WAZ: Oskar auf zwei Hochzeiten
Archivmeldung vom 10.10.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittOskar Lafontaine geht nicht in Rente. Aber auf Altersteilzeit lässt er sich im Bund schon ein, wenn er den Fraktionsvorsitz der Linken abgibt und nur Parteichef bleiben will. Ein klarer Schnitt ist das nicht.
Zumal der Mann auf zwei Hochzeiten tanzt: In Berlin und im Saarland, wo es noch zu einer Koalition mit der SPD und den Grünen kommen kann. Es ist sehr befremdlich, dass einer sowohl im Bundestag als auch im Landtag sitzen will. Das schafft man nicht mit links.
Ein Mann mit seiner Erfahrung und Außenwirkung würde Rot-Rot-Grün Stabilität verleihen. Aber wenn ein Patriarch den Raum betritt, stellt sich immer auch die Autoritätsfrage. Die Situation an der Saar wird politisch delikat.
In der Politik gibt es übrigens genug "Vorbilder" als informelle Vorsitzende, die sogar ohne Amt die Strippen zogen. Zum Beispiel Hans-Dietrich Genscher bei der FDP oder Joschka Fischer bei den Grünen. Ein Lafontaine kann sich als Parteichef erst recht in jede Debatte einschalten. So schnell wird ihn also keiner los, weder die Linke noch die SPD, die er oft genug vorgeführt hat.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung