wirtschaft mit maximaler Liquidität zu versorgen und die vom Kongress beschlossenen Konjunkturpakete zu ergänzen. Nun ging der Fed-Chef einen großen Schritt weiter.

Obwohl die Teuerungsrate seit langer Zeit das zweiprozentige Inflationsziel unterschreitet, wird die Zentralbank künftig bereit sein, Abweichungen hiervon in Kauf zu nehmen - auch nach oben. Lediglich ein entsprechender Durchschnittswert soll auf Dauer realisiert werden, heißt es. Der Kurswechsel stellt eine komplette Kehrtwende gegenüber der Strategie des früheren Notenbankchefs Paul Volcker dar, der während der achtziger Jahre mit drastischen Zinserhöhungen versuchte, die Inflation abzuwürgen.

Im Gegensatz zu Volcker hat Powell den Luxus, nicht mit hohen Preisen kämpfen zu müssen. Das neue geldpolitische Rahmenwerk, welches alle fünf Jahre überarbeitet werden soll, bedeutet, dass die Fed auch dann auf Kurs bleibt, wenn sie ihr nahezu unbegrenztes Instrumentarium erschöpft, um die Wirtschaft aus einer tiefen Krise zu führen und dies vorübergehend die Teuerungsrate nach oben drückt. Auffallend ist an der Wende auch, dass die Währungshüter ihr Augenmerk verstärkt auf die Lage am Arbeitsmarkt richten wollen.

Insbesondere wollen sie zudem die Situation mittlerer und niedriger Einkommensbezieher stärker berücksichtigen, eine verteilungspolitische Komponente, die sich bereits unter Janet Yellen abzeichnete. Zu guter Letzt hat Powell die Transparenz in der Geldpolitik weiter erhöht. Denn die Märkte wissen nun, dass die expansive Politik trotzdem fortgesetzt wird, auch wenn neue Kreditprogramme so viel Geld in Umlauf bringen, dass höhere Preise unvermeidlich sind.

Dabei könnten solche Programme wahrscheinlicher werden. Zum einen deswegen, weil heillos zerstrittene Demokraten und Republikaner scheinbar außerstande sind, sich auf Einzelheiten eines weiteren Konjunkturpakets zu einigen. Zum anderen, weil Powell einen Negativzins kategorisch ausgeschlossen hat und somit Kredite die einzige Alternative bleiben. Die Rolle der Fed als Stütze der US-Konjunktur ist heute so bedeutend wie nie zuvor, und der Fed-Vorsitzende hat ein weiteres Mal Souveränität in der Krise bewiesen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Peter De Thier

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