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Run auf Sylter Immobilien

Archivmeldung vom 12.06.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.06.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Sylt: 38 Kilometer lang, bis zu 12,6 Kilometer breit Bild: ndr / GoMoPa
Sylt: 38 Kilometer lang, bis zu 12,6 Kilometer breit Bild: ndr / GoMoPa

5.000 Euro kostet die teuerste Eigentumswohnung am Potsdamer Platz in Berlin Mitte pro Quadratmeter. 7.000 Euro in der Münchener Innenstadt und 8.000 Euro in der neuen Hafencity in Hamburg. Darüber kann die Schickeria im Jet-Set-Dorf Kampen (650 Einwohner) auf der Insel Sylt in Nordfriesland (Schleswig-Holstein) nur müde lächeln.

Im deutschen Saint-Tropez trinkt man nicht nur Deutschlands teuerstes Bier, den per Hand abgefüllten "Sylter Hopfen" (19,95 Euro die 0,75-Liter-Flasche). Man zahlt auch die höchsten Quadratmeterpreise für eine Eigentumswohnung: 20.000 Euro. Ein kleines freistehendes Landhaus ist ab 4 Millionen Euro zu haben. Für eine Doppelhaushällfte muss man bis zu 7 Millionen Euro auf den Tisch packen.

"Deutschlands geheime Riviera" (Times) ist seit vielen Jahren Spitzenreiter. Schon 2001 kostete der Quadratmeter Eigentumswohnung in Kampen 13.987 Euro. 2004 sackte der Preis um 1.800 Euro auf 12.187 Euro ab und blieb auf diesem Niveau. Doch was im Augenblick auch die oberen Zehntausend ins Staunen versetzt, ist die Tatsache, das sich der Quadratmeterpreis für ein Dach übern Kopf im Nordseeparadies ausgerechnet jetzt in der größten Krise nahezu verdoppelt hat. Doch die Preisexplosion ist dabei noch nicht einmal das Schlimmste. Fast schon demütigend ist es, wenn man im Bentley Continental mit einem prall gefüllten Koffer voller Bargeld über den elf Kilometer langen Hindenburgdamm fährt und dann kurz darauf geknickt den ganzen Weg wieder zurücklegen darf, weil man nicht bekommt, was man so sehr begehrt.

Als wären sie Arme-Leute-Kinder müssen die Millionäre auf Sylt zum ersten Mal Schlange stehen und auf Zuteilung warten. Wenn man Pech hat, kommt man in diesem Sommer gar nicht mehr an die Reihe.
Die deutsche Sonneninsel (1.700 Sonnenstunde im Jahr, 200 mehr als Hamburg) erlebt seit Saisonstart den größten Immobilienrun, seit die Inselhauptstadt Westerland (9.000 Eiwohner) im Jahre 1855 Seebad wurde und Männer und Frauen zum ersten Mal zusammen baden durften.

Der Finanznachrichtendienst www.gomopa.net sprach mit Immobilienmakler Stephan Rudloff (43) aus Westerland, der seit 20 Jahren im Geschäft ist und mit seinem Motto „Näher am Strand kann man nicht wohnen“ zu den Top Fünf der Inselmakler zählt.

Rudloff beschreibt das neue Sylt-Phänomen so: „Reihenweise kommen Deutsche und Schweizer mit Koffern voller Bargeld auf die Insel und wollen Eigentumswohnungen kaufen. Normalerweise würde ich mich darüber freuen. Doch der Wahnsinn ist, ich muss sie fast alle wieder wegschicken und auf den Herbst vertrösten. Für die Toplagen in Kampen, Braderup, Westerland oder der Inselperle Keitum wird vor September 2009 nichts mehr frei.“

Es gibt inzwischen lange Warteschlangen. Was zu verkaufen war, ist meist lange vorbestellt. In den Büros der zwei Dutzend Makler rund um Kampen halten nur noch die Sekretärinnen die Stellung. Die Chefs sind alle mit einem Kunden unterwegs. Während draußen das Motornageln von 500 schweren Maschinen beim Harley-Davidson-Festival die Seeluft zerreißt, klingeln bei den Maklern hinter den Kulissen die Kassen.

