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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Störfall im Kernkraftwerk Krümmel

Archivmeldung vom 06.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Das war eine ganz schlechte Woche für die Atom-Lobby. Erst warf Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) dem Deutschen Atomforum, der Interessenvertretung der Akw-Betreiber, jahrzehntelange Schönfärberei und das Verharmlosen von Sicherheitsgefahren vor.

Und dann muss prompt das Kernkraftwerk Krümmel wegen eines Kurzschlusses in einem Transformator abgeschaltet werden. Störfälle sind für Atomkraftwerke wie Sargnägel, sie stellen ihre Existenz drastisch in Frage. Für die Betreiber sind Störfälle eine schallende Ohrfeige. Und die hat sich Vattenfall verdient: Nicht der Konzern hat die Atomaufsicht über die Panne in Krümmel informiert, sondern die Polizei. Das ist mehr als nur eine »Informationspanne«, wie Vattenfall verniedlichend meint, sondern der Beweis für eine Strategie, die die Akw-Betreiber immer schon verfolgten: Ein Zwischenfall wird erst dann zugegeben, wenn es nicht mehr anders geht. Krümmel ist für die Kernkraftbefürworter ein Albtraum und für die Gegner ein gefundenes Fressen. Erst vor zwei Wochen nach zwei Jahren Stillstand wieder in Betrieb genommen, kommt es zu einer Panne nach der anderen. Nach dem Defekt in der Elektronik, den Problemen mit der Turbine nun der Kurzschluss im Transformator. Kernkraft sei eine saubere und günstige Energie, wirbt das Atomforum seit Monaten für verlängerte Laufzeiten. Aber für die Akzeptanz in der Bevölkerung ist etwas anderes entscheidend: die Sicherheit. Und genau an diesem sensiblen Punkt droht Krümmel zum Symbol der Unzuverlässigkeit zu werden. Weil Kernkraft riskant ist, sind die Versicherungskosten für Betreiber immens hoch. Wer etwa einen der neuen Europäischen Druckwasserreaktoren (EPR) bauen möchte, der 60 Jahre lang zwölf Milliarden Kilowattstunden Strom im Jahr produziert, muss etwa 40,2 Milliarden Euro Versicherungskosten einkalkulieren. Auch das Argument des günstigen Stroms ist mit Vorsicht zu genießen: Stammt er aus dem Atomkraftwerk, kostet er zwischen 9,2 und 10,3 Cent pro Kilowattstunde. Kohle (2,5 bis 5 Cent), Gas (4,0 bis 8,0 Cent) und Wind (6,0 bis 9,0 Cent) sind günstiger. Je häufiger Krümmel Negativschlagzeilen macht, desto klarer wird: Atomkraft ist nur noch eine Brückentechnologie. Solange Deutschland seinen Energiebedarf nicht vorrangig aus erneuerbaren Quellen wie Wind, Wasser, Sonne und Erdwärme decken kann, solange brauchen wir Kernkraft. Die Verlängerung der Laufzeiten der modernsten Meiler ist vertretbar, der Bau neuer Kernkraftwerke nicht. Windparks in Nord- und Ostsee können 2030 bereits mehr als 15 Prozent des deutschen Strombedarfs liefern, sind sich Experten sicher. Das Emirat Abu Dhabi baut bis 2016 die Zukunftsstadt Masdar City. Sie wird vollständig aus erneuerbaren Energien versorgt. München soll bis 2058 ein deutsches Pendant werden. Fazit: Die Alternativen zu Krümmel und Co. gilt es zum Wohle der Bürger auszubauen, und das möglichst schnell.

Quelle: Westfalen-Blatt

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