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Digitale Welt, demografischer Wandel: Wie Betriebe reagieren

Archivmeldung vom 22.03.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.03.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Wirtschaftsinformatiker und Sozialpädagoginnen der Universität Hildesheim arbeiten im Team: Luisa Peters, Julien Hofer, Miriam Sitter, Professor Ralf Knackstedt, Professorin Inga Truschkat. Quelle: Foto: Isa Lange / Uni Hildesheim (idw)
Wirtschaftsinformatiker und Sozialpädagoginnen der Universität Hildesheim arbeiten im Team: Luisa Peters, Julien Hofer, Miriam Sitter, Professor Ralf Knackstedt, Professorin Inga Truschkat. Quelle: Foto: Isa Lange / Uni Hildesheim (idw)

Wie verändert sich Arbeit? Wirtschaftsinformatiker und Sozialpädagoginnen der Uni Hildesheim koordinieren das „InDeKo.Navi“-Projekt, in dem bundesweit untersucht wird, wie Betriebe mit Nachwuchssorgen und Personalentwicklung umgehen. Sie befassen sich mit den Folgen des demografischen Wandels und der modernen digitalisierten Arbeitswelt. Und in der lebt und arbeitet noch immer der Mensch – mit all seinen Fähigkeiten, Stärken, Schwächen. Wie sehen Arbeitsumgebungen aus, die Gesundheit und Lernen fördern? Wie geben ältere Ärzte, IT-Führungskräfte oder Maschinenbauer ihr Wissen weiter? Wie erleben Jüngere nach Abschluss der ersten Bildungsphasen ihre Karriereperspektiven?

Wie verändert sich Arbeit? Im BMBF-Förderschwerpunkt „Betriebliches Kompetenzmanagement im demografischen Wandel“ befassen sich bundesweit Fachleute in 31 Verbundprojekten mit den Folgen des demografischen Wandels und der modernen digitalisierten Arbeitswelt. Und in der lebt und arbeitet noch immer der Mensch – mit all seinen Fähigkeiten, Stärken und Schwächen. Wie sehen Arbeitsumgebungen aus, die Gesundheit und Lernen fördern? Wie geben ältere Ärzte, IT-Führungskräfte oder Fachleute im Maschinenbau ihr Wissen weiter? Wie erleben Jüngere nach Abschluss der ersten Bildungsphasen ihre Karriereperspektiven? Und wie entwickeln Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in mittelständischen Betrieben – ob im Handwerk, in der Landwirtschaft oder in der Pflege – notwendige Kompetenzen?

Professorin Inga Truschkat und Professor Ralf Knackstedt leiten die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,2 Millionen Euro geförderte wissenschaftliche Begleitforschung (http://www.indeko-navi.de/). Um das bundesweite Forschungsprojekt nach Hildesheim zu holen, war der interdisziplinäre Wissensaustausch wertvoll. Der Wirtschaftsinformatiker Ralf Knackstedt entwickelt schon seit seiner Promotion Forschungsportale im Internet und wendet diese Kenntnisse nun weiter an. „Wissenskarten sind ein Mittel, um sichtbar zu machen, wo das Wissen in Deutschland wächst und wer sich mit welchen Forschungsfragen tatsächlich beschäftigt. Wir können Trends erkennen“, sagt Knackstedt. Die Sozial- und Organisationspädagogin Inga Truschkat geht in ihrer Forschung der Frage nach, wie Übergänge in Arbeit gelingen und wie Organisationen ihr Personalmanagement weiterentwickeln. „Wir haben gemeinsam eine Skizze und eine aufwendige Vorhabensbeschreibung erarbeitet und damit den Zuschlag vom Bundesministerium bekommen“, erinnert sich Knackstedt an das Antragsverfahren. Das fünfköpfige Team der Stiftungsuniversität Hildesheim leitet die wissenschaftliche Begleitforschung gemeinsam mit einem Team der RWTH Aachen.

Das Hildesheimer Team, das die 31 Verbundprojekte – von Hamburg und Chemnitz über Stuttgart bis nach Wuppertal – koordiniert, kombiniert IT-Perspektiven und pädagogische sowie sozialwissenschaftliche Sichtweisen. „Unsere Kompetenzen fließen zusammen. Nur gemeinsam können wir untersuchen, wie sich Organisationen in einer digitalisierten Welt entwickeln“, beurteilt Inga Truschkat die interdisziplinäre Zusammenarbeit. „Wir werfen unsere Fähigkeiten, Erfahrungen und Vorarbeiten in einen Topf und können damit eine innovative Begleitforschung entwickeln.“

So bringen die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Luisa Peters und Miriam Sitter sowohl ihr sozial- und organisationspädagogisches als auch ihr diskursanalytisches Wissen in das Forschungsprojekt ein. „Wir beobachten etwa die Debattenlage rund um das betriebliche Kompetenzmanagement im demografischen Wandel. Wir fragen uns dabei, Welche Akteure sind an dieser Debatte beteiligt, wie arbeiten sie zusammen? Und welche Rolle spielen darin Themen wie Migration und eine humane Arbeitswelt?“, so Sitter.

Wer forscht zu welcher Frage? Der Wirtschaftsinformatiker Julien Hofer entwickelt Wissenskarten für das Projekt. Derzeit entsteht eine interaktive Forschungslandkarte, sie zeigt, wo Wissen „liegt“ und verschafft einen Überblick. Dieser moderne „Atlas“ ist über das Internet verfügbar. „Ich baue interaktive Grafiken, über sie können sich Beteiligte aus Forschung und Praxis vernetzen“, sagt der Wissenschaftler, der für die Forschung von Hamburg nach Hildesheim gezogen ist. „Wir wollen Wissen besser verfügbar machen und Forschungserkenntnisse in die Breite tragen.“

Warum sich die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen mit dem Kompetenzmanagement in Betrieben beschäftigen, verdeutlicht ein Blick in die Praxis. Harsum, im Frühjahr 2016 – der Personalchef eines mittelständischen Unternehmens zwischen Hannover und Hildesheim gibt Einblicke, wie der Betrieb zu seinen Auszubildenden gelangt. Derzeit entstehen die Kontakte über regionale Bewerbermessen und Veranstaltungen in Gymnasien. Viele der 20 Azubis der Schlote GmbH kommen aus dem Großraum Hannover, sagt der Personalleiter Torge Brandenburg. Bundesweit zählt das Unternehmen etwa 1200 Mitarbeiter, etwa 20 Prozent sind Industriekaufleute, der Rest arbeitet in gewerblich-technischen Berufen. „Sie beherrschen es nicht nur, große Dreh- und Fräsanalagen zu bedienen, sondern auch die Instandhaltung, die Wartung von mechanischen und elektronischen Teilen“, sagt Brandenburg. Etwa 90 Prozent der Auszubildenden sind Männer.

Wie gelangen Betrieb und Arbeitnehmer zueinander? Das Harsumer Unternehmen setzt auf Auswahlverfahren, in denen zunächst „soft skills" abgefragt werden. Erst im zweiten Schritt blicken die Entscheider auf die formalen Voraussetzungen. Der Personalverantwortliche sagt, das sei ein Vorteil, jeder Bewerber habe somit die Chance, das Auswahlverfahren zu durchlaufen. „Wir richten uns nach den Talