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Heinz Gerlach: Treibjagd im Anlegerschutzwald

Archivmeldung vom 05.08.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.08.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

"Für ein Jahressalär von 89.000 Euro, monatlich 7.500 Euro, darf Heinz Gerlach ab sofort drei Immobilien-Fonds betreuen, vor denen er Jahre lang auf seinem gefürchteten schwarzen Laufband im Internet und seinen Newslettern gewarnt hat", verrät ein Insider-Anwalt.

Über Gerlachs neueste Trophäe seiner Treibjagd im Anlegerschutzwald sagt der Anwalt in einem Interview zu dem Finanznachrichtendienst www.gomopa.net: "Die Verträge sind noch ganz frisch."

GoMoPa: Welche Fonds sind denn betroffen?

Der Anwalt: "Es sind die ersten drei Fonds des heutigen Marktführers in Deutschland für geschlossene Fonds, der SHB AG aus Aschheim bei München in Bayern. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht hatte den drei Fonds Business Park Stuttgart, Carre Göttingen und Erlenhofpark im Jahre 2005 eine Rüge erteilt, weil sie den 4.500 Anlegern eine 50prozentige Rückzahlung auf den Anlagenwert zusagten. Die BaFin bestand auf eine Änderung der Verträge, dass die Rückzahlbarkeit nur auf den wirtschaftlichen Wert zu leisten sei und auch nur, wenn die Fonds nicht zahlungsunfähig oder überschuldet sind. Die SHB AG hielt sich daran, aber Gerlach hatte nun einen Anlass, sich auf die Fonds einzuschießen."

GoMoPa: Der Erfinder der Fonds und Gründungsgesellschafter der SHB, Horst Baron (53), sagte erst am 7. Juli 2009 auf der Hauptgesellschafterversammlung, dass die Fonds tatsächlich nur dank der Ratensparer am Leben sind. Wörtlich sagte Baron: "Selbst einen angenommenen kumulierten Ausfall von 10 Prozent der Ratenzahler könnten die Fonds aushalten. Bislang fielen noch bei keinem Fonds mehr als sieben Prozent der Sparplananleger aus." Welche Argumente hatte denn Gerlach da noch?

Der Anwalt: "Gar keine. Gerlach warnte in seinen Anlegerschutz-Reports einfach vor einer angeblich katastrophalen wirtschaftlichen Situation, warf den Fonds vor, dass sie eine liquide Unterdeckung hätten und die Ausschüttungen aus der Substanz der Ratensparer kämen. Das war zwar problematisch, war bei diesen Fonds aber so gewollt und geplant gewesen. Gerlach verlegte sich schließlich auf die persönliche Diffamierung des fachlich absolut kompetenten Vorstandsvorsitzenden, Horst Baron."

GoMoPa: Warum war denn der Fondsexperte für den Fondslaien Gerlach überhaupt angreifbar?

Der Anwalt: "1990, also elf Jahre vor der Gründung der SHB AG, hatte Horst Baron Pech mit einem Geschäftspartner. Damals hatte Baron 800.000 D-Mark in eine Firma eingezahlt. Der Geschäftspartner unterschlug das Geld und setzte sich damit ins Ausland ab, verjubelte es, wurde von der Polizei geschnappt und kam ins Gefängnis. Baron musste Konkurs anmelden. Mit diesem Konkursverfahren vom 2. Januar 1991 (AZ 32N774/90), deren Tilgung sich bis zum Jahre 2004 hinzog, verfolgte Gerlach den Vorstandsvorsitzenden bis zum Geht-nicht-mehr. Baron trat genervt, offiziell aus familiären Gründen, am 31. August 2008 zurück."

GoMoPa: Hatte die SHB damit Ruhe?

Der Anwalt: "Die drei Fonds sind nach wie vor problematisch und waren für Gerlach weiter Futter, um Vertriebspartner der SHB zu verschrecken. Die SHB hatte 2008 einen Verlust von 13 Milionen Euro."

GoMoPa: Welche Lösung gab es?

