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Berliner Morgenpost: Die Griechen, das Geld und die Glaubwürdigkeit

Archivmeldung vom 05.03.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.03.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Eine alte Börsenweisheit besagt, dass der Markt immer recht hat. Wenn das so ist, dann lässt sich etwas anderes auch mit Bestimmtheit sagen: Die Deutsche Bank hat nicht immer recht; manchmal liegt sie sogar furchtbar daneben. So wie am Donenrstag, als es den Griechen gelang, eine zehnjährige Staatsanleihe bei hoher Nachfrage problemlos zu platzieren - noch dazu mit einem Zins, der niedriger ausfiel, als Beobachter erwartet hatten.

Nach diesem Erfolg denkt nun erst einmal keiner mehr ernsthaft über Josef Ackermanns Pläne nach, mit staatlicher Hilfe zwischen 20 bis 30 Milliarden Euro für die Griechen zu organisieren. Zugunsten des Deutsche-Bank-Chefs muss man allerdings sagen, dass die Entwicklung an den Märkten in den vergangenen Wochen einer Achterbahnfahrt glich. Was heute goldrichtig ist, kann morgen völlig falsch sein. Wer heute noch Griechenland für zehn Jahre Geld für 6,5 Prozent leiht und das für ein gutes Geschäft hält, wird es morgen vielleicht bitter bereuen, weil die Kurse griechischer Staatsanleihen dann eben doch einbrechen. Aber bei allem Verständnis für die Unwägbarkeiten des Kapitalmarktes: Die Finanzbranche - und allen voran der deutsche Branchenprimus - hat ihrer Glaubwürdigkeit einen Bärendienst erwiesen. Wieder einmal drängt sich bei unbeteiligten Beobachtern der Eindruck auf, dass den Großbankern die eigenen Geldinteressen eben doch wichtiger waren als das Wohl der Allgemeinheit. Da hilft es dem Ansehen der Deutschen Bank auch nur sehr wenig, dass sie die Märkte in Vorfreude auf ein europäisches Hilfspaket zum Wochenanfang sogar etwas beruhigt hat. Denn am Ende war es die Europäische Zentralbank (EZB), die die Lage gewendet hat - zumindest vorerst. Indem die sonst so kritischen Währungshüter dem griechischen Konsolidierungspaket eine Art amtlichen Segen gaben, haben sie die großen Zweifel zerstreut, die es bis dahin an den Sparbemühungen des Mittelmeerlandes gab. Ohne Risiko ist das Verhalten der Frankfurter Notenbanker jedoch nicht. Denn bei aller Freude lässt sich eines mit Sicherheit sagen: Es wird viele Monate dauern, bis die Griechen über den Berg sind. Nun müssen sie erst einmal beweisen, dass sie es mit ihren Sparversprechen ernst meinen. Schon heute zeigen die Massendemonstrationen in Athen, was für ein steiniger Weg das wird. Gehen die Griechen diesen Weg nicht konsequent voran, wird am Ende nicht nur die ohnehin schon geringe Glaubwürdigkeit des Landes ruiniert sein - auch das Ansehen der EZB würde erheblich ramponiert. Die europäische Notenbank hat sich in ihrer kurzen Geschichte bislang mit gutem Grund auf Distanz zur europäischen Politik gehalten - seit ihrem Lob für die Griechen sitzt sie mit ihr in einem Boot. Die Gefahr ist nicht gering, dass die kleine Republik im Süden Europas - deren Wirtschaftskraft nicht viel größer ist als die von Hessen - auch die letzte wirklich glaubwürdige Institution in Europa in ihrem Sog mit nach unten reißt. Für die Euro-Zone wäre das eine Katastrophe.

Quelle: Berliner Morgenpost

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