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Archivmeldung vom 19.06.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.06.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Wer geglaubt hat, mit der jüngsten Strafanzeige der Finanzaufsicht BaFin gegen den gesamten vierköpfigen Vorstand von Wirecard wegen des Verdachts der Marktmanipulation hätte die Krise des Fintechs ihren Höhepunkt erreicht, sah sich am Donnerstag eines Besseren belehrt. Die Kursimplosion nach der denkwürdigen Ad-hoc-Meldung vom Donnerstag belegt, dass der Zahlungsabwickler mit seiner Equity Story auf ganzer Linie gescheitert ist. Wirecard hat ihr letztes Vertrauen bei den Anlegern verspielt.

Dieser Absturz der Aktie kam - wie so vieles in den vergangenen Monaten zuvor bei Wirecard - mehr als überraschend. Denn die Konzernspitze signalisierte zuletzt, dass der Abschlussprüfer EY den Geschäftsbericht für 2019 testieren werde. Doch dazu kam es angesichts der offensichtlichen umfangreichen Bilanzierungsmängel nicht. EY verweigerte das Testat.

Das ruft Investoren auf den Plan, können diese sich doch zu Recht nach der erneuten Terminverschiebung für die Bilanzvorlage getäuscht fühlen. Nach dem zweifelhaften Umgang der Verwaltung von Wirecard mit Publizitätspflichten im Zusammenhang mit der vorherigen Sonderprüfung von KPMG droht dem Dax-Konzern eine Klagewelle institutioneller und privater Anleger. Das kostet viel Geld, drückt auf die Marge und raubt dem Unternehmen wertvolle Zeit bei der Aufarbeitung der selbstverschuldeten Fehler in der Kapitalmarktkommunikation und im Bereich Compliance.

Kopfschütteln löst auch der Hinweis der Konzernführung aus, dass bei einer Nichtvorlage der Bilanz bis zum heutigen Freitag Gläubigerbanken 2 Mrd. Euro fällig stellen können. Was ist da los? Hat der Vorstand seine Organisation nicht mehr im Griff? Solche drohenden Probleme ließen sich im Vorfeld mit Geschick in den Verhandlungen mit den kreditgebenden Banken aus dem Weg räumen. Offensichtlich verfügt das Management nicht mal mehr darüber. Dass diese von Wirecard selbst verlautbarte Frist - 19. Juni - nicht mehr einzuhalten ist, dürfte klar sein. Denn in wenigen Stunden lassen sich die Mängel, die mit 1,9 Mrd. Euro ein Viertel der Bilanz ausmachen, nicht aus dem Weg räumen.

Der Reputationsschaden bei Wirecard ist mittlerweile so gewaltig, dass der Druck auf den als Aufräumer angetretenen Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas Eichelmann wächst, personell alsbald die Reißleine zu ziehen. Braun und seine Vorstandskollegen haben ausgespielt. Angesichts ihrer zum Jahresende auslaufenden Verträge wäre ein "Weiter-so" bei der Gesellschaft unverantwortlich.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Stefan Kroneck

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