Türkei "offenes Tor" für deutsches Schwarzgeld – ZDF-Magazin "Frontal21" berichtet
Archivmeldung vom 10.10.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.10.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlRecherchen von "Frontal21" belegen, dass auch große Summen unversteuertes Geld problemlos in die Türkei zu verschieben sind. Mit versteckter Kamera dokumentieren "Frontal21"-Reporter in der Sendung am Dienstag, 10. Oktober 2006, 21.00 Uhr, wie sich türkische Banken in Deutschland bereit erklären, Geld unbekannter Herkunft anzunehmen und auf türkische Konten zu überweisen.
Die
vorgeschriebene Information der Bankenaufsicht erfolgte offenbar
nicht. "Das ist ein klassischer Fall von Verschleierung nach dem
Geldwäschegesetz", beurteilt der Steuerfahnder beim Finanzamt für
Steuerstrafsachen in Bochum, Reinhard Kilmer, das Verhalten der
Banken. "Man muss ganz klar sagen, dass das rechtswidrig ist."
Auch nach Einschätzung des Zollkriminalamtes (ZKA) fließt immer mehr deutsches Schwarzgeld in die Türkei. "Wir haben allein im letzen Jahr Beträge von über 18 Millionen entdeckt und gehen der Herkunft der Gelder nach", sagt ZKA-Sprecher Wolfgang Schmitz dem ZDF- Magazin "Frontal21". Die Zahl der Geldfunde habe sich seit dem Jahr 2003 fast verdoppelt. Zur Zeit spiele die Türkei beim Transfer von Geld aus kriminellen Aktivitäten im internationalen Vergleich eine dominierende Rolle.
Das bestätigt auch Steuerfahnder Kilmer gegenüber "Frontal21". "Die
Türkei ist offensichtlich ein ganz beliebter Waschsalon", sagt
er. "Wir wissen das aus dem Bereich der Banken." Nach Erkenntnissen
der Deutschen Bundesbank habe es erhebliche Kapitalverlagerungen ins
Ausland gegeben, insbesondere seit der Einführung der
Zinsabschlagsteuer. "Man spricht davon, dass in die Türkei und nach
Ex-Jugoslawien insgesamt etwa 40 Milliarden Euro geflossen sind", so
Kilmer.
"Das Ganze hat sicher einen erheblichen Stellenwert und mit Sicherheit auch einen großen volkswirtschaftlichen Schaden", urteilt Steuerfahnder Kilmer weiter. "Dabei muss man auch berücksichtigen, dass die Türkei nicht zur EU gehört, dass die Türkei nicht die entsprechenden Regelungen des Geldwäschegesetzes kennt - und in sofern ist das natürlich ein offenes Tor für schwarzes Geld."
Quelle: Pressemitteilung Frontal21