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Top-Management unterschätzt Rezession

Archivmeldung vom 22.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Weltweit herrscht in vielen Unternehmen ein dramatischer Mangel an Führungsstärke und geeigneten Strategien, um den besonderen Anforderungen einer Wirtschaftskrise historischen Ausmaßes adäquat zu begegnen. So konzentrieren sich 65% der aktuell finanziell angeschlagenen Unternehmen trotz akuter Refinanzierungsprobleme am Kapitalmarkt nur unzureichend auf Aufbau und Erhalt ihrer Liquidität.

Selbst ein Viertel der solide aufgestellten Unternehmen lässt Wachstumspotenziale ungenutzt und geht Investitionen, Expansionen und Akquisitionen nicht konsequent genug an. Insgesamt verfügt ein Drittel der befragten Unternehmen laut Selbsteinschätzung über kein ausreichend tragfähiges Konzept, um in der Krise erfolgreich zu bestehen. 40% der Manager unterhalb der CEO-Ebene trauen der obersten Führungsebene kein überzeugendes Krisenmanagement zu. 46% stellen in Frage, dass entsprechende Maßnahmen mit unternehmensinternen Ressourcen umzusetzen wären. Das sind die alarmierenden Ergebnisse einer aktuellen Studie der internationalen Strategieberatung Booz & Company. Für diese wurden im Dezember 2008 weltweit rund 830 Manager der obersten Führungsebene, davon 133 aus dem deutschsprachigen Raum, befragt.

Verunsicherung auch in deutschen Vorstandsetagen

Auch die Top-Manager deutscher Unternehmen scheren nicht aus diesem Trend aus. Immerhin sind hier schon drei von vier finanzstarken Unternehmen strategisch für die Krise gerüstet. Dagegen herrschen in den Führungsgremien angeschlagener Unternehmen erhebliche Verunsicherung und ein Hang zum Altbewährten: 62% sind nicht von ihrem Krisen- und Cashmanagement überzeugt. "Oft fehlt es an Mut bzw. an Durchsetzungskraft, notwendige Maßnahmen wie Kostensenkungen und Restrukturierungen konsequent anzugehen. Das Ausmaß der Krise ist so immens, dass sich viele Unternehmenslenker am sichersten fühlen, wenn sie in gewohnter Weise weiter agieren. Doch was bisher funktioniert hat, ist künftig keine Erfolgsgarantie mehr", so Stefan Eikelmann, Sprecher der Geschäftsführung von Booz & Company im deutschsprachigen Raum. "Die langfristige Absicherung des Unternehmens steht jetzt ganz oben auf der CEO-Agenda. Exzellente Manager verlieren unabhängig von der Unternehmenssituation ihre Chancen nicht aus dem Blick. Strategische Investments, beispielsweise in den Bereichen Forschung und Produktentwicklung, können sich nach der Krise doppelt auszahlen", führt Eikelmann weiter aus.

Wachstumspotenziale bleiben ungenutzt

Ein weiteres Studienergebnis: Immerhin ein Viertel der solide aufgestellten Unternehmen schöpft seine Wachstumspotenziale nicht aus und geht Investitionen, Expansionen und Unternehmensübernahmen nur inkonsequent an. Damit vergibt diese Gruppe die Chance auf wirtschaftliche Erfolge in oder zumindest nach der Krise. "Strategisch agierende CEOs verfolgen auch in einem schwierigen Marktumfeld einen antizyklischen Wachstumsplan, um gegenüber dem Wettbewerb gestärkt aus der Krise hervorzugehen", argumentiert Stefan Eikelmann. Zwar beurteilen 75% der befragten Manager die finanzielle Situation ihrer Unternehmen noch immer positiv. Nur 20% befürchten eine Verschlechterung ihrer Situation. Mehr als jeder zweite Top-Manager (54%) geht sogar davon aus, sich im Zuge der Krise einen Wettbewerbsvorteil verschaffen zu können. Gerade einmal 13% schätzen die Finanzstärke ihres Unternehmens als schwierig ein. "Wenn in Führungsetagen weiterhin abgewartet wird, anstatt ein strategisch ausgefeiltes Krisenmanagement zu entwickeln, bleiben diese Vorstellungen wohl Wunschdenken", warnt Eikelmann.

Globale Rezession erfordert drastische Maßnahmen

Dabei ist unklar, wie lang und hart der Abschwung die Weltwirtschaft treffen wird: Führende Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen zumindest für das laufende Jahr mit einem erheblichen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) und einem Einbruch der gesamtwirtschaftlichen Produktion. "Deutschland rutscht 2009 trotz zweier Konjunkturpakete voraussichtlich in eine Rezession", so Eikelmann. Wenn die Exporte tatsächlich wie prognostiziert um 9% zurückgehen, stehen einige Industriezweige vor erheblichen Problemen, die durch staatliche Stützungsaktionen und tarifliche Zugeständnisse der Gewerkschaften bestenfalls abgefedert werden können. Immerhin bezweifelt ein Drittel der Befragten, dass Regierung, Wirtschaft und Gewerkschaften in diesem Punkt effizient genug zusammenarbeiten. 40% der Befragten gehen darüber hinaus von einer drastischen Reduktion der Aktivitäten in den Bereichen Umweltpolitik sowie Corporate Social Responsibility aus. Das betrifft vor allem die in diesem Sektor einflussreichsten Branchen Energie und Transportwesen. Dazu Eikelmann: "CEOs sollten nicht auf Hilfe von außen spekulieren. Wer sein Unternehmen erfolgreich durch die Krise navigieren will, muss Führungsstärke beweisen, die richtigen strategischen Entscheidungen treffen und diese konsequent umsetzen."

Weitere Studienergebnisse:

Die Skepsis gegenüber der Krisenresistenz des eigenen Unternehmens nimmt unterhalb der ersten und zweiten Führungsebene deutlich zu. So sprechen 51% dieser Führungskräfte dem Topmanagement die Fähigkeit ab, eine geeignete Strategie für die Wirtschaftskrise entwickeln und umsetzen zu können.

Einzig die Finanz- und Bankenbranche glaubt an eine sinnvolle Zusammenarbeit von Unternehmen, Regierung und Gewerkschaften, um die Industrie zu stabilisieren. Dagegen sind 56% der Befragten Telekommunikationsmanager (Telekommunikations- und Medienindustrie: 42%, Transport- und Logistikindustrie: 41%) sehr skeptisch, was die Erfolgsaussichten einer Kooperation der unterschiedlichen Stakeholder angeht.

Über die Studie

Die Umfrage von Booz & Company zur Finanzkrise wurde im Dezember 2008 durchgeführt. 828 Top-Manager (CEOs, Vorstände sowie maximal zwei Ebene darunter) aus allen bedeutenden Branchen - von Financial Services über Gesundheitswesen und Energie bis hin zu Konsumgütern - beteiligten sich. Westeuropa ist mit 38 Prozent am stärksten im Befragungssample vertreten, gefolgt von Nordamerika mit 30 Prozent und den Neuen Märkten mit 28 Prozent.

Quelle: Booz & Company

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