Licht knipst Nanoschalter an und aus
Archivmeldung vom 27.11.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.11.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMikroskopisch kleine Spalte tun sich in einem Kriställchen auf und schließen sich wieder - auf Befehl. Forschern um Ahmed H. Zewail gelang es mit Hilfe der so genannten ultraschnellen Elektronenmikroskopie (UEM), Feststoffe bei dieser Übung zu beobachten, wie sie in der Zeitschrift Angewandte Chemie berichten. Solche schaltbaren Nanokanäle könnten für eine zukünftige Nanoelektronik und für nanoskopische "Maschinen" von Interesse sein.
Zewail und sein Team vom California Institute of Technology (Pasadena, USA) sind 
bekannt für ihre "ultraschnelle" Wissenschaft: Zewail erhielt 1999 den 
Chemie-Nobelpreis die Entwicklung ultraschneller Laser-Techniken, mit denen die 
Bewegung einzelner Atome in einem Molekül während einer chemischen Reaktion 
beobachtet werden können. Jüngste Entwicklung aus Zewails Labors ist die 
ultraschnelle Elektronenmikroskopie. Es handelt sich dabei um die Kombination 
aus einem Femtosekunden-optischen System (eine Femtosekunde = 10-15 Sekunden) 
und einem hochauflösenden Elektronenmikroskop. Ergebnis ist ein neues Instrument 
mit extrem hoher sowohl räumlicher als auch zeitlicher Auflösung. 
Zewail 
und sein Team haben nun entdeckt, dass nadelförmige Mikro-Kristalle aus Kupfer 
und der organischen Verbindung TCNQ (7,7,8,8-tetracyanochinodimethan, C12H4N4 ), 
ein kristalliner quasi-eindimensionaler Halbleiter, spezielle optomechanische 
Phänomene zeigt, die für nanoelektronische Anwendungen interessant sein könnten. 
Wie sich zeigte, werden diese Nadeln unter Bestrahlung mit Laserpulsen im 
Mikroskop länger (aber nicht breiter). Wird die Bestrahlung ausgeschaltet, 
ziehen sie sich wieder zusammen. Besonders gut sichtbar ist der Effekt, wenn 
eine Kristallnadel durch die Erschütterung eines kurzen starken Laserpulses 
gebrochen wurde: An der Bruchstelle entsteht ein kleiner Spalt von einigen zehn 
bis hundert Nanometern. Wenn sich der Kristall unter Bestrahlung ausdehnt, 
schließt sich dieser nanoskopische Kanal, beim Zusammenziehen des Kristalls ist 
er wieder da. Das Phänomen ist reversibel, wie mit dem UEM bestimmt werden 
konnte. 
Warum aber recken und strecken sich die Mikrokristalle im Licht? 
Die negativ geladenen TCNQ-Ionen liegen im Kristall so, dass ihre zentralen 
flachen Sechsringe aufeinander gestapelt sind, in Richtung der Längsausdehnung 
der Nadel. Die Energie der Laserpulse regt Elektronen an, ein Teil wird 
zurückübertragen, so dass ungeladene TCNQ-Moleküle entstehen. In dieser 
ungeladenen Form ist die gestapelte Anordnung nicht mehr günstig. Sie 
beanspruchen jetzt mehr Platz, die Kristallnadel wird länger. Das Ausmaß der 
Dehnung hängt von der Stärke der absorbierten Energie ab. 
"Unsere 
grundlegenden in situ-Untersuchungen mit dem UEM, mit denen wir das Verhalten 
nanoskopischer Materialien in Raum und Zeit beobachten können, eröffnen neue 
Forschungsfelder, vor allem für die Materialwissenschaften, die Nanotechnologie 
und die Biologie," zeigt sich Zewail überzeugt. 
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.

 
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
       
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