BDI fürchtet "Metallkrise ähnlich wie die Energiekrise 2022"
Industrieverbände, Politiker und Chinaexperten warnen vor einer akuten Knappheit an Rohstoffen aus der Volksrepublik. Die temporären Ausfuhrbeschränkungen von sogenannten schweren seltenen Erden und Magneten aus China seien "alarmierend für die deutsche Industrie", sagte Wolfgang Niedermark, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), dem "Spiegel".
Halte Peking daran fest, könne es "zeitnah zu sektorübergreifenden Problemen" wie Produktionsstopps kommen.
"Uns
droht eine Metallkrise, ähnlich wie die Energiekrise 2022, als Russland
kein Gas mehr lieferte", warnt Niedermark. Besonders betroffen seien
die Autoindustrie, der Maschinen- und Anlagenbau sowie Energie- und
Verteidigungstechnologien: "Bei E-Motoren, Robotik oder Drohnen ist die
Importabhängigkeit nicht nur hoch, sondern systemkritisch."
China
deckt nach BDI-Angaben 99 Prozent des weltweiten Bedarfs an schweren
seltenen Erden und 93 Prozent an Magneten ab. Solche Magnete werden etwa
in E-Autos, Kraftstoffpumpen, Motoren für Fensterheber oder
Lautsprechern eingesetzt. Im April hatte die chinesische Regierung
Exportkontrollen auf seltene Erden eingeführt, als Reaktion auf die
Strafzölle der USA.
Die Folgen bekommen auch Unternehmen
hierzulande zu spüren. Exportlizenzen müssen neu genehmigt werden,
dadurch kommt es zu monatelangen Verzögerungen. Der Autozulieferer ZF
etwa sieht bereits erste Auswirkungen bei einem Teil seiner Lieferanten:
"Die Erteilung von Exportlizenzen muss sich beschleunigen, um
kurzfristige Bandstillstände zu vermeiden."
Experten befürchten,
dass die Vorräte hiesiger Betriebe bald zur Neige gehen. "Kaum ein
Unternehmen in Deutschland dürfte für mehr als zwei Monate seltene Erden
oder Magnete auf Lager haben", sagte Jost Wübbeke, Mitgründer der
Beratungsfirma Sinolytics. Grünenvorsitzende Franziska Brantner fordert
ein zügiges Handeln der Bundesregierung. Der Staat könne als Co-Investor
bei Projekten einspringen, etwa zum Abbau, der Verarbeitung oder dem
Recycling von seltenen Erden. Ein dafür vorgesehener Fonds enthalte eine
Milliarde Euro. "Es ist der letzte Weckruf, zu investieren", so
Brantner.
Quelle: dts Nachrichtenagentur