Der Anwalt: "Die SHB zauberte als Baron-Nachfolger für den Vorstandsvorsitz den ehemaligen PR-Chef der Mutter-Gesellschaft Aragon AG aus Wiesbaden in Hessen, Achim Pfeffer (39), aus dem Ärmel. Der gab beim Amtsantritt offen zu, dass er von Immobilien keine Ahnung hatte. Aber er wollte den angeschlagenen Konzern SHB mit 62 Mitarbeitern und 1.100 freien Vertriebspartnern sanieren. Und als PR-Mann wusste er, wie man den Scheinjournalisten Gerlach ruhig stellen kann. Seine Idee war, die drei alten problematischen Fonds auszulagern, damit der Name SHB nicht mehr geschädigt werden kann, und die Betreuung der Fonds an Gerlach zu übertragen. Die anderen Fonds der SHB laufen schließlich ganz gut."

GoMoPa: Wie soll denn die Auslagerung laufen?

Der Anwalt: "Über die Heliad Equity Partners GmbH und Co. KG aus Frankfurt/Main. Das ist die zweite Mutter der SHB. Sie hat 13 Finanzunternehmen mit 4.500 Beschäftigten und einen Jahresumsatz von 600 Millionen Euro. Sie soll helfen, die drei problematischen Fonds zu verschleiern und zu verschieben, Hauptsache weg von der SHB. Der neue SHB-Vorstandschef Pfeffer persönlich übernahm die Gespräche mit Gerlach. Der nahm die Betreuung der Fonds, die er zuvor verteufelt hatte, sofort an. Die zusätzlichen Kosten von 7.500 Euro monatlich für Gerlach müssen nun die Anleger trotz geringer Rendite obendrauf zahlen. Und damit Gerlach sagen kann, er habe nie ein Mandat von der SHB erhalten, läuft der Betreuungsvertrag über die Heliad. Somit hat sich die jahrelange Schmiererei Gerlachs gegen den Fondsprimus SHB gelohnt."

GoMoPa: Aber warum musste erst Pfeffer kommen, um den Deal mit Gerlach einzufädeln?

Der Anwalt: "Nun, Pfeffer kam von der Aragon. Die Aragon hatte mit Gerlach schon Ruhigstellungs-Erfahrungen gesammelt. Aragon-Aktionär Christian Angermeyer wollte im Jahre 2002 VCH-Fonds mit amerikanischen gebrauchten Risikolebensversicherungen an die Börse bringen. Sie erwiesen sich als Rohrkrepierer. Angermeyer hätte das gern gedeckelt. Doch Gerlach bekam davon Wind und hat Aragon ein wenig provoziert. Gerlach schoss los: Anlegerverarsche, Schneeballsystem. Man beruhigte Gerlach schließlich mit einem Beratervertrag. Natürlich nicht bei der Aragon, das wäre ja zu plumb gewesen. Man fand, dass der Vorstand der Aragon-Tochter BIT Treuhand AG in Frankfurt, Jan Bäumler, einen Coach gebrauchen könnte. Ich glaube, Bäumler und Gerlach haben sich nie gesehen. Als Bäumler zum 1. Januar 2009 aber BIT und damit Aragon verließ, hatte Coach Gerlach keinen mehr zu coachen. Zum Glück holte ihn der Aragon-PR-Chef Pfeffer nun zur SHB beziehungsweise zu deren Mutter Heliad als Coach für die schlecht laufenden Fonds."

GoMoPa: Aber Gerlach hat doch stets bestritten, dass er je Unternehmerberater-Verträge abgeschlossen habe.

Der Anwalt: "Dann sehen Sie sich doch einmal den Beratervertrag von Gerlach mit der ICC AG und späteren Aufina Holding AG an, die mit 16 Millionen Euro Schulden an die Anleger in Insolvenz ging. Gerlach stempelte den Vertrag mit seinem Eingangsstempel ab und schrieb noch ein paar Änderungswünsche handschriftlich dazu. Der Vertrag liegt in der Polizeiakte. Der ICC-Chef Rainer Möller wurde später verurteilt, musste ins Gefängnis. Gerlach kassierte laut eigener Aufstellung, die er der Staatsanwaltschaft (AZ 130Js 88/03) überließ, vom 9. Juni 2000 bis 11. Juli 2002 insgesamt 783.000 D-Mark (400.348 Euro), obgleich er angeblich gar nichts tat."

GoMoPa: Hat Gerlach ein Netzwerk, das ihn schützt?

