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Blick auf das Bundeskanzleramt

Archivmeldung vom 17.08.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.08.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Jasminka Becker / PIXELIO
Bild: Jasminka Becker / PIXELIO

Ein Historiker-Team der Universität Siegen erforscht die NS-Vergangenheit des Bundeskanzleramts. Die Bundesregierung fördert das Projekt mit 250.000 Euro.

Die Bundesregierung lässt die NS-Vergangenheit zentraler Behörden in Deutschland erforschen und fördert zu diesem Zweck zehn Projekte. Eines der Forschungsprojekte ist an der Universität Siegen angesiedelt und richtet den Blick auf das Bundeskanzleramt. Die Historiker Professorin Dr. Angela Schwarz und Dr. Heiner Stahl analysieren in den kommenden Jahren die Praktiken des Bundeskanzleramts in der Nachkriegszeit – ein Thema, das noch nie systematisch untersucht worden ist. Der Titel ihres Projekts lautet: „Kontaktzone Bonn: Praktiken öffentlicher Kommunikation und Verlautbarung in der frühen bundesrepublikanischen Mediendemokratie (1949-1969)“. Das Forschungsprojekt wird mit 250.000 Euro gefördert.

„Es ist ein Trugschluss zu denken, dass mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 die Stunde Null begann“, sagt Projektleiterin Prof. Schwarz. Im Bundeskanzleramt als Schaltzentrale der Regierung habe man sich – wie in anderen Bundesämtern und Regierungsstellen – nach 1949 nicht zwangsläufig völlig von der NS-Zeit abgekehrt. Es habe zum einen gewisse personelle Kontinuitäten gegeben. Zum anderen hätten Akteure gewisse Praktiken zuvor über Jahre und Jahrzehnte eingeübt. „Strukturen und Verfahren, die unter dem NS-Regime angewandt worden waren, sind nach 1949 nicht einfach verschwunden“, erklärt Prof. Schwarz. Das beginne etwa bei bewährten Formen der Kontaktaufnahme, ginge über Netzwerkpflege und Informationsübermittlungen bis hin zur Einbindung der PressevertreterInnen bei Gala-Dinners oder Reisen. Auf der anderen Seite standen die JournalistInnen als Empfänger, die die angebotenen Informationen wiederum innerhalb ihrer Rahmenbedingungen umzusetzen hatten. Dieses Wechselspiel zwischen einem sich etablierenden Bundeskanzleramt und der sich in der Demokratie neu formierenden Presse steht im Mittelpunkt des Forschungsprojekts der Uni Siegen.

Prof. Schwarz möchte dabei außerdem untersuchen, wie der Westen die Presse- und Medienlandschaft im Zeitraum von 1949 bis 1969 beeinflusst hat – es geht sozusagen um die „mediale Westbindung“. Das Forscherteam analysiert zum Beispiel, wie sich neue Erkenntnisse aus Massenpsychologie und Werbetechniken auf die Nachkriegsmedien auswirkten. „Mich freut besonders, dass die Universität Siegen neben finanziell und personell gut ausgestatteten Institutionen mit ihrem Antrag Erfolg hatte“, sagt Schwarz.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters hatte das Forschungsprogramm ausgeschrieben. Insgesamt stehen Fördermittel in Höhe von 4 Millionen Euro für den Zeitraum 2017 bis 2020 zur Verfügung. Die Auswahl der Projektanträge erfolgte auf der Grundlage des Votums einer siebenköpfigen Expertenkommission aus unabhängigen WissenschaftlerInnen, die die Kulturstaatsministerin berufen hatte. Wegen der ressortübergreifenden Bedeutung des Bundeskanzleramts wird es zu dessen Geschichte gleich zwei Forschungsprojekte geben – eines von der Universität Siegen und ein weiteres vom Institut für Zeitgeschichte in München gemeinsam mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam.

Quelle: Universität Siegen (idw)

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