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Deutlicher Einbruch der Stimmungslage am Finanzplatz

Archivmeldung vom 29.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die aktuelle Erhebung des CFS-Finanzplatzindex zu Beginn des 2. Quartals 2008 zeigt einen neuen Indexwert von 109,0 - ein Verlust von 7,9 Punkten gegenüber dem Vorquartal. Dies ist der stärkste gemessene Rückgang seit dem Anfang der Indexaufzeichnung in Q1 2007 (Vorquartal: -1,3 Punkte).

Besonders deutlich zurückgegangen sind in Q1 die Ertrags- und Umsatzergebnisse der Finanzinstitute (Banken, Versicherungen, Investmentgesellschaften und Wertpapierhäuser), die um 17-20 Punkte gefallen sind. Der Rückgang ist umso bemerkenswerter, als zu Beginn des gleichen Quartals noch mit einem unveränderten Indexwert gerechnet worden war.

Im Vergleich hierzu sind die Index-Voraussagen für das zweite Quartal über alle Befragten hinweg leicht optimistisch. Getragen wird die prognostizierte Steigerung auf 110,0 in erster Linie wiederum von der Gruppe der Finanzinstitute (Banken, Versicherungen, Börsen). Zusammengefasst legen diese Zahlen nahe, dass die Finanzindustrie mit keinen größeren (negativen) Überraschungen für Q2 rechnet. Stattdessen wird eine kleine Aufwärtsbewegung insbesondere im Kerngeschäft des Finanzplatzes, dem Banken-, Versicherungs- und Börsengeschäft, für wahrscheinlich gehalten.

Bezogen auf den Gesamtindexwert, der sich aus den Angaben aller Befragten zu Q1 (Rückblick) und Q2 (Prognose) zusammensetzt, bleibt freilich der überraschende Indexrückgang die wichtigste Erkenntnis aus dieser Befragung. „Die Finanzkrise hat nun erstmals einen deutlichen Niederschlag im Indexwert gefunden; dabei überwiegt die Erwartung, dass wir das Gröbste hinter uns haben“, wie CFS-Direktor Professor Dr. Jan Pieter Krahnen erläutert.

Sonderfragen zur Rettungsaktion IKB Deutsche Industriebank AG

Die aktuellen Sonderfragen des CFS-Finanzplatzindex beschäftigen sich mit der Unterstützungsaktion für die IKB Deutsche Industriebank AG. Die erste Frage betraf das Krisenmanagement im Falle der IKB, und dessen Auswirkung auf das Vertrauen in das deutsche Bankensystem. Hier sieht eine Mehrheit der Befragten einen negativen Einfluss. Dies gilt insbesondere aus dem Blickwinkel des heimischen Finanzmarktes, für den zwei Drittel der Befragten einen Vertrauensverlust feststellen.

Für die Entstehung der Krise machen die Befragten in erster Linie die Bank selbst, also ihren Vorstand und den Aufsichtsrat verantwortlich. Dagegen wird die Erklärung, es handele sich um eine Liquiditätskrise am Kapitalmarkt, an der die Bank selbst keinen Anteil hat, auf den letzten Rangplatz verwiesen. Weiterhin macht die Befragung deutlich, dass auch den  Wirtschaftsprüfern und, in etwas geringerem Umfang, der Bankenaufsicht BaFin eine Mitverantwortung zugewiesen wird. Interessanterweise wird den Eigentümern, und auch der Bundesbank, die geringste Mitverantwortung an der Krisenentstehung beigemessen.

Die Höhe der Unterstützungsaktion von bisher 8 Mrd. Euro wird sehr unterschiedlich interpretiert. An dem Antwortverhalten wird deutlich, dass es sich bei der IKB-Rettungsaktion um ein ordnungspolitisch bedeutsames, und daher auch umstrittenes Thema handelt.  41% der Befragten halten den bereitgestellten Betrag für zu hoch und hätten lieber eine Insolvenz der IKB in Kauf genommen. Dagegen hält eine etwa gleich große Befragtengruppe (37%) diesen Betrag angesichts der Notwendigkeit einer Rettungsaktion für akzeptabel. 22% machten keine Angaben. Man kann gut erkennen, dass der Finanzplatz Deutschland quer zu den verschiedenen Unternehmenstypen etwa je zur Hälfte in Befürworter und Gegner der Unterstützungsaktion geteilt ist.

Dies wirft die Frage auf, inwieweit die Befragten eine Rettung der IKB  mit der Abwehr von systemischen Risiken für die Stabilität des deutschen Bankensystems rechtfertigen. Auch wenn keine Einigkeit über die sinnvolle Höhe der IKB-Unterstützung besteht,  so wird doch einheitlich ein systemisches Risiko konstatiert. So vermuten 54% der Befragten, dass eine Unterlassung der Unterstützungsaktion das systemische Risiko des deutschen Bankensystems erhöht hätte und weitere 17% sehen für diesen Fall sogar die Gefahr einer Bankenkrise als gegeben an.

Über den Abschluss des „Falles IKB“, nämlich den angekündigten Verkauf der IKB-Anteile, wünscht sich eine Mehrheit der Befragten (54%), dass die Veräußerung ausschließlich dem Grundsatz der Erlösmaximierung folgen soll. Nur eine Minderheit von 20% wünscht zusätzlich eine Berücksichtigung ordnungspolitischer Gesichtspunkte. Bei einer Kategorisierung der Käufer gibt es eine klare Wunschrangfolge: privat vor öffentlich, inländisch vor ausländisch. Zusammengenommen gibt dieses Meinungsbild eine klare Empfehlung für das Vorgehen der Bundesregierung und der KfW bei der zukünftigen Verwertung ihrer IKB-Beteiligung.

Quelle: Center for Financial Studies

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