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Coface Deutschland erwartet steigende Zahlungsausfälle im Außenhandel

Archivmeldung vom 17.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

"Die Entwicklung der Zahlungsausfälle zeigt, dass die Risiken im globalen Handel wieder zunehmen", sagte Benoît Claire, Vorstandsvorsitzender von Coface Deutschland, in einem Pressegespräch zum Kongress Länderrisiken 2008.

Das gelte insbesondere für die Industrieländer, in denen der von Coface ermittelte Risiko-Index im ersten Quartal 2008 um 23,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal anstieg. Weltweit stiegen die Ausfälle um 13,4 Prozent. Sollten sich die aus der Subprime-Krise entstandenen Probleme in den USA verschärfen, könnte sich der Risikoindex nach Einschätzung der Coface im laufenden Jahr um bis zu 20 Prozent verschlechtern.

Zwar weisen die industrialisierten Länder mit 96 Punkten einen Indexwert auf, der noch unter dem Durchschnitt aller Länder (123 Punkte) liegt. Die Differenz ist aber deutlich geringer geworden. Ihren Ausdruck findet diese Entwicklung auch in den einzelnen Länderratings. Zuletzt wurden die USA von A1 in A2 herabgestuft. Weitere wichtige Industrieländer stehen auf der negativen Watchlist: Japan, Großbritannien, Spanien und Kanada, ebenso das in den vergangenen Jahren boomende Irland. "Wir müssen davon ausgehen, dass weitere Abwertungen noch im Laufe des Jahres erforderlich werden könnten", sagte Benoît Claire.

Der Risiko-Index der Coface bezieht sich auf kurzfristige Handelsgeschäfte. Der Index ergibt sich aus dem Durchschnitt der Länderratings, gewichtet nach dem Anteil der jeweiligen Länder am Bruttoinlandsprodukt der Region. Basis ist das Weltrisiko im Jahr 2000 (100 Punkte). Wesentlicher Bestandteil der Einschätzung sind die Zahlungserfahrungen der weltweit 120.000 Unternehmenskunden der Coface.

Auf die Schadenquoten der Coface Kreditversicherung ist die negative Tendenz bis jetzt noch nicht durchgeschlagen. "Wir sind in unserer Risikoprüfung aber sehr vorsichtig und können die Unternehmen insgesamt nur auffordern, die möglichen Risiken nicht zu unterschätzen", sagte Claire. Ziel sei es, die Zeichnungsquoten hoch zu halten. "Wir wollen und werden die Kunden weiter auf ihre Märkte begleiten, wir werden aber mit ihnen über die Risiken sprechen." Dabei gehe es auch um risikoadäquate Preise. Coface Deutschland hatte Anfang des Jahres die Preise für Kreditversicherung und Factoring im Neugeschäft um durchschnittlich zehn Prozent angehoben.

Während Coface auf der einen Seite höhere Risiken im Blick hat, sehen die Forderungsspezialisten durch die Finanzmarktkrise aber auch Chancen für das eigene Angebot. "Der Bedarf für Lösungen im Risikomanagement, wie wir sie bieten, ist unzweifelhaft groß", sagte Claire. "Ob daraus auch eine generell steigende Nachfrage wird, werden wir sehen." Insbesondere für Factoring könnte sich das starke Wachstum der letzten Jahre fortsetzen, wenn die Banken als Folge der Finanzkrise die Unternehmensfinanzierung wieder restriktiver handhaben sollten. Aber gerade in Kooperationen mit den Kreditinstituten sieht Claire Möglichkeiten, eventuelle Probleme für deutsche Unternehmen abzufedern.

Auf der Risikoweltkarte der Coface sind aktuell die großen industrialisierten Volkswirtschaften im Blickpunkt. "Wir reden noch nicht von einer krisenhaften Entwicklung", sagte Norbert Langenbach. Das Vorstandsmitglied von Coface Deutschland erinnerte daran, dass die Industrieländer außer den USA noch in der höchsten Stufe A1 seien, das kumulierte Ausfallrisiko noch immer unter dem Weltdurchschnitt liege und die Risikokurve noch nicht den Ausschlag wie 2000 und 2001 erreicht habe. Aufgrund der großen Bedeutung dieser Länder für die Weltwirtschaft sei die Entwicklung aber gerade für Dienstleister wie Coface, die Forderungsrisiken von Unternehmen abdecken, signifikant.