Rudloff: „Die Kunden reißen mir die Wohnungen aus den Händen. Meine Ein-Zimmer-Ferienwohnungen in Westerland sind ausverkauft. Ich schalte schon gar keine Anzeigen mehr und arbeite die Warteliste ab. Ich verschicke Newsletter. Die Kunden warten dann auf meinen Anruf. Ich rufe morgens um 10.30 Uhr an, und um 13 Uhr ist der Verkauf gelaufen. Hatte ich am Anfang des Jahres noch 370 unverkaufte Wohnungen, sind es jetzt nur noch 60 Wohnungen. Heute habe ich beispielsweise drei verkauft. Wohnungen zwischen 150.000 und 480.000 Euro gehen weg wie geschnitten Brot. Leider ist der Markt winzig.“

GoMoPa: Haben Sie eine Erklärung für diesen Ansturm?

Rudloff: Ja, die Kunden hinterfragen seit der Krise die Pleitegeschichten der Banken und wollen ihr Geld davor bewahren. Sie wollen es sicher anlegen. Und Sylt war schon immer eine sichere Betonbank. Die schönen Häuser und Wohnungen auf Sylt bieten eine sichere Vermietungsrendite, die durch die Gäste finanziert wird. Das ist schon immer so gewesen. Und wir Makler haben es auch immer erzählt. Aber erst jetzt scheint es jeder wie ein offenes Buch zu verstehen. Habe ich früher für eine Verkaufsanbahnung eines Objektes zwei bis drei Jahre gebraucht, geschah das am Anfang dieses Jahres in nur einer Woche. Und jetzt warte ich darauf, das wieder Objekte zum Verkauf frei werden.“

Immerhin haben mindestens 12.000 der 21.500 Einwohner aus den zwölf Sylter Orten auf der 99 Quadratkilometer großen Insel eine Zweitwohnung im Besitz. Man muss warten, bis einer stirbt oder einfach nur Bargeld braucht.

Convent Wie teilen sich die Lagen auf?

Der Spitzenreiter Kampen wird dicht gefolgt von Keitum am Wattenmeer. Man nennt Keitum die Perle der Insel, weil Keitum ein Künstlerort mit Galerien und Werkstätten, friesischen Teehäusern und prächtigen Friesenhäusern ist. Man blickt auf das endlose ruhige Wasser. Die frei stehenden Häuser sind ab 2 Millionen Euro halb so teuer wie in Kampen und die Doppelhaushälften in Keitum kosten mit bis zu 800.000 Euro ein Zehntel der Haushälften in Kampen, aber die Quadratmeterpreise für Eigentumswohnunen haben mit bis zu 18.000 Euro schon fast das Kampen-Niveau von bis zu 20.000 Euro erreicht.

Bis zu 12.000 Euro kostet der Quadratmeter Eigentumswohnung im Norddorf Braderup mit bewachtem Sandstrand im Sommer. Bis zu 10.000 Euro verlangt man im benachbarten Ortsteil Wenningstedt , das seit 1859 Kurbad ist und mit der Uwe-Düne in 53 Metern Höhe (benannt nach dem Verfassungskämpfer Uwe Jens Lornsen) die höchste Erhebung der Insel besitzt (Blick bis nach Dänemark). Der nationalsozialistische Reichsmarschall Hermann Göring hatte hier im zweitgrößten Ort der Insel an der 30 Meter hohe Steilküste Roter Kliff sein Sommerhäuschen „Min Lütten“.

Ebenfalls bis zu 10.000 Euro wird man für einen Quadratmeter Wohnung abseits des Trubels im windstillen Morsum mit 18-Loch-Golfplatz in den Morsumer Wiesen los. Bis 9.000 Euro kostet ein Quadratmeter Wohnung in der einsamen Heidelandschaft von Rantum (500 Einwohner) an der schmalsten bewohnten Stelle der Insel (600 Meter breit) und mit Rastplatz der Zugvögel (300 Arten).

Zum Preis von bis zu 8.000 Euro pro Quadratmeter Wohnung kann man sich in die einzige Stadt der Insel, Westerland, einkaufen (sofern etwas frei ist). Das Krankenhaus ist ein ehemaliges Luftwaffenlazarett. Im legendären Ballsaal Trocadero begründeten in Westerland in den 40-er und 50-er Jahren Marlene Dietrich und Hans Albers den Mythos der Partyinsel. Im Casino wird gezockt.

