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Zwischen Innenwelt und Aussenwelt (Teil 4-Geometrische Strukturen)

Archivmeldung vom 09.12.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.12.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Basistypen von geometrischen Strukturen, nach Lewis-Williams und Dowson (1988).
Basistypen von geometrischen Strukturen, nach Lewis-Williams und Dowson (1988).

Der Begriff „geometrische Strukturen“ beziehe ich auf den englischen Ausdruck „form constants“, der von Heinrich Klüver geprägt worden war. Klüver führte in den 1920er Jahren Tests mit der halluzinogenen Substanz Meskalin durch und erkannte in den Beschreibungen der Testpersonen stets dieselben geometrischen Muster.

Zeichnung einer Sequenz aus der Vision eines Tukano (nach: Dronfield, S. 381).
Zeichnung einer Sequenz aus der Vision eines Tukano (nach: Dronfield, S. 381).

In den 1960er und 70er Jahren wurde in Europa und den USA eine Reihe Tests mit Bewusstseinsverändernden Substanzen wie LSD, Meskalin, THC durchgeführt und damit begonnen, diese geometrischen Strukturen zu erforschen – ein Forschung, die in den Kinderschuhen stecken blieb, als solche Substanzen zuerst in den USA und schliesslich weltweit verboten wurden. Forschungen zu späterer Zeit mussten daher auf die Ergebnisse der 1960er und 70er zurückgreifen, um Aussagen über die Natur von entoptischen Erscheinungen während veränderten Bewusstseinszuständen machen zu können. So isolierten die Archäologen Lewis-Williams und Dowson (1988) beispielsweise sechs Basistypen  von „form constants“, die sie als rein durch das Nervensystem erzeugt und daher – im Gegensatz zu den bildhaften Halluzinationen – als menschliche Universalie, unabhängig von Zeit und Kultur, auffassten.

Geometrische Strukturen sind demnach selbstleuchtende Muster wie Punkte, Fäden, Kurven, Netze, Zickzacklinien, Spiralen etc., die in veränderten Bewusstseinszuständen auftreten. Solche Bewusstseinszustände lassen sich durch halluzinogene Substanzen sowie Praktiken wie Fasten, Schlafentzug, Tanz, rhythmische Trance etc. erreichen. Allerdings ist „form constants“ ein relativ unscharfer Begriff. Denn während erweiterten Bewusstseinszuständen treten eine Vielzahl von geometrischen Formen auf, darunter durchaus auch Nachbilder, Mouches volantes und Sternchen. Zudem können solche Formen auch nicht immer von bildlichen Halluzinationen und Visionen getrennt werden.

Jedenfalls wurden solche geometrische Muster für viele heutige wie vergangene Kulturen bedeutend, die eine institutionalisierte Form von veränderten Bewusstseinszuständen praktizieren. Es waren und sind Schamanen, Druiden, heilige Frauen und Männer, die solche Strukturen während religiösen Ritualen wahrgenommen, aufgezeichnet und religiös gedeutet haben. Auf diese Weise fanden solche Strukturen Eingang in die Kunst und Kultur, beispielsweise der südafrikanischen San, der Coso des amerikanischen Great Basin, der Tukano-Indianer am Amazonas und anderen. Die erwähnten Archäologen vermuten darüber hinaus, dass auch die altsteinzeitliche Kunst durch solche geometrischen Strukturen inspiriert ist. Denn in europäischen Höhlen lassen sich ebenfalls solche eingeritzten und gemalten geometrische Formen finden, die zehntausende von Jahren alt sind.

Diese Strukturen mögen eine menschliche Universalie sein, doch die religiösen oder spirituellen Bedeutung, die Menschen ihnen gegeben haben, sind kulturell verschieden. Im Fall der altsteinzeitlichen Kunst kann man nur spekulieren. Bei heutigen Gesellschaften mit entoptischer Kunst dagegen haben Ethnologen teilweise die zugeschriebenen Bedeutungen in Erfahrung gebracht. So symbolisieren beispielsweise die punktförmigen Gebilde auf Bild 5 für die Tukano-Schamanen Regen oder Samen, im abstrakteren Sinne auch die männliche befruchtende Kraft. Damit stehen sie in Zusammenhang mit Vorstellungen über die Weltentstehung, werden aber auch konkret auf natürliche Phänomene sowie auf Regeln für das gesellschaftliche Zusammenleben bezogen.
 
