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Westdeutsche Zeitung: Allein Wachstum löst in China kein Minderheiten-Problem

Archivmeldung vom 07.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Auslöser war eine rassistisch motivierte Massenschlägerei unter Wanderarbeitern in einer südchinesischen Spielzeugfabrik - von der Welt kaum beachtet. Das Ergebnis ist ein beispielloser Gewaltausbruch tausende Kilometer entfernt, mit mindestens 140 Toten, mehr als 800 Verletzten und einigen hundert niedergebrannten Geschäften.

Während Peking sich auf die Feiern zum 60. Jahrestag der Wiederherstellung der Staatlichkeit vorbereitet, droht die westliche Provinz Xinjiang mit ihrer starken turkstämmigen muslimischen Minderheit der Kontrolle zu entgleiten. Xinjiang ist heute die reichste Außenprovinz Chinas. Doch die sprunghafte wirtschaftliche Entwicklung hat die ethnischen Widersprüche nicht wie erhofft eingeebnet, sondern verschärft. Immer mehr Han-Chinesen suchten in der an Bodenschätzen reichen Provinz ihr Glück, und sie waren in der Regel erfolgreicher als die alteingesessenen Uiguren.

Chinesen kontrollieren Wirtschaft und Politik, was einen Teil des Hasses erklärt, der sich jetzt entlud. Und was einen fruchtbaren Boden für einen radikalen Islam bietet, der nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion von Tschetschenien über Usbekistan bis Afghanistan in Zentralasien eine Renaissance erlebte. Erst diese Verbindung von ethnischer, religiöser und sozialer Diskriminierung, aufgeheizt durch islamische Agitatoren, macht die halbautonome Uiguren-Provinz zum Pulverfass.

Wir sollten aber vermeiden, uns mit einem rassistischen Mob gemein zu machen, der wahllos über alles herfällt, was auch nur entfernt chinesisch aussieht. Die Morde an wehrlosen Passanten sind keine zu rechtfertigenden "Verzweiflungstaten". Wer solche Art von Mordbrennerei als "Freiheitskampf" glorifiziert, rechtfertigt nur deren militärische Unterdrückung.

Chinas Führung weiß, dass Repression allein die Probleme nicht wird lösen können. Ihr Glaube aber, die wirtschaftliche Entwicklung werde sozusagen von selbst die Widersprüche glätten, hat sich nicht erst jetzt in Xinjiang als Illusion erwiesen. Vielleicht setzt sich in der chinesischen Führung die Erkenntnis durch, dass an ihrer Minderheiten-Politik etwas grundsätzlich falsch läuft. Nach 60 Jahren wäre es wohl an der Zeit.

Quelle: Westdeutsche Zeitung (von Eberhard Fehre)

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