Bis zu 7.000 Euro kostet ein Quadratmeter Wohnfleck in List an den Wanderdünen, wo Jürgen Gosch 1972 im Ortsteil Tönning „die nördlichste Fischbude Deutschlands“ eröffnete. Ebenso teuer ist es in Munkmarsch auf Ost-Sylt mit dem einzigen privaten Segel-Yachthafen der Insel und nicht weit vom Flugplatz mit der Möglichkeit von Insel-Hopping-Flügen mit Air Berlin von Sylt nach Palma de Mallorca mit Zwischenhalt in Berlin-Tegel und zurück. Und auch in Archsum (Wattenmeer) wird man für eine Wohnung bis zu 7.000 Euro pro Quadratmeter los. Archsum (300 Einwohner) gilt als Troja des Nordens, weil Archäologen dort eine Burg und ein Dorf aus dem Jahre 700 entdeckten.

Bis zu 3.500 Euro verschlingt der Quadratmeter Wohnung in Tinnum, dem Mittelpunkt der Insel mit einer gut erhaltenen Burg samt Rundwall aus der Zeit um Christi Geburt und mit einem Tierpark mit 400 Tieren. Ebenso teuer ist es an der Südspitze der Insel (Odde) in Hörnum, das alle Pluspunkte Sylts gebündelt bietet: die Brandung und Nacktbaden im Westen und den familienfreundlichen Flachstrand, Polo Arena und Fischkutterhafen inklusive zahmer Kegelrobbe namens Willi im Osten. Von hier aus sieht man gut die Nachbarinseln Föhr und Amrum.

Aber warum bleibt Kampen in der oberen Mitte der Insel der unangefochten teuerste Flecken auf Sylt? Die Antwort ist leicht: Wegen der Promis, Reichen, Schönen und Nackten auf einem Haufen.

Ende Februar bis Anfang März 2009 drehte Roman Polanski mit einer 120-köpfigen Crew zahlreiche Außenaufnahmen zu seinem Hollywood-Politik-Film "The Ghost" nach dem gleichnamigen Roman des Bestseller-Autors Robert Harris in List und Munkmarsch. Neben dem Starregisseur ("Der Pianist", "Tanz der Vampire") konnte man auch Hauptdarsteller Ewan McGregor ("Moulin Rouge"), Kim Cattrall ("Sex and the City") und Ex-007-James-Bond-Darsteller Pierce Brosnan beim Bummel in Kampen treffen. Eigentlich spielt die Geschichte eines Ghostwriters laut Drehbuch nicht auf Sylt. Die Geschichte spielt in Wirklichkeit auf der amerikanischen Promi-Insel Marthas Vineyard vor der Ostküste im US-Bundesstaat Massachusetts. Doch der in Frankreich lebende Polanski dreht nicht mehr in den USA, weil ihm bei seiner Einreise die Verhaftung droht. Deshalb wurde kurzerhand Sylt zum Tummelplatz des New Yorker Geldadels umfunktioniert. 800 Sylter hatten sich im Vorfeld als Komparsen beworben. Der Fährverkehr von Sylt zur dänischen Insel Romo war mehrere Tage für die Dreharbeiten im Lister Hafen eingestellt.

Kaum war Polanski weg, drehte der ungarische Filmemacher Benedek Fliegauf bei Kampen Szenen für seinen Film "Womb". Die weibliche Hauptrolle in der deutsch-ungarisch-französischen Produktion spielt die Amerikanerin Eva Green, die vor allem durch ihre Rolle als Bond-Girl im Film "Casino Royale" an der Seite von Daniel Craig bekannt wurde. Den Part des männlichen Hauptdarstellers übernahm der Brite Matthew Smith (Danny in der BBC-Serie "Party Animals"). Im Mittelpunkt des Films steht die Geschichte einer trauernden Witwe, die beschließt, ihren verstorbenen Ehemann klonen zu lassen.

