Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Berichte Wissenschaft TU Berlin: Wenn Licht sich in Materie wandelt

TU Berlin: Wenn Licht sich in Materie wandelt

Archivmeldung vom 17.02.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.02.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Blick vom Dach des Eugene-Paul-Wigner-Gebäudes auf das Hauptgebäude der Technischen Universität Berlin
Blick vom Dach des Eugene-Paul-Wigner-Gebäudes auf das Hauptgebäude der Technischen Universität Berlin

Die Originaldatei ist hier zu finden.

Physikerinnen und Physiker der TU Berlin entwickeln eine hochempfindliche optische Nachweistechnik, um die quantenoptische Kopplung von Licht und Materie auch bei Raumtemperatur zu messen – für die Zukunft der ultraschnellen Datenkommunikation

Einer Arbeitsgruppe um die TU-Physikprofessorin Ulrike Woggon ist es gelungen, die quantenoptische Kopplung von Licht und Materie an einem Halbleiterbauelement unter realistischen Betriebsbedingungen nachzuweisen. Das war bisher nur bei Atomen und tiefkalten Systemen möglich. Damit eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten für die

ultraschnelle Datenverarbeitung in der Telekommunikation. Die Ergebnisse des von Ulrike Woggon geführten Teams wurden als „open access“-Artikel in der Dezemberausgabe von Nature Communications veröffentlicht.

„Das vom Menschen mittels Licht gesteuerte Erzeugen, Besetzen und Auslesen von Quantenzuständen ist ein Wunschtraum der modernen Quantenphysik“, schwärmt Prof. Dr. Ulrike Woggon, Professorin am Institut für Optik und Atomare Physik der TU Berlin. „Angefangen hat alles mit der Vision, genau den Moment beobachten zu können, in dem ein Energiequant von Licht in Materie fließt“, so Prof. Dr. Ulrike Woggon. Sie spricht über die quantenoptische Kopplung von Licht und Materie und dem Ziel, diese für die ultraschnelle Signalmodulation anzuwenden. Im Moment sind diese aufgrund der verwendeten Materialien limitiert auf den Bereich von Pikosekunden (eine Pikosekunde entspricht 10-12 Sekunden). Werden optische Daten noch dichter gepackt, besteht die Gefahr, dass die darin kodierte Information verfälscht wird oder sogar verloren geht. Signale, die über lange Strecken durch Glasfaserkabel transportiert werden, müssen zudem verstärkt werden.

„In unserem Experiment wird ein ultrakurzer Laserpuls durch einen Halbleiterverstärker geschickt, um danach die Änderungen in seiner Phase und Feldamplitude auszuwerten, alles mit einer Zeitauflösung von einer Zehntausendstel Pikosekunde“, erklärt Doktorand Mirco Kolarczik. Das Halbleiterbauelement besteht aus einer speziell entwickelten Nanostruktur, in der die Licht-Materie Kopplung über den elektrischen Strom geschaltet werden kann. Im „Zentrum für NanoPhotonik“ der TU Berlin werden entsprechende nanoskalige Halbleitersysteme in Form von „künstlichen Atom“-Pendants designed und hergestellt. Sie weisen wesentliche Eigenschaften rein atomarer Systeme, wie zum Beispiel diskrete Energiezustände und optische Übergänge im nahen infraroten und sichtbaren Spektralbereich auf. „Wichtig für unseren Versuch sind dabei Halbleiternanostrukturen, deren Größe in allen drei Raumrichtungen nur wenige Nanometer beträgt und die wir als Quantenpunkte bezeichnen“, erläutert Dr. Nina Owschimikow. „Wie in Atomen sind in Halbleiterquantenpunkten die Zustände diskret und gehorchen den fundamentalen Gesetzen der Quantenmechanik.“

Erfolg mit der Nachweistechnik „FROSCH“

Festkörperbasierte Halbleitersysteme zeigen jedoch unter realen Umweltbedingungen innerhalb eines Zeitbereiches von 10 bis 100 Femtosekunden (1fs = 10-15s) einen schnellen Verlust der Phaseninformation in den Signalen (die sogenannte Quantendekohärenz) - verursacht durch die Wechselwirkung, zum Beispiel mit den sie umgebenden Ladungen. Jenseits dieses Zeitfensters bleibt die Quantennatur der elementaren Prozesse dem Beobachter verborgen. Das Phänomen der schnellen Dekohärenz bei nanostrukturierten Halbeitersystemen ist seit langem bekannt, und man ging bisher davon aus, dass nur bei sehr niedrigen Temperaturen bei Heliumkühlung und unter Laborbedingungen Quantenkohärenz messbar wäre – und damit also für den Alltagsgebrauch in der Datenübertragung unbrauchbar. Durch die Entwicklung einer mit dem Begriff „FROSCH“ abgekürzten ultraschnellen, hochempfindlichen, optischen Nachweistechnik ist es nun dem Forscherteam der TU Berlin gelungen, sehr präzise einen durch das Bauelement propagierenden Lichtpuls zu vermessen. „FROSCH“ steht für „Frequency-Resolved-Optical-Shortpulse-Characterization-by-Heterodyning”. In enger Zusammenarbeit mit theoretischen Physikern aus der Gruppe von PD Dr. Kathy Lüdge und Prof. Dr. Eckehard Schöll, die die Effekte quantenkohärenter Wechselwirkung auf den Lichtpuls in einem umfangreichen mikroskopischen Modell berechneten, konnte damit die Robustheit der Quantenkohärenz in Quantenpunktbauelementen auch bei Raumtemperatur und unter realen Betriebsbedingungen nachgewiesen werden.

Dipl.-Phys. Mirco Kolarczik, Dr. Nina Owschimikow und Dipl.-Phys. Yücel Kaptan analysierten, wie Femtosekunden-Laserpulse ihre charakteristische Form verändern, wenn diese durch einen quantenpunktbasierten Halbleiter geschickt werden. Diese halbleiter-basierten Verstärker werden in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Dieter Bimberg am „Zentrum für NanoPhotonik“ der TU Berlin zurzeit von Dipl.-Phys. Holger Schmeckebier entworfen und erforscht. Simulationen der Experimente durch M.Sc. Benjamin Lingnau und M.Sc. Julian Korn aus der Arbeitsgruppe von PD Dr. Kathy Lüdge und Prof. Eckehard Schöll aus dem Institut für Theoretische Physik der TU Berlin untermauerten die experimentellen Daten und ermöglichten ein tiefes Verständnis der auftretenden physikalischen Effekte.

„Unser System ist in der Lage, die Entwicklung der gesamten Amplituden- und Phaseninformation zu lesen, die der Quantenzustand innerhalb weniger Femtosekunden unter Raumtemperaturbedingungen in den Puls schreibt, und damit die quantenkohärente Licht-Materie-Kopplung nachzuweisen“, so Ulrike Woggon. „Basierend auf dieser Grundlagenforschung sollte es später möglich sein, bei der Datenübertragung wesentlich mehr Informationen in einen Puls zu kodieren als gegenwärtig in der optischen Kommunikation und Informationsverarbeitung erreichbar ist.“

Quelle: Technische Universität Berlin (idw)

Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte aufruf in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige