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Unruhiger Herbst: Zum Ausblick am Aktienmarkt

Archivmeldung vom 09.10.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.10.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

Auch wenn es dem Dax am Freitag noch gelungen ist, bei 15.206 Zählern mit einem kleinen Wochenplus von 0,3% aus dem Handel zu gehen, scheint sich der von einigen Experten für den Aktienmarkt prognostizierte unruhige Herbst einzustellen. Wie nervös die Marktteilnehmer angesichts der Vielzahl von Unsicherheitsfaktoren derzeit sind, zeigte sich am Mittwoch, als der Index unter die Marke von 15.000 Punkten bis auf 14.828 Punkte absackte, ein Minus im Vergleich zum Rekord von Mitte August von rund 1.200 Zählern.

Schon von einer langen Liste von Belastungen, darunter die Notlage des chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande und der inzwischen vorübergehend entschärfte Washingtoner Streit um die Schuldenobergrenze, angeschlagen, kippte die Stimmung vollends, als die Energiepreise, vor allem für Erdgas, durch die Decke gingen.

Die Energiepreishausse und die damit weiter zunehmenden Inflationsrisiken lassen kaum noch einen Zweifel daran, dass die geldpolitische Wende unmittelbar bevorsteht. Die Fed wird definitiv den Tapering-Start noch in diesem Jahr verkünden, und mit Neuseeland hat nun auch die erste entwickelte Volkswirtschaft ihre erste Leitzinserhöhung gesehen. Der wichtigste Antreiber der Hausse der letzten Jahre, liquiditätsspendende Anleihekäufe der Zentralbanken und niedrigste Leitzinsen und Anleiherenditen, beginnt an Kraft zu verlieren. Die zehnjährige Bundrendite stieg am Freitag bis auf -0,15% - der höchste Stand seit Mai.

Zunehmender Kostendruck

Hinzu kommt, dass sich das Wachstum der Weltwirtschaft nach dem Gipfel des zweiten Quartals deutlicher abschwächt, als erwartet worden ist. Auch aus diesem Grund kommen die Energiepreissprünge zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt. Setzt sich der Anstieg fort, wird davon zusätzlicher Druck auf das Wachstum ausgehen, weil die Konsumenten darunter leiden bzw. verunsichert werden, aber auch den Unternehmen das Leben zusätzlich erschwert wird. Sie haben bereits mit Lieferkettenproblemen und erheblichen Preissteigerungen für Vorprodukte und Transport zu kämpfen und geraten zusehends unter Kostendruck. Für den Aktienmarkt ist das ein Problem. Denn wenn der geldpolitische Impuls wegzufallen beginnt, müssen die Unternehmensgewinne einspringen, um die in der Hausse erreichten Bewertungen zu rechtfertigen. Mit Spannung wartet der Markt daher auf die anstehende Quartalsberichtssaison.

Dass das Wachstum der Gewinne im Vorjahresvergleich nach dem im zweiten Quartal erreichten Gipfel im Zeitraum von Juli bis September deutlich zurückgegangen ist, wird aufgrund des bekannten Basiseffekts niemanden überraschen. Laut Refinitiv geht der Konsens für die Gewinne der Unternehmen des Stoxx Europe 600 nach einer Steigerung von 152,6% im zweiten von einem Wachstum von 45,6% im dritten Quartal aus. Sollten die erwähnten Belastungen jedoch zu einem spürbar niedrigeren Wachstum führen und außerdem auf die Ausblicke der Unternehmen allzu negativ abfärben, könnte die Berichtssaison für Unruhe bzw. eine Fortsetzung der Korrektur am Aktienmarkt sorgen.

Im Inland steht nicht zuletzt der Autosektor im Fokus, der aufgrund des Chipmangels die Produktion drosseln musste und steigende Materialkosten zu verkraften hat. Laut der Landesbank Baden-Württemberg sind die durchschnittlichen Rohstoffkosten der deutschen Pkw-Hersteller in den vergangenen zwölf Monaten um fast 1.500 Euro je Fahrzeug bzw. rund 150% gestiegen. Der Commerzbank zufolge gehören mit Blick auf die Berichtssaison auch die Branchen Industrie und Konsum zu denjenigen, die unter steigenden Materialkosten und Materialmangel leiden, während die Sektoren Chemie und Baustoffe profitieren. Ferner spüren laut dem Institut Unternehmen wie Adidas und Puma überproportional die stark gestiegenen Transport- und Logistikkosten.

Sogar die wegfallenden Coronarestriktionen sind dem Institut zufolge ein Negativfaktor für die Dax-Berichtssaison, weil sie das Wachstum von Internetunternehmen wie Delivery Hero und Zalando abschwächen. Insgesamt ist dieser Faktor mittelfristig aber für die Aktienmärkte positiv. Denn mit der Überwindung der Pandemie bzw. der Normalisierung des öffentlichen Lebens wird sich der Aufschwung fortsetzen. Zudem ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Engpässe in der Wirtschaft überwunden werden. Für den Einstieg in den Aktienmarkt bzw. den Ausbau von Positionen könnte es jedoch noch zu früh sein.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Christopher Kalbhenn

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