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Auch drinnen für Sonnenschein sorgen

Archivmeldung vom 11.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Im Wiener Altenheim St. Katharina ließen sich positive Effekte des neuartigen Beleuchtungssystems nachweisen. Bild: K. Zumtobel
Im Wiener Altenheim St. Katharina ließen sich positive Effekte des neuartigen Beleuchtungssystems nachweisen. Bild: K. Zumtobel

Die Bedeutung des Lichts für die menschliche Gesundheit und unser mentales Wohlbefinden wurde schon vielfach untersucht. Zu dessen biologischen Wirkungen gehört, dass es über Rezeptoren auf der Netzhaut die Tag-Nacht-Funktionen des Organismus, den so genannten circadianen Rhythmus, beeinflusst.

Tageslicht unterdrückt die Bildung von Melatonin, des Stoffes, der uns müde werden lässt. Ist die tägliche Lichtdosis zu gering, kann es zu Schlafstörungen oder sogar depressiven Verstimmungen wie der saisonal bedingten "Winterdepression" kommen. Vor allem ältere Menschen sind aus mehreren Gründen durch Tageslichtmangel gesundheitlich gefährdet. Bei Demenzkranken beobachtet man Störungen des circadianen Rhythmus besonders häufig. Mit dieser Problematik befasste sich ein auf drei Jahre angelegtes interdisziplinäres Forschungsprojekt, das vom österreichischen Wirtschaftsministerium und dem Land Wien gefördert wurde. Prof. Dr. Dieter Lorenz, Arbeitswissenschaftler an der Fachhochschule Gießen-Friedberg, hat daran mitgearbeitet. Sein Forschungsinteresse galt dabei der Wirkung von Kunstlicht-Beleuchtungssystemen mit "Tageslichtlampen". In der Untersuchung ging es zunächst darum zu überprüfen, welche Faktoren - Beleuchtungsstärke oder spektrale Zusammensetzung, und hier vor allem der biologisch wirksame Blauanteil im Licht - sich positiv auswirken.

Im Rahmen einer Grundsanierung ergab sich im Altenheim St. Katharina in Wien die Möglichkeit, auf der neu eingerichteten Demenzstation Lichtdecken, mit denen unterschiedliche Lichtsituationen erzeugt werden können, zu installieren und die Einflüsse auf die Bewohner zu untersuchen. Um eine biologische Wirkung von Innenraumlicht zu erzielen, ist es notwendig, dass sich die Beleuchtung der Tageslichtqualität annähert. Bei konventionellen warmweißen oder neutralweißen Lichtquellen wäre das nur bei drastisch erhöhter Helligkeit und damit deutlich steigendem Energieaufwand erreichbar. Deshalb wurde eine neuartige Kombination verwendet, die es ermöglicht, die Farbtemperatur und die Beleuchtungsstärke in einem sehr weiten Bereich einzustellen und dynamisch zu steuern.

Das Durchschnittsalter der überwiegend weiblichen Bewohner dieser Station lag über 88 Jahren. Alle litten an einer Demenz, die eine selbständige Lebensführung ausschloss. Während unterschiedlicher Lichtsituationen wurde das Verhalten der Probanden beobachtet, dokumentiert und ausgewertet. Dabei interessierten insbesondere deren Kommunikation und Interaktion untereinander sowie mit den Pflegekräften. Die Daten wurden über einen Beobachtungszeitraum von insgesamt 14 Monaten erhoben. Das von Prof. Lorenz geleitete Team ermittelte einer Reihe signifikant positiver Effekte. Dazu gehört, dass die Bewohner bei tagähnlichen Lichtverhältnissen merklich reger als bei herkömmlicher Innenraumbeleuchtung mit dem Pflegepersonal kommunizieren und sich in Gruppen von mehreren Personen austauschen. Dabei ist vor allem nachmittags ein Anstieg der Aktivität zu beobachten. Auch bei hauswirtschaftlichen Tätigkeiten und Gemeinschaftsaktionen (Basteln, Spielen, Singen) zeigten die Bewohner in den geschaffenen Lichtsituationen einen deutlich höheren Grad der Beteiligung.

Die Ergebnisse weisen nach Auffassung von Prof. Lorenz darauf hin, dass sich die Lebensqualität bei höherer Beleuchtungsstärke mit einem tageslichtähnlichen Spektrum der Lampen für die Bewohner spürbar verbessert. Ein Folgeprojekt in St. Katharina soll überprüfen, ob diese positiven Effekte auch bei schwächerer Beleuchtung erreicht werden können. Die Untersuchungen sollen in weiteren Altenheimen in Österreich und der Schweiz fortgesetzt werden.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft e.V.

 

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