In welchem Umfang und zeitlichem Rahmen die international operierenden deutschen Unternehmen auf Probleme stoßen, zum Beispiel durch nachlassende Nachfrage in diesen Ländern nach Produkten, Zahlungsausfälle oder Insolvenzen von Kunden, lasse sich nicht voraussagen, sagte Norbert Langenbach. Dies hänge auch davon ab, wie stark die jeweiligen Unternehmen in den betroffenen Märkten engagiert oder von Abnehmern dort abhängig seien. Unternehmen mit einer breiteren internationalen Präsenz - und damit besseren Risikostreuung - seien in der aktuellen Situation noch weniger anfällig. Denn der Anstieg des Risiko-Index konzentriert sich derzeit eindeutig auf die USA und Länder, die stark mit der US-Ökonomie verbunden sind.

Für Mittel- und Osteuropa sowie die prosperierenden asiatischen Länder registrierte Coface im ersten Quartal keine nennenswerten Steigerungen des Ausfallrisikos. Lediglich für Lateinamerika stieg der Index um 4,8 Prozent. Anpassungen im Länderrating hatte Coface in Mittel- und Osteuropa schon Ende vergangenen Jahres vorgenommen und Bulgarien und Rumänien in A4 auf die negative Watchlist gesetzt.

Branchenüberblick 2008

2008 werden sich verschiedene Faktoren negativ auf Branchen auswirken. Dazu gehören eine deutliche Abschwächung der US-Konjunktur, ein leichter Rückgang des europäischen Wachstums sowie die Folgen der seit dem Sommer 2007 schwelenden Finanzkrise. Vor diesem Hintergrund könnte es für Unternehmen schwieriger werden, Kredite zu erhalten. Allerdings geht Coface derzeit davon aus, dass die Krise auf die unmittelbar betroffenen Branchen, zum Beispiel den Bau, beschränkt bleiben wird. Außerdem hat sich die Finanzlage der Firmen in den letzten Jahren gebessert, so dass sie mit ungünstigeren Finanzierungsbedingungen und einer schwächeren Nachfrage fertig werden dürften. Diese Aussichten könnten allerdings kippen, wenn die USA in eine Rezession abgleiten - wovon Coface derzeit nicht ausgeht.

Über die Finanzmarktkrise hinaus wird die Branchenentwicklung durch andere Faktoren belastet, zum Beispiel die Rohstoffpreise. Trotz der Abschwächung der US-Konjunktur führen die ungebrochene Nachfrage aus den Schwellenländern und die steigenden Investitionen in die Ausweitung der Produktionskapazitäten dazu, dass die erdölexportierenden Länder das Preisniveau hoch halten. Zudem sind bei Gas, Metallen, Holz und Agrarprodukten erhebliche Preissteigerungen zu erwarten. Auch die Transportkosten dürften deutlich anziehen. Auch in diesem Jahr wird der US-Dollar wegen der schlechten Wachstumsaussichten in den USA sowie der Zinssenkungen der Fed bei gleichzeitig abwartender Währungspolitik der EZB unter Druck bleiben. Der starke Euro wiederum mindert die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen.

Coface geht davon aus, dass die Konjunktur in den Schwellenländern robust bleibt, wovon zahlreiche Branchen profitieren dürften. So wird die Branchenkonjunktur in der Textil- und der Stahlindustrie zurzeit von Unternehmen aus den Schwellenländern getragen, die verstärkt höherwertige Erzeugnisse fertigen und effektive Strategien zur Eroberung von Marktanteilen entwickeln.

Vor dem Hintergrund der für 2008 skizzierten Entwicklungstrends hat Coface die weltweiten und regionalen Ratingnoten für mehrere Branchen angepasst. Negative Tendenzen gibt es für den Bau, den Handel und Papier. Positive Entwicklungen sieht Coface für Eisen und Stahl, Textil und Bekleidung.

Bau

Weltweit verschlechtert sich das Branchenrating von B+ auf B. In Nordamerika wird die Baubranche von B auf B- und in Westeuropa von B+ auf B herabgestuft. Regional reicht das Rating von A für Nordafrika und den Nahen Osten über A- in den asiatischen Schwellenländern, in Mitteleuropa und in der Ländern der GUS bis B- in Nordamerika und Japan.

