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Nicht nur frieren, auch Pleite gehen für die Freiheit: Nächster Ban­ken­zu­sam­men­bruch wegen Russland Sanktionen

Archivmeldung vom 05.05.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.05.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
Sparschwein, Geld
Sparschwein, Geld

Bild:pixabay

Schon Ende Februar kam die Nach­richt ganz plötzlich: Die Sberbank Europe AG mit Sitz in Wien war am Ende. Der Ableger der rus­si­schen Sberbank blutete innerhalb kür­zester Zeit aus, weil die Kunden in West­europa vor­sichts­halber ihr Geld abzogen. Die Bank wurde illi­quide. Schon am 1. März, kurz nach Mit­ter­nacht, ver­fügte die öster­rei­chische Finanz­markt­auf­sicht (FMA) die Ein­stellung des Geschäfts­be­triebes. Die EZB warnte vor einem Zah­lungs­ausfall. Dar­aufhin durften die Kunden der Sberbank Europe AG vorerst nur noch maximal 100 Euro am Tag abheben – für den täg­lichen nötigen Bedarf. Auch Online-Banking war nicht mehr möglich. Dies schreibt Niki Vogt bei "Die Unbestechlichen".

Weiter dazu folgendes auf deren Webseite: "In Öster­reich und Deutschland betraf das ca. 35.000 Kunden mit Ein­lagen in Höhe von einer Mil­liarde Euro. Das sind etwa 29.000 € pro Kunde. Etwa 26.000 haben die Kunden im Schnitt zurück­er­halten. Die Gelder stammen laut Aus­kunft des Ban­ken­ver­bandes aus dem Topf der ESA (Ein­la­gen­si­cherung Austria). Ruft man deren Web­seite auf, findet man schon auf der Homepage sofort alles, was man als Sberbank-Kunde wissen muss, um an sein Geld zu kommen. Die Durch­führung der Aus­zah­lungen erfolgt durch die Ent­schä­di­gungs­ein­richtung deut­scher Banken (EdB) in Zusam­men­arbeit mit der ESA. Sogar auf­ge­laufene Zinsen werden noch ausgezahlt.

Noch. Denn die Kunden der Sberbank haben das Glück, die Ersten zu sein. Die nächste Bank steht bereits zur Abwicklung an und wird wahr­scheinlich noch Nach­folger haben. Die Geld­töpfe der Ein­la­gen­si­cherung sind aber nicht unendlich tief, und irgendwann findet das alte Sprichwort „den Letzten beißen die Hunde“ seine Anwendung.

Die Seite finanz-szene.de, der „News­letter für die Banken- und Finanz­branche“ berichtete am 24. April von der Not der „Ams­terdam Trade Bank“, die eben­falls Ver­bin­dungen nach Russland hat, denn sie ist ein Ableger der Mos­kauer Alfa Bank und gehört dem rus­si­schen Unter­nehmer Michail Fridman.

Tau­sende deutsche Sparer sind betroffen, von den 23.000 pri­vaten Ein­le­ger­kunden sind 6.000 aus Deutschland. Bis zu 100.000 € leistet auch die nie­der­län­dische Ein­la­gen­si­cherung. Die nie­der­län­dische Zen­tralbank (DNB, de Neder­landsche Bank) wird dabei jeden Bank­kunden ent­spre­chend ent­schä­digen, gleich ob er Nie­der­länder ist oder nicht. Am 28. April kün­digte die DNB die Aus­zah­lungen der Ent­schä­di­gungen, der „Payouts“ auf ihrer Seite an. Auch hier besteht für die Kunden die Mög­lichkeit, einen Antrag auf eine wesentlich höheren Summe als 100.000 € zu stellen, wenn es sich um einen nur kurz­fristig hohen Kon­to­stand handelt, wie bei­spiels­weise den Ver­kaufs­erlös eines Hauses.

Trotz deut­scher Kunden, die in deut­schen Filialen oder Online ihre Konten auf den beiden Banken hielten, stehen die Ein­la­gen­si­che­rungen Öster­reichs und der Nie­der­lande gerade, weil die Geld­in­stitute in Wien und Ams­terdam behei­matet sind. Sollte aber als nächste Bank die VTB-Bank Europa, eine Tochter der rus­si­schen VTB Bank, ins Schleudern geraten, wäre die Bafin betroffen, denn die VTB Europa hat ihren Sitz in Frankfurt.