Der Anwalt: "Außer der Rechtsanwaltskanzlei Werner Klumpe aus Köln hat Gerlach nicht wirklich ein echtes Netzwerk. Klumpe soll konkurrierende Ratinghäuser rigoros abmahnen, wenn Formalien nicht eingehalten werden. TV-Moderator Friedrich Wanschka versucht, Gerlach regelmäßig reinzuwaschen. Werden Gerlachs Machenschaften öffentlich, darf dieser Stellungnahmen in Wanschkas Wmd-Brokerchannel abgeben. Gerlach hat am 4. September 2008 zu Pressevorwürfen gegen sich Stellung genommen, ohne die Vorwürfe wirklich zu entkräften. Wanschka leitet die nach ihm benannte Consulting GmbH. Das Unternehmen veranstaltet Wmd-Vertriebsgipfel und Wmd-Exklusivforen (mit Vorliebe auf Mallorca), bei denen Gerlach seit Jahren Stammgast ist und als angeblicher Experte Vorträge hält sowie Diskussionen moderiert.

Zu Gerlachs Dunstkreis gehört auch der Bund für soziales und ziviles Rechtsbewusstsein e.V. (BSZ). Der von Horst Roosen geleitete Verband verbreitet die Presseerklärungen auf Fachanwalt-hotline.de, Kapitalanleger-echo.de, Rechtsboerse.de und Bsz-ev.de. Roosen ist übrigens Pleite.

In ähnlichem Dienst für Gerlach sollen auch zwei Hamburger Rechtsanwälte stehen. Auch sie sollen die Enten aus dem Direkten Anlegerschutz aufgreifen und sie über das Internet verbreiten.

Und dann wäre da noch Ove Franz, er nimmt Gerlach regelmäßig in Schutz. Als das Hamburger Magazin Der Spiegel 2008 Gerlachs Machenschaften aufdeckte, war Ove Franz der einzige von zahlreichen Befragten, der Gerlach unterstützte. Der 73jährige Ex-Politiker hatte sich als Vorstand des Bankhauses Wölbern einen seriösen Ruf aufgebaut, den er inzwischen zerstört hat. In Gerlachs Direkten Anlegerschutz schreibt er bestellte Leserbriefe."

GoMoPa: Aber was ist mit den 51 Anwaltsadressen, die Gerlach auf seiner Seite Anlegerschutzauskunft.de veröffentlicht?

Der Anwalt: "Die Anwälte haben mit Gerlach persönlich nichts zu tun. Sie lassen es zu, dass Gerlach sich mit ihren Namen schmückt, weil sie natürlich als Anlegerschutzanwälte von Gerlachs negativer Berichterstattung und der damit verbundenen Anlegerverunsicherung stark profitieren. So bekommen sie viele Mandanten."

GoMoPa fragte Anwalt Jochen Resch (59) aus Berlin, der zugleich Vorsitzender der Verbraucherzentrale Brandenburg ist, was er von Gerlach hält und warum er auf Gerlachs Webseite steht?

Resch: "Ich kenne Gerlach seit vielen Jahren, auch von persönlichen Treffen bei Veranstaltungen. Es ist sehr traurig, er war am Anfang sehr gut. Bis er sich im Jahre 2002 mit den Drei-Länder-Fonds von Walter Fink und der BFI Bank Dresden einließ und wohl dabei zuviel Geld verdiente. Ich habe zu Gerlach keine geschäftlichen Beziehungen. Fonds sind auch nicht mein Metier. Ich werde mir die Seite anschauen, auf der ich erwähnt werde, und gegebenenfalls reagieren."

Inzwischen droht Gerlach neues Ungemach: Das Finanzamt Bad Homburg hat eine Betriebsprüfung eingeleitet. Gerlach hat es in den Jahren 2000 bis 2002 auf eine Schätzung seines Einkommens durch die Behörde ankommen lassen. Er gab an, keine relevanten Einnahmen gehabt zu haben. Der Audi A 8 aus dem Jahre 1999 ist tatsächlich auf seine Freundin und Aufsichtsratsvorsitzende der Heinz Gerlach Medien AG, Lenka Sychrova, zugelassen. 

Quelle: GoMoPa (Siegfried Siewert)

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