Der Handel steht bei einer Ratingnote A- für Nordamerika unter Beobachtung für eine Abwertung. Auch das weltweite Rating liegt bei A-. Für die mitteleuropäischen Länder vergibt Coface die Ratingnote B+. Die asiatischen Schwellenländer, Lateinamerika, Nordafrika und den Nahen Osten sowie die Länder der GUS bewertet Coface mit A.

Papier

Die positive Beobachtung der Bewertung A- der Branche weltweit wurde wieder aufgehoben. Die westeuropäische Papierindustrie (Bewertung B+) steht unter Beobachtung für eine Abwertung.

Eisen und Stahl verbesserte sich für die asiatischen Schwellenländer von B auf B+, weltweit gesehen ist die Bewertung weiter A. Regional vergibt Coface das A auch für Nordamerika, Japan, Westeuropa, Lateinamerika, Nordafrika und den Nahen Osten sowie die GUS. Wie die asiatischen Schwellenländer sind die mitteleuropäischen Länder in B+.

Elektronik sieht Coface weltweit weiter in A. Auch die regionalen Bewertungen haben sich im Vergleich zum Vorjahr nicht geändert. Für Nordamerika und die asiatischen Schwellenländer gilt ebenfalls A, für Japan B+ und Westeuropa B.

Chemie

Die Bewertung der Branche weltweit hat sich nicht verändert (Ratingnote weltweit A-). Ihr Rating in den GUS-Ländern wurde von A- auf B+ herabgestuft. In Nordamerika steht die Branche unter Beobachtung für eine Abwertung.

Maschinenbau

Die Bewertungen haben sich im Vergleich zum Vorjahr nicht geändert. Das weltweite Rating liegt bei A-. In Japan und den asiatischen Schwellländern liegt die Ratingnote bei A. Nordamerika und Westeuropa werden von Coface mit A-bewertet. Die mitteleuropäischen Ländern haben die Ratingnote B+.

Pharmazie

Die Bewertung der Branche weltweit liegt bei A- und hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. Für Westeuropa wurde die Branche von B auf A- heraufgestuft. In den asiatischen Schwellenländern wird die Branche von Coface mit A bewertet.

Telekommunikation - Hardware

Die Branchenbewertung B+ hat sich weltweit nicht verändert gegenüber dem Vorjahr.

Automobil

Das weltweite Branchenrating (B-) hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. Herabstufungen wurden für die Branche in der Region Nordafrika und Naher Osten (A auf B+) sowie in den GUS-Staaten (B auf B-) vorgenommen. Regional ergeben sich beim Branchenrating deutliche Unterschiede: Die Bewertung reicht von A in Japan über B+ in den mitteleuropäischen Ländern, den asiatischen Schwellenländern, Lateinamerika, Nordafrika und dem Nahen Osten bis B- in Westeuropa und den GUS-Ländern. Für Nordamerika vergibt Coface für die Branche die Ratingnote C.

Informationstechnologie

Die weltweite Bewertung B- hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert.

Luftverkehr

Die weltweite Bewertung der Branche liegt bei B-. In den asiatischen Schwellenländern hat sich das Rating von B- auf B verbessert.

Textil und Bekleidung

Die Bewertung der Textilbranche weltweit wurde von C auf C+ und in Westeuropa von C- auf C angehoben. Regional ergeben sich in der Bewertung Unterschiede: Coface vergibt für die asiatischen Schwellenländer die Ratingnote A, für Japan, Nordafrika, den Nahen Osten und die GUS-Länder die Ratingnote B. Lateinamerika wird mit B- bewertet, Nordamerika und Westeuropa mit der Ratingnote C. Auch im Bekleidungssektor hat sich das weltweite sowie das westeuropäische Rating von C- auf C verbessert. Auch hier gibt es regionale Unterschiede in der Bewertung: Die asiatischen Schwellenländer bekommen das Rating A- und die mitteleuropäischen Länder, Nordafrika und der Nahen Osten die Bewertung B. Lateinamerika wird mit C+ bewertet. Für Nordamerika und Westeuropa vergibt Coface das Rating C. In Japan liegt das Rating bei C-.

Quelle: Coface Deutschland AG

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