Die jetzt umge­kippte Ams­terdam Trade Bank (ATB) hat aller­dings durchaus wichtige Geschäfts­be­zie­hungen nach Frankfurt, die jetzt Kopf­schmerzen bereiten: Die Insolvenz der Bank bringt das Frank­furter Fintech „Creditshelf“ in Probleme.

Das Frank­furter „Creditshelf“ wurde 2014 von Tim Thabe und Daniel Bartsch gegründet und enga­giert sich bei Finan­zie­rungen für den Mit­tel­stand sowie für soge­nannte „Scale-ups“. Ein „Scale up“ ist eine nicht ganz neu gegründete Firma, ein „Start up“, das aus der unsi­cheren Anfangs­phase her­aus­ge­kommen ist und sich zu einem schnell wach­senden, erfolg­reichen Unter­nehmen ent­wi­ckelt, aber nun inves­tieren muss, um den Schwung für eine schnelle Ver­grö­ßerung zu nutzen. Ein „Start up“ ist der erste Keim eines Unter­nehmens, der erst noch zeigen muss, dass er Kunden findet und sich auf dem Markt behaupten kann. Ist das gelungen, braucht das junge Unter­nehmen Mit­ar­beiter, Räum­lich­keiten und Mittel, um schnell zu einem „erwach­senen“ Unter­nehmen zu werden — sprich Kredite.

Inzwi­schen arbeiten bei Creditshelf 70 Men­schen. Creditshelf hat sich selbst zu einem Scale-up ent­wi­ckelt und immer mehr Kunden gewonnen, die die Kredite von „Creditshelf“ in Anspruch nehmen. Die Gelder für diese Kredite stammen aber zu einem sehr großen Teil von der jetzt insol­venten Ams­terdam Trade Bank (ATB). Hatte Creditshelf noch 2021 Gelder in Höhe von 68 Mil­lionen Euro zur Kre­dit­vergabe zur Ver­fügung, 50 Mil­lionen davon kamen von der ATB, wurde diese Summe 2022 auf 167 Mil­lionen Euro erhöht. Von den mitt­ler­weile 120 Mil­lionen Euro, die ATB in Creditshelf inves­tiert hat, ist aber noch nicht alles abge­rufen und in kleine Unter­nehmen inves­tiert worden.

Die Kre­dit­nehmer, also die Mit­tel­ständler und Scale ups, müssen ihre Kre­dit­ver­träge mit Creditshelf natürlich weiter bedienen, und auch Creditshelf wird davon die von der ATB zur Ver­fügung gestellten Kredite bedienen. Aber: Das Geld fließt jetzt in die Insol­venz­masse der ATB und Creditshelf wird sich nach einem neuen Geld­geber umsehen müssen, wie Finanz-Szene berichtet. Andern­falls wirkt sich der Wegfall der ATB als Finanzier direkt auf die Finan­zie­rungs­mög­lich­keiten junger deut­scher Unter­nehmen und des Mit­tel­standes aus.

Ob ein neuer, finanz­starker Partner gefunden werden kann, ist unsicher. Die Schwie­rig­keiten von Creditshelf dürften aber nur ein Bei­spiel für die ganzen Ver­wer­fungen sein, die sich aus der höchst unsi­cheren Weltlage und dem blind­wü­tigen Sank­tio­nieren ergeben. Das Welt­wirt­schafts- und Finanz­system beruht aus­schließlich darauf, dass im Großen und Ganzen alles funk­tio­niert, ins­be­sondere, dass die Geld- und Waren­ströme unge­stört laufen. Kleine Schäden hält das System aus, weil dann Repa­ra­tur­me­cha­nismen greifen und neue Mit­spieler mit neuen Kon­zepten die Lücken aus­füllen. Aber größere Erschüt­te­rungen können das riesige Kar­tenhaus blitz­artig zusam­men­fallen lassen. Die gegen­wär­tigen Gescheh­nisse lassen einen kom­menden Sys­tem­crash immer wahr­schein­licher werden.

Dummheit? Fehl­kal­ku­lation – oder Plan? "

Quelle: Die Unbestechlichen (Niki Vogt)

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