Deutsche V.I.P.s zuhauf

Am 3. Juni 2009 sorgte der Ex-Fußballmanager von Schalke 04 Rudi Assauer (65) in der Kurhausstraße in Kampen für einen Eklat, nachdem er abends gemeinsam mit ARD-Tatort-Hauptkommissarin Eva Saalfeld aus Leipzig (Sachsen), der Schauspielerin Simone Thomalla (44), das Restaurant Zum Österreicher verlassen hatte. Thomalla und Assauer (spielten zusammen den Veltins-Werbespot "Nur gucken, nicht anfassen") hatten sich eigentlich im Januar 2009 nach acht Jahren getrennt. Auch jetzt wandte sich Simone Thomalla von ihrem Zigarren-Macho ab und wollte nicht zu ihm ins Hotel Walterhof mitkommen. Er verfolgte sie, schubste sie über eine Mauer auf ein Blumenbeet des Friesenwalls. Sie trat ihm in den Unterleib. Alles vor den Augen dutzender Feriengäste, die an einer Bushaltestelle warteten.

Der Vorgarten des Handgemenges gehört Goldschmiedin Susanna Dünne. Aus dem Fenster ihres Geschäfts „Dünne“ verfolgte sie den Kampf und rief die Polizei. Susanna Dünne: „Ich habe gar keinen Fernseher und kannte die beiden nicht. Mir tat nur die Frau leid.“ Assauer sagte dem Paparazzi-Fotografen der BILD-Zeitung, Thomas Knoop, der in Kampen auf Promigeschichten lauerte und den Kampf fotografierte: „Ich habe Scheiße gebaut.“ Dennoch verschwand das Promipaar anschließend gemeinsam im Hotel.

Deutsche Prominente wie Günther Jauch, Thomas Gottschalk, Dieter Bohlen, Boris Becker, Jürgen Drews oder Synchronsprecher Dietmar Wunder (Dr. Gregory House, Daniel Craig) kommen regelmäßig vorbei, um in der Kult-Kneipe Sansibar zu feiern oder in einer der schicken Boutiquen zu shoppen. Bogner, Bulgari, Cartier, Wempe, Escada, Sander, St. Emile, Louis Vuitton. Nirgendwo gibt es so viele Luxusboutiquen, Juweliere und Nobel-Restaurants in solcher Dichte wie in Kampen. Erst in diesem Jahr eröffnete hier Wolfgang Joop einen Laden seines Labels „Wunderkind“.

Im Strönwai, besser bekannt als die „Whiskymeile“, kommt es auf gerade 300 Metern regelmäßig zu Staus. Ferraris, Hummer, Maseratis oder auch mal ein ganzer Porsche-Cabrio-Club fahren zum Sehen-und-Gesehen-Werden im Schritttempo die Straße auf und ab. Von ihren Logenplätzen unter den Sonnenschirmen im Odin und den umliegenden Cafes beobachtet die Haute-Volee die Flaneure. Im Gogärtchen ißt Didi Hallervoorden gern Quittengelee, adlige Damen schneiden eigenhändig Wurst.

Ein paar Häuser weiter im Kleinen Leysieffer kehren gern Harley-Davidson-Besitzer ein. Stammgast ist ein Zahnarzt (mitte 40) aus Heidelberg, der auf Sylt eine Eigentumswohnung und eine Harley unterhält und beide Investitionen, wie er jedem gern erzählt, nie bereut hat. Zweimal im Jahr kommt er hierher, manchmal ohne Freundin, manchmal mit, »meistens stört die aber nur, vor allem bei den wesentlichen Dingen.«

Attraktive Reetdachhäuser in Kampen

Die Promis haben sich den schönsten Ort der Westküste als Urlaubsziel ausgewählt. Alle Häuser in Kampen sind im typischen Sylter Baustil aus roten oder weiß gestrichenen Ziegelsteinen, weißen Sprossenfenstern und weit hinunter gezogenem Reetdach gehalten. Eine bis heute gültige Verordnung aus dem Jahr 1912 schreibt diesen Stil auch für Neubauten vor. Die Häuser müssen 25 Meter Abstand halten und sind mit Steinwällen umzäunt. Selbst die niedlichen Häuschen an den Bushaltestellen sind mit Schilf gedeckt. Zur Freude der ortsansässigen Makler sorgt die mondäne Lage dafür, dass hier noch immer die höchsten Quadratmeterpreise Deutschlands zu erzielen sind.

Obwohl es außer einem Bombenangriff keine Kampfhandlungen auf Sylt gab, hatte die Insel eine herausragende strategische Bedeutung. Adolf Hitler sah Sylt als nördlichste 'Speerspitze' des Dritten Reiches und ließ die Insel zur Festung ausbauen. Zahlreiche Bunkeranlagen sowie das Rantumbecken, ein Landeplatz für Flugboote, legen davon Zeugnis ab.

Der Run auf Sylts Immobilien zieht ein zweites Phänomen nach sich. Der viele Jahre vergessene Südzipfel der Insel mit den einstigen Sanitäts-Kasernen erwacht nicht, wie vorgesehen, gemütlich, sondern gleich mit Volldampf aus dem Dornröschenschlaf.

Am 29. Mai 2009 feierte in Hörnum das noble Fünf-Sterne-Hotel Budersand (56 Zimme, 23 Suiten, das Doppelzimmer kostet die Nacht ab 230 Euro) direkt am Wasser mit Spa und einer Bibliothek Einweihung. Die 1.100 Bücher der Bibliothek wurden von ZDF-Lesen-Moderatorin Elke Heidenreich aus Köln (Nordrhein-Westfalen) ausgesucht. Darunter Homers Ilias, Günter Grass und Kinderbücher von Lillifee über Harry Potter bis Pidder Lüng, den legendären Piraten, der einst in den Hörnumer Dünen sein Unwesen trieb. Die aus Darmstadt in Hessen stammende Wella-Erbin Claudia Ebert investierte 50 Millionen Euro in ihr Hotel, das sie nach Sylts zweitgrößter Düne benannte. Claudia Ebert hat schon als Kind auf Sylt gespielt und besitzt heute ein altes Friesenhaus in Keitum. Freistehende Häuser kosten in Keitum ab 2 Millionen Euro.

Jahrelang lag das ehemalige Gelände der Pidder-Lüng-Kaserne am Südzipfel der Insel brach. Dort hatten die Alliierten im Zweiten Weltkrieg die ersten Bomben überhaupt auf Deutschland geworfen, und lange Zeit gab es niemanden, der sich für die Gestaltung der kontaminierten Fläche interessierte. Bis Claudia Ebert kam. Sie riss die Kaserne vor vier Jahren komplett ab und modellierte aus dem Schutt eine neue Dünenlandschaft.

Ihr Hotel mit der silbernen Zedernholzfassade aus den Philippinen ragt wie eine Sylter Düne in die Nordsee. Von der Badewanne aus können die Gäste die Inseln Föhr und Amrum erblicken. Die Bäder mit italienischem Berlino-Bianco-Marmor ließ Claudia Ebert von dem Hamburger Star-Designer Jan Wichers (65) modellieren. Wichers stattete bereits alle Gucci-Filialen in Deutschland aus. Einer seiner Entwürfe wird aktuell im Museum of Modern Art in New York ausgestellt.

Doch nicht nur das Spa-Hotel von Claudia Ebert verleiht dem vergessenen Inselsüden modernen Glanz. Gleich daneben hat der Golfclub Budersand Sylt auf 73 Hektar in den Dünen einen sechs Kilometer langen 18-Loch-Golfplatz errichtet, der im Februar 2009 vom Golf-Magazin mit dem Award „Bester neuer Golfplatz Deutschlands“ ausgezeichnet wurde.

Aber auch die Gemeinde Hörnum hat geklotzt. Noch im Sommer 2009 wird das Garni-Apartementhotel "Seepferdchen" mit öffentlichem Wellnessbereich mit Sauna, Dampfbad und Infrarotkabinen fertig. 15 dazugehörige Maisonette-Apartements, die im März 2009 gebaut wurden, werden von Immobilienmakler Sven Dahl (35) von der Sylter Immoblien-Kontor e.K. aus Rantum (fünf Kilometer südlich von Westerland) verkauft. Die zwischen 50 und 93 Quadratmeter großen Apartements sind fußbodenbeheizt, haben im Ergeschoss einen Kamin, eine voll ausgestattete Landhausküche und Balkone und Terrassen, die alle nach Süden zeigen und einen Blick aufs Wattenmeer garantieren. Die Apartements kosten ab 275.600 Euro plus fünf Prozent Maklercourtage zuzüglich Mehrwertsteuer, 3,5 Prozent Grunderwerbssteuer und etwa ein Prozent Notar- und Gerichtskosten.

Zunächst blieb Makler Dahl auf seinen Panoramablick-Apartements sitzen. „Bis Ostern 2009 tat sich praktisch nichts“, sagt Dahl zu GoMoPa. „Doch dann brach plötzlich ein Kaufsturm los. Ich habe aus unserem gesamten Immobilien-Bestand zwei Drittel mehr verkauft als im gleichen Zeitraum im Vorjahr. Und es betraf alle Segmente. Egal, ob 200.000 oder 400.000 Euro. Alles ging weg. Ich musste unsere Prospekte ständig mit Ausverkauft oder Reserviert überstempeln. Von den Maisonette-Wohnungen am Hörnumer Naturschutzgebiet sind nur noch elf Stück zu haben.“

Warum die Käufer so scharf auf Apartements auf Sylt sind, zeigen die beiden Rechenbeispiele, die Dahl für GoMoPa zusammenstellte.

Mieteinnahmenkalkulationen

Objekt: „Seepferdchen“ in Hörnum / Sylt

Die Apartements werden einschließlich Bettwäsche und Endreinigung vermietet. Diese Kosten sind im Mietpreis enthalten und werden direkt von der Betreibergesellschaft einbehalten (angenommene Preise dafür für Erdgeschoss-Apartement 17,- Euro / Tag, Obergeschoss-Apartement 12,- Euro / Tag). Die nachfolgend angegebenen Vermietungszahlen werden üblicherweise erst nach einer Anlaufzeit von 2 – 3 Feriensaisons erreicht.

Musterrechnung für ein Erdgeschoss-Apartement:
100 Tage je 195,00 Euro = 19.500,00 Euro
60 Tage je 135,00 Euro =  8.100,00 Euro
40 Tage je 95,00 Euro =  3.800,00 Euro
Gesamt-Brutto-Mieteinnahmen = 31.400,00 Euro abzüglich Wäsche / Endreinigung (200 Tage x 17,- Euro / Tag) ./. 3.400,00 Euro
verbleiben:  28.000,00 €
abzüglich 15 Prozent Vermietungsprovision auf 28.000,00 € Mieteinnahmen  ./. 4.200,00 €
abzüglich kalkuliertes Wohngeld / Nebenkosten (Heizung, Wasser, Versicherung) zirka 250,- Euro monatlich ./. 3.000,00 Euro
Zwischensumme:  20.800,00 €
abzüglich enthaltene Umsatzsteuer von zur Zeit 19 Prozent ./. 3.321,00 Euro
= verfügbare Netto-Mieteinnahmen:    17.479,00 €.

Musterrechnung für ein Obergeschoss-Apartement:
100 Tage je 155,00 Euro = 15.500,00 Euro
60 Tage je 105,00 Euro =  6.300,00 Euro
40 Tage je 70,00 Euro =  2.800,00 Euro
Gesamt-Brutto-Mieteinnahmen = 24.600,00 Euro
abzüglich Wäsche / Endreinigung (200 Tage x 12,- Euro / Tag) ./. 2.400,00 Euro
verbleiben:  22.200,00 €
abzüglich 15 Prozent Vermietungsprovision auf 22.200,00 Euro Mieteinnahmen  ./. 3.330,00 €
abzüglich kalkuliertes Wohngeld / Nebenkosten (Heizung, Wasser, Versicherung etc.) zirka 200,- Euro monatlich ./. 2.400,00 Euro
Zwischensumme:  16.470,00 Euro
abzüglich enthaltene Umsatzsteuer von zur Zeit 19 Prozent ./. 2.630,00 Euro
= verfügbare Netto-Mieteinnahmen:    13.840,00 €. 

Quelle: GoMoPa (Siegfried Siewert)

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