Apotheker sprechen sich gegen Abschaffung von Beipackzetteln aus
Archivmeldung vom 07.08.2025
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDeutschlands Apotheker und der Sozialverband VdK haben sich gegen Überlegungen gewandt, den verpflichtenden Beipackzettel für Medikamente in Europa sukzessive durch eine elektronische Variante per QR-Code und Smartphone abzulösen. "Elektronische Packungsbeilagen können die gedruckten Packungsbeilagen ergänzen, dürfen sie aber nicht komplett ersetzen", sagte der Präsident der Apotheker-Spitzenorganisation ABDA, Thomas Preis, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
"Jeder muss sich barrierefrei über sein Arzneimittel informieren können. Das ist gerade auch bei Notfällen wichtig."
Preis
ergänzte, einige ältere oder behinderte Menschen hätten vielfach gar
keinen Zugang zu digitalen Anwendungen. "Auch Apotheken und Arztpraxen
dürfen nicht zusätzlich belastet werden, etwa wenn sie einen digitalen
Beipackzettel auf Papier ausdrucken sollen."
Ähnlich äußerte sich
die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Verena Bentele. "Mein Plädoyer
lautet: gedruckt und digital, damit niemand abgehängt wird", sagte sie
den Zeitungen. Alle Patienten müssten weiterhin einen rechtlichen
Anspruch auf einen gedruckten Beipackzettel haben. "Gleichzeitig bieten
digitale Packungsbeilagen große Vorteile, etwa für Sehbehinderte und
blinde Menschen, die barrierefreie digitale Formate benötigen."
Hintergrund
der Wortmeldungen sind die Arbeiten an einer Reform des europäischen
Arzneimittelrechts, die nach der Sommerpause in Brüssel an Tempo
aufnehmen sollen. Ziel der Novelle ist es, den europäischen Pharmasektor
wettbewerbsfähiger und die Versorgung des Kontinents mit Arzneimitteln
sicherer zu machen.
EU-Kommission, Europaparlament und
Mitgliedstaaten sind sich einig, dass die elektronische
Patienten-Information in Zukunft eine deutlich größere Rolle spielen
soll - auch, um Lieferengpässen bei Medikamenten in Europa leichter
begegnen zu können. In einigen EU-Staaten wie etwa Frankreich warnen
Verbraucher- und Patientenschützer vehement vor einem Verschwinden der
Packungsbeilage aus Papier.
Der deutsche EU-Abgeordnete und Arzt
Peter Liese (CDU) sagte den Funke-Zeitungen, er halte es für sinnvoll,
den Beipackzettel aus Papier abzuschaffen und zur digitalen Variante
überzugehen. "Die Abschaffung des Zettels würde es erlauben, bei einem
vorübergehenden Mangel von Medikamenten in einem europäischen Land
schnell Ersatz aus anderen EU-Staaten zu beschaffen. Außerdem wäre das
ein Beitrag zum Umweltschutz, weil weniger Papier bedruckt werden muss."
Wer
einen Ausdruck auf Papier haben möchte, der solle einen in der Apotheke
bekommen, so Liese. Die technischen Möglichkeiten von heute seien "ein
Segen" für Patienten, insbesondere für Menschen mit unzureichenden
Kenntnissen der Landessprache.
Quelle: dts Nachrichtenagentur