Entoptische Erscheinungen als Gegenstand der Meditation mit offenen Augen
Das Gemeinsame bei allen besprochenen entoptischen Phänomenen ist, dass sie eine spirituelle und religiöse Bedeutung erfahren haben, als Meditationsgegenstand, mythische Symbole oder als sechster Sinn der Wahrnehmung. Dies geht einher mit der Vorstellung, dass ein Mensch, der sein Bewusstsein über längere Zeit oder auch temporär durch Halluzinogene oder Trance steigert, eine Erweiterung seiner Wahrnehmung erfährt. Im Fall von erweiterter visueller Wahrnehmung wird oft von einem „inneren Sehsinn“ bzw. von einem „dritten Auge“ gesprochen, welches durch eine entsprechende Lebensführung und Übungen erst geöffnet werden muss. Aura, Mouches volantes, Kreiselwellen und geometrische Formen können entsprechend als verschiedene Objekte des dritten Auges verstanden werden. Die Konzentration auf sie fördert die Entwicklung dieses inneren Sinns und hilft uns, im Hier und Jetzt präsent zu sein, ganz im Sinne einer Meditation mit offenen Augen. Dadurch werden wir sensibler für subjektive Phänomene, die in unmittelbarer Beziehung zu uns selbst stehen, und deren Betrachtung uns Aufschluss über unser eigenes Wesen geben kann. Bei entoptischen Erscheinungen gilt: Der Blick nach aussen ist der Blick nach innen.

Quellen und Literatur:

Nachbilder und Aura
- www.wikipedia.org (mit den Stichworten „Aura“, „Energiekörper“ und „Kirlianphotographie“)
- www.kheper.net/topics/subtlebody/aura.htm
- www.thiaoouba.com/seeau.htm
- www.fernreiki.de/Aura-Sehen.html

Mouches volantes
- Tausin, Floco: Mouches Volantes. Die Leuchtstruktur des Bewusstseins, Bern (Leuchtstruktur Verlag) 2004 (Unsere Buchbesprechung zu diesem Buch finden Sie hier)
- www.mouches-volantes.com
- www.bewusstsein.ws
- Literaturangaben zur wissenschaftlichen Erforschung der Mouches volantes kann beim Leuchtstruktur Verlag als PDF-Datei bezogen werden

Sternchen
- www.orgon.de/kreiselwellen.htm
- www.datadiwan.de/netzwerk/index.htm?/harrer/ha_001d_.htm
- www.horusmedia.de/1998-meditation/meditation.php

Geometrische Strukturen
- J. D. Lewis-Williams / T. A. Dowson: The Signs of All Times, in: Current Anthropology, vol. 29, nr. 2, April 1988
- Claudia Müller-Ebeling: Visionäre Kunst, in: ?? (Hrsg.): Welten des Bewusstseins, Bd. 1, ?
- Geraldo Reichel-Dolmatoff: Shamanism and Art of the Eastern Tukanoan Indians, in: Th. P. van Baaren u.a. (Eds.): Iconography of Religions, Bd. 9/1, Leiden 1987
- Linda Thurston: Entoptic Imagery in People and Their Art, (M.A. Arbeit, 1991), WebEdition 1997, auf: http://home.comcast.net/~markk2000/thurston/thesis.html
- http://www.wynja.com/arch/entoptic.html
- http://dspace.dial.pipex.com/town/avenue/pd49/pockets/weird/entoptic/entop/entoptic.htm

Anmerkung der Redaktion: Wir bedanken uns bei Herrn Tausin für seinen ausführlichen Bericht und verweisen nachfolgend noch einmal auf sein Buch.


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