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Klimafreund Biden

Archivmeldung vom 23.10.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.10.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Auf grüne Anlagen bedachte Investoren blicken dem Ausgang der US-Wahlen besonders gespannt entgegen. Denn während die Frage, wer im Weißen Haus sitzt, für den Gesamtmarkt eher von nachrangiger Bedeutung ist, spielen die politischen Machtverhältnisse für einige Branchen durchaus eine große Rolle. Dies zeigt sich an kaum einem Streitpunkt besser als dem Klima- und Umweltschutz.

Denn der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden will im Falle seines Wahlsieges dem Pariser Klimaabkommen von 2015 wieder beitreten und gewaltige Summen für die klimafreundliche Umgestaltung der US-Energieversorgung ausgeben. Experten erhoffen sich eine Subventionierung privater Investitionen in grüne Technologien - u. a. für die Anschaffung von Solarzellen für Wohnhäuser. Da der Großteil der Börsianer mit einem Sieg Bidens zu rechnen scheint und sich die Märkte auf einen demokratisch dominierten Kongress einstellen, sind die Aktien vieler Anbieter von grünen Technologien bereits enorm gefragt.

Der Renixx World als globaler Aktienindex für erneuerbare Energien hat seit Jahresbeginn beinahe 100% an Wert gewonnen. Auch der Dow Jones US Renewable Energy Equipment Index liegt seit Anfang Januar mit über 50% im Plus. Einzelne US-Titel wie die Aktie des Solarenergie-Systementwicklers Sunrun oder des Brennstoffzellproduzenten Plug Power haben sogar Anstiege von über 300% hingelegt. Dabei stellen sich allerdings die Fragen, ob Bidens Klimaschutzförderung nicht schon stark in den Kursen eingepreist ist und wie viel Potenzial die Umsetzung der Pläne des Demokraten bei den Titeln des Sektors noch freisetzen kann.

Verlierer dürften unter Biden insbesondere die Aktien von Produzenten fossiler Energien sein - dabei stehen diese im laufenden Jahr infolge des Nachfrageschocks am Ölmarkt ohnehin schon unter Druck. Die Aktie von ExxonMobil beispielsweise hat im laufenden Jahr die Hälfte ihres Wertes eingebüßt. Die Konsolidierung im Sektor dürfte durch die schnellere Integration alternativer Energien in die Versorgung nach Ansicht von Marktbeobachtern weitergehen.

Auch wenn Donald Trump in der zweiten TV-Debatte am Donnerstag betont hatte, die Umwelt "zu lieben", dürfte die Abkehr von fossilen Energieträgern unter ihm ausgebremst werden. Schließlich hat der Präsident dem Pariser Klimaabkommen in seiner ersten Amtszeit den Rücken gekehrt und Umweltschutzregularien aufweichen lassen. Inwieweit eine zweite Trump-Präsidentschaft den Abwärtstrend der Ölaktien stoppen könnte, bliebe abzuwarten, allerdings stünden weniger rapide Kursrückgänge in Aussicht als unter Biden.

Die bei einem Sieg des demokratischen Kandidaten befürchteten Steuererhöhungen und verschärften Regulierungen machten Biden gerade vor Aufkommen der Coronakrise zum Schreckgespenst der Börsianer. Ob, wann und in welcher Stärke der einstige Vizepräsident solche Maßnahmen durchsetzen kann, hängt aber wesentlich davon ab, ob die Demokraten den Senat erobern können. Und selbst dann würden wohl nicht sofort kräftige Steuererhöhungen anstehen, da diese heftig auf die Gewinne der Unternehmen durchschlagen und die schwächelnde US-Wirtschaft stark belasten würden. Allerdings muss sich die Pharmaindustrie selbst bei einem republikanischen Senat wohl auf Eingriffe in die Preisbildung einstellen, was ihre Aktien belasten dürfte.

Ein Trump-Sieg wäre hingegen gefährlich für in Asien aktive sowie exportorientierte europäische Unternehmen. Der Amtsinhaber hat bekräftigt, China für die Corona-Pandemie bezahlen zu lassen, eine weitere Eskalation im Konflikt zwischen Washington und Peking wäre bei seiner Wiederwahl wahrscheinlich. Natürlich würden sich die Handelsspannungen auch unter Biden nicht in Luft auflösen. Möglich ist, dass viele von Trumps Strafzöllen einfach ein neues Label erhalten - als grüne Maßnahmen. Denn die immer noch niedrigen Umweltstandards der Volksrepublik dürften dem Klimaschutzfreund Biden nicht schmecken.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Alex Wehnert


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