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Interview mit Prof. Pohl (ICCA) zum Thema "Die Zehn Gebote" für Finanzmanager

Archivmeldung vom 22.11.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Unmittelbar nach dem Welt-Finanzgipfel hat das Institute for Corporate Culture Affairs (ICCA) "Zehn Gebote" für Finanzmanager aufgestellt.

"Neben den ökonomischen Kriterien zur Lösung der Finanzkrise müssen auch unternehmenskulturelle Aspekte berücksichtigt werden", sagte Professor Manfred Pohl, Gründer und CEO von ICCA am Montag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Pohl lehrt seit 1981 Unternehmensgeschichte und Unternehmenskultur an der Goethe-Universität Frankfurt/Main.

Welche Tugenden sollten Finanzmanager in den Märkten und den Behörden laut ihren "Zehn Geboten" mitbringen?

Pohl: "Zum Beispiel die Tugend der Ehrung. Das zweite Gebot besagt: Du sollst krisenbewährte Rechnungslegungsstandards ehren. Oder die Tugend der Treue. Die Manager sollten eine engere Zusammenarbeit der Aufsichtsbehörden und der Zentralbanken ermöglichen, insbesondere durch eine zentrale Regierungsstelle für Finanzderivate. Geduld ist auch wichtig. Die schlägt sich in Bonuszahlungen nieder, die an langfristige Ziele gekoppelt werden sollten. Dazu gehört auch das neunte Gebot der Würdigung. Das bezieht sich auf die Mitarbeiter und ihre Vergütung. An ihre Vergütung sollten die gleichen Leistungskriterien geknüpft werden wie bei einem selbst. Und Ehrlichkeit. Dies bedeutet, Entscheidungen nicht danach zu treffen, was Analysten und Marktforscher sagen, sondern selbstständig Entscheidungen zu treffen."

Welches der Gebote ist für sie das wichtigste?

Pohl: "Das erste: Du sollst Transparenz im Finanzsektor herstellen. Ohne Transparenz geht es nicht, und wo Intransparenz hinführt, haben wir ja jüngst gesehen."

Wie können die Finanzmanager dafür sorgen, dass diese Transparenz hergestellt wird?

Pohl: "Indem sie sich zum Beispiel das siebte Gebot zu Herzen nehmen. Die Manager sollen sich allen Risiken in der Bilanz widmen, auch der von Zweckgesellschaften. Nur wenn ich mir selbst im Klaren bin über die Risiken in meiner Bilanz, kann ich diese auch dem Markt kommunizieren. Und damit die gebotene Transparenz im Finanzsektor herstellen. Sie erinnern sich: 1. Gebot."

Lässt sich Ihr Dekalog auch in der aktuellen Debatte um die Beschränkung von Managergehältern anwenden?

Pohl: Ja, sehr wohl. So fordert das 8. Gebot Geduld und lautet: Du sollst Bonuszahlungen an langfristige Ziele koppeln. Es steht damit auch in engem Deutungszusammenhang mit Gebot 9: du sollst die gleichen Leistungskriterien bei der Berechnung der Vergütung für Mitarbeiter anlegen wie bei dir selbst. Ich denke, hätte sich die überwiegende Zahl der Manager an diese beiden Gebote gehalten, hätten wir die Debatte um eine Beschränkung der Vergütungen nicht in dieser Schärfe.

Welche Hinweise geben die Regeln noch, wie die Manager ihr Verhalten ändern sollten?

Pohl: "Gebot Nummer vier, das dreht sich um den Besitz. Eine stärkere Streuung der Liquidität sollte eingeführt werden, besonders eine verbesserte Ausstattung mit Eigenkapital. Und gleich dazu sollten auf der Ebene der Standards die regelungsfreien Räume für Finanzprodukte wie Hedge-Fonds beseitigt werden. Zuletzt sollten die Manager Zeugnis ablegen, wie das zehnte Gebot fordert. Das heißt, systemrelevante Institute sollen besonders behandelt werden, und Rating Agenturen sollten lizensiert und registriert werden./stb/he

- Gespräch: Stefan Bauer, dpa-AFX -

Quelle: ICCA

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