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Zu wenig versprochen

Archivmeldung vom 10.11.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.11.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

Die Commerzbank hat ein weiteres Mal geliefert. Den bereits angekündigten Belastungen aus dem Geschäft der polnischen Tochter zum Trotz hat das Institut im dritten Quartal das beste Ergebnis seit mehr als einem Jahrzehnt verbucht. Dank der vor allem in Polen massiv gestiegenen Zinsen schrammte der Konzern mit einem Nettogewinn von 963 Mill. Euro in den ersten neun Monaten nur knapp am für das Gesamtjahr avisierten Milliardenziel vorbei.

Offensichtlich ist es dem Management in den vergangenen anderthalb Jahren gelungen, die Kosten in den Griff zu bekommen und die Effizienzvorteile des digitalen Vertriebs zu nutzen. So ist nach Angaben der Commerzbank der Abbau von mehr als 8000 Stellen bereits geregelt. Um die 450 geschlossenen Filialen zu ersetzen, hat die Privatkundensparte bundesweit zwölf Beratungszentren in Betrieb genommen. Und noch in diesem Monat sollen die ersten Mittelstandskunden in die neu aufgebaute Direktbank überführt werden.

Mehr noch als die mit Ausnahme einiger kleinerer Modifizierungen recht konsequente Um­setzung seines Strategieprogramms spielte dem als Sanierer angetretenen Konzernchef Manfred Knof die Zinswende in die Hände, auf die sein Vorgänger so lange vergeblich gewartet hatte. So legte der im dritten Quartal erwirtschaftete Zinsüberschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 40 Prozent auf 1,6 Mrd. Euro zu. Das reichte aus, um den auf das schwächelnde Wertpapiergeschäft zurückzuführenden Rückgang des Provisionsüberschusses um gut 4 Prozent auf 0,8 Mill. Euro gut zu verschmerzen.

Angesichts dieser mehr als soliden Entwicklung und der Aussicht auf weiteren Rückenwind durch die beschlossenen und noch zu erwartenden Zinserhöhungen im Euroraum be­kräftigte Finanzchefin Bettina Orlopp, dass sich die Aktionäre auf die Ausschüttung einer Dividende einstellen können. Zu­gleich setzte sie auch die Ziele des laufenden Restrukturierungsprogramms "Strategie 2024" herauf. Warum nur brach der Aktienkurs daraufhin um mehr als 7 Prozent ein?

Es sieht so aus, als ob die Commerzbank in der Verlässlichkeitsfalle steckt. Nach knapp zwei Jahren Re­struk­turierung hat sich der Markt daran ge­wöhnt, dass sie immer ein wenig mehr abliefert als versprochen. Daher kann Orlopp mit der Er­höhung der Prognose­ für 2024 keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Längst rech­nen­ die Analysten damit, dass die Erträge 2024 die Marke von 10 Mrd. Euro überschreiten werden. Daran ändert auch die zu­vor ausgegebene Prognose von 9,1 Mrd. Euro nichts. Gleiches gilt für das operative Ergebnis, das 2024 trotz inflationsbedingt steigender Kosten mit 3,2 Mrd. Euro höher ausfallen soll als die bislang prognostizierten 3,0 Mrd. Euro.

Vorwerfen sollte man der Commerzbank diese Vorsicht jedoch nicht, im Gegenteil. Vor dem Hintergrund der konjunkturellen Unsicherheit, mit der die Kunden der Commerzbank ins nächste Jahr gehen, ist Zurückhaltung mehr als geboten. Der heutige Blick auf den Kursticker mag für die Aktionäre der Commerzbank unerfreulich sein. Doch ein schlechter Tag an der Börse ist allemal besser als optimistische­ Prognosen, die in ein paar Monaten womöglich schon wieder kassiert werden müssen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Anna Sleegers

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