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Unser heimischer Wald im Wechsel der Jahreszeiten

Archivmeldung vom 27.10.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.10.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Charakter des Waldes und sein Erscheinungsbild werden in erster Linie durch die Bäume bestimmt. Die sommergrünen Laubwälder Mitteleuropas zeichnen sich durch einen Wechsel im Aussehen mit Laubabfall im Herbst, Vegetationsruhe im Winter und neuerlichem Ergrünen im Frühjahr aus. Bei den Nadelbäumen ist dieser Wechsel mit Ausnahme der Lärche nicht feststellbar.

Warum werfen die Laubbäume ihre Blätter überhaupt ab und zwar zu regional unterschiedlichen Zeiten im Herbst und warum treiben sie auch zu

unterschiedlichen Zeiten im Frühjahr wieder aus? Um diese Fragen zu beantworten, müssen zuerst die Blattorgane der Bäume kurz angeschaut werden. Dabei fällt auf, dass diese bei den Nadelbäumen kleine zierliche Nadeln sind, wogegen die Blätter der Laubbäume viel größere Gebilde darstellen. In den Blattorganen werden die im aufgenommenen Wasser gelösten Minerale bei der so genannten Photosynthese durch das Chlorophyll in für die Pflanze verfügbare Nährstoffe umgewandelt. Licht und Wärme beeinflussen diesen Vorgang. So verdunstet ein Laubblatt – bedingt durch seine viel größere Oberfläche – wesentlich mehr Wasser als ein Nadelbaum mit seinen kleinen Blättchen, welche noch zum Schutz mit einer Wachsschicht überzogen sind. Würden die Laubbäume ihre Blätter im Winter behalten, so würden die Blätter bei Sonnenschein und nicht zu tiefen Temperaturen weiterhin Wasser verdunsten und der Baum müsste mit seinen Wurzeln unaufhörlich aus dem Boden Wasser entnehmen. Da im Winter mitunter längere Frostperioden herrschen, wäre der Wassernachschub nicht mehr gewährleistet und der Baum würde faktisch verdursten und das wasserhaltige Blatt würde am Baum erfrieren. Der Laubfall ist also eine Schutzmaßnahme des Baumes. Bei den Nadeln ist die Verdunstung durch die Wachsschicht wesentlich geringer und dadurch auch die Notwendigkeit des Abwurfes nicht gegeben. Der Lärchennadel jedoch fehlt diese Wachsschicht, deshalb muss auch sie ihr Nadelkleid im Herbst abstreifen.

Im Spätsommer bildet der Baum eine korkartige Sperre zwischen Blatt und Zweig aus, das Blatt vertrocknet allmählich und bietet je nach verschiedenen Inhaltsstoffen die charakteristischen Herbstfarben der Bäume. Von der Gelbfärbung der Birken, Pappeln und Lärchen über das Braun der Buchen und Eichen bis zu den verschiedenen Gelb-Rot-Tönen des Ahorns. Hat das Blatt einen gewissen Trockenzustand erreicht, löst es sich durch die eigene Schwerkraft bzw. Regen und Wind vom Zweig, der herbstliche Laubabfall setzt ein. Im Frühjahr bestimmen ebenfalls wieder Licht und Wärme das neuerliche Aufbrechen der Blattknospen, die übrigens im vergangenen Sommer schon gebildet wurden. So wie jetzt im herbstlichen Wald manche Bäume noch grünes Laub aufweisen, so unterschiedliche Zeiten des Austreibens kann im Frühjahr beobachtet werden. Hierbei kann man die besonderen Eigenschaften der Bäume gut interpretieren.

Als erster Laubbaum begrünt sich bei uns die Birke. Ihrer Eigenschaft nach ist sie ein Pionierbaum, sie siedelt also auf freien ungeschützten Flächen. Sie ist an viel Licht und wenig Wärme gewöhnt (charakteristisch für Freiflächen) und behält dies auch im dichten Wald bei. Die Buche hat ein geringeres Lichtbedürfnis und liebt mehr Wärme, also treibt sie etwas später aus, wenn das Thermometer weiter gestiegen ist. Als letztes belaubt sich bei uns die Eiche, sie hat von unseren Baumarten neben der Ulme die höchsten Wärmeansprüche, also muss das Frühjahr noch weiter fortgeschritten sein. Alle anderen Laubbaumarten liegen irgendwo dazwischen und der Laubaustrieb ist auch wieder regional unterschiedlich. Je höher man in die Berge kommt, desto später brechen die Knospen auf, da mit zunehmender Höhe die Wärme geringer wird. Nun kann beobachtet werden, dass bei der selben Baumart unterschiedliche Austriebszeiten vorkommen bzw. die Laubverfärbung im Herbst nicht einheitlich vonstatten geht. So sind plötzlich im noch kahlen Wald einzelne Bäume schon belaubt oder noch kahl, wenn andere schon im frischen Laub prangen oder wiederum im Herbst überhaupt keine Anstalten machen, ihr Laub zu färben.

Dies ist ein äußerst wichtiges Indiz für die Anpassungsmöglichkeiten unserer Bäume. Diese unterschiedliche Veranlagung ist genetisch festgelegt und ermöglicht es der Art bei Klimaveränderungen, die auch bei uns immer sichtbarer werden, zu überleben. Wird es bei uns wärmer, so haben die früher austreibenden Bäume einen zeitlichen Vorsprung gegenüber ihren Mitkonkurrenten. Sie können sich besser vermehren und übernehmen mit ihrer Veranlagung des frühen Austreibens die Vorherrschaft. Sollte sich das Klima dagegen wesentlich abkühlen, also das Frühjahr später einsetzen, so haben diese Frühaustreiber keine Chance und gehen langfristig zugrunde, wogegen spätaustreibende Individuen das Rennen machen werden. Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch nennt man das 'Evolution'. Sie hat in der Vergangenheit und wird auch in der Zukunft das Überleben der Bäume und der mit ihnen verbundenen Lebewesen garantieren.

Quelle: Pressemitteilung SaarForst Landesbetrieb

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