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Blase Staatsanleihen droht zu platzen

Archivmeldung vom 31.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Sie galten als letzter sicherer Hafen für Anleger: Staatsanleihen und staatsgarantierte Bankanleihen. Doch die Geldflut zur Rettung vor der Finanzkrise bläht die Anleihen zu einer gigantischen Blase auf. Die Gefahr, das sie genauso platzt wie zuvor die Internet-, Hypotheken- und strukturierten Kreditblasen, wird täglich größer.

Davor warnt Deutschlands bekanntester und erfolgreichster Fondsmanager, Dr. Jens Ehrhardt, Vorstand der DJE Kapital AG München, in der neuen Ausgabe von FONDS professionell.

Die Märkte werden mit billigem Geld überschwemmt. Dr. Ehrhardt: Allein in Amerika stehen 2009 Neuemissionen in Höhe von 2.000 bis 2.500 Milliarden Dollar an. Das sind gigantische Summen angesichts eines Volumens des gesamten US-Fondsmarktes von 3.500 Milliarden Dollar.

Im Gegensatz zu Japan, das während der Depression seine Neuverschuldung selbst finanziert hat, sind die USA bei der Finanzierung jedoch auf Auslandsdollars angewiesen. Die beiden großen Gläubiger Japan und China kämpfen aber ebenfalls mit den Auswirkungen der Krise, weshalb ihr Geld verstärkt im eigenen Land bleibt.

Auch die Araber fallen aufgrund des Ölpreisverfalls als Käufer aus. Ich frage mich deshalb, so Dr. Ehrhardt, wer den USA ihre Anleihen abnehmen soll? Das können die Amerikaner nur selbst tun. Da es dort aber so gut wie kein Sparaufkommen gibt, werden die USA Geld drucken müssen. Unter Umständen führt das zu steigenden Zinsen und einem schwachen Dollar. Ich fürchte, Staatsanleihen werden früher oder später zu einem regelrechten Desaster.

Warum sind Staatsanleihen nicht das richtige Rezept?

Dr. Ehrhardt gegenüber FONDS professionell: Wir befinden uns aus meiner Sicht in einer einmaligen Situation, die nicht dem üblichen Konjunkturzyklus entspricht. Das Außergewöhnliche daran ist die immens steigende Verschuldung. Auf einen ohnehin riesigen Schuldenberg wird durch die staatlichen Rettungs- und Konjunkturmaßnahmen eine extreme Neuverschuldung einfach noch obendrauf gesattelt.

Eine vergleichbare Situation, in der – im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt – ähnlich hohe Neuschulden aufgenommen wurden, hat es lediglich während des Zweiten Weltkriegs ab dem Jahr 1942 gegeben. Damals wurde diese Therapie jedoch einem entschuldeten und entschlackten Patienten verabreicht. Heute hat man das Gefühl, dass noch gar nichts kuriert ist und die Therapie einfach nur darin besteht, dem Patienten im Grunde das Gleiche zu verschreiben, was die Krise im Prinzip ausgelöst hat.

Der deutsche Vermögensverwalter Dr. Ehrhardt steht mit seiner Einschätzung nicht allein da. Mohamed El-Erian, Chief Investment Officer des weltweit größten Rentenmanagers Pimco, foderte Anleger offen auf, sie sollten ihre US-Treasuries (Staatsanleihen) angesichts der hohen Kurse doch verkaufen. Dabei waren Staatsanleihen die Assetklasse des Jahres 2008. Der Run auf die Papiere hat die Kurse extrem getrieben und die Renditen in den Keller rasseln lassen. Zehn- und 30-jährige US-Treasuries notierten im Dezember 2008 bei mageren 2,06 beziehungsweise 2,52 Prozent.

Inflation führt zum Crash der Staatsanleihen

Auch der Investmentguru Marc Faber (Dr. Doom) äußerte sich in einem Bloomberg-Interview besorgt über die Entwicklung: Um solche Anleihen zu kaufen, müssten die Inflationserwartungen des Investors für die nächsten Jahrzehnte sehr niedrig sein – was angesichts des Geldmengenwachstums und der expansiven Monetär- und Fiskalpolitik allerdings nicht der Fall sein dürfte. Statt Deflation rechnet Dr. Doom vielmehr mit einer beschleunigten Inflationsrate und daher mit steigenden Zinsen, für die lang laufenden Anleihen wäre das das reinste Gift. Eine solche Entwicklung würde unweigerlich zu einem Crash bei Staatsanleihen führen.

Ausweg Unternehmensanleihen

Die Staatsanleihen-Skeptiker plädieren für Käufe von Corporate Bonds (Unternehmensanleihen), deren Renditepotenzial deutlich über dem der Staatsanleihen liege. Nach den Kursgewinnen 2008 dürfte bei Staatsanleihen in diesem Jahr nur noch der Kupon zu verdienen sein, so die gängige Meinung. Komme es zu einer Konjunkturstabilisierung, drohe bei Staatsanleihen bereits im zweiten Halbjahr der Rückschlag. Dr. Ehrhardt gegenüber FONDS professional: „Sieht man von Junkbonds (Anleihen von Unternehmen mit fragwürdiger Bonität) ab, so sind Unternehmensanleihen mit vergleichsweiser guter Bonität in diesem Jahr die interessanteste Anlageklasse.

Baumwolle und Zucker sind im Aufwind

Dr. Ehrhardt gegenüber FONDS professionells: Der Bereich der Agrarpreise ist interessant. Die Preise sind zwar gefallen, aber die Angebotssituation spricht eher für einen Wiederanstieg. Durch die Finanzkrise haben viele Bauern weniger Kredite für Saatgut und Dünger erhalten, gleichzeitig haben sich deren Preise ebenfalls verteuert. Dadurch werden wohl die Anbauflächen in weiten Bereichen zurückgehen. Der Wert von Baumwolle steigt bereits wieder, und selbst Zucker zieht an. Es gibt eine ganze Reihe von Basisagrarprodukten, die sich recht gut entwickeln sollten. Das wird den entsprechenden Aktien in diesem Bereich Aufwind geben. Der Sektor ist zudem noch nicht überinvestiert.

Gold gehört zu den aussichtsreichsten Investments

Dr. Ehrhardt: Auch Gold, wo das Angebots-Nachfrage-Verhältnis attraktiv ist, wird zu den aussichtsreichen Investments gehören. Die Goldproduktion geht seit Jahren zurück. Und ein jährliches Volumen von rund 50 Milliarden Euro ist so gut wie nichts vor dem Hintergrund, dass auf der anderen Seite Tausende Milliarden Euro durch Konjunkturmaßnahmen in den Markt fließen.

2009 könnte das Jahr des Goldes werden

Dr. Ehrhardt weiter: Wann sollte Gold sich gut entwickeln, wenn nicht in Krisenzeiten? Seit Anfang 2008 war es jedenfalls die beste Wahl. Wenn mich auch die Kursentwicklung insgesamt ein wenig enttäuscht hat. Interessant sind vor allem die Exchange Traded Commodities (ETCs), die physisches Gold ankaufen. Ihre wöchentliche Nachfrage entsprach zuletzt dem Dollargegenwert der gesamten Goldproduktion. Wenn diese auch weiterhin in diesem Umfang kaufen, dann geht die gesamte Jahresgoldproduktion per se in den ETCs auf. Dann bleibt für die Schmuckindustrie nichts übrig und der Preis müsste steigen. Ich halte mich mit Schlagwörtern gern zurück, aber in diesem Fall könnte 2009 wirklich das Jahr des Goldes werden.

Goldminenaktien erst bei Goldpreis über 1.000 Dollar (750,55 Euro)

Gilt das auch für den Goldbergbau? Dazu Dr. Ehrhardt gegenüber FONDS professionell: Goldminenaktien sind ja eigentlich eine riesige Enttäuschung. Während der Goldpreis sich seit 1980 mehr als verdreifachen konnte, befanden sich Goldminenaktien mehr oder weniger in einer Seitwärtsbewegung. Eine relativ hohe Bewertung spricht ebenfalls nicht für einen Einstieg. Sollte jedoch der Goldpreis bei anziehender Nachfrage erneut auf über 1.000 US-Dollar steigen, so könnten auch Goldaktien endlich anspringen. 

Quelle: GoMoPa (www.gomopa.net / Siegfried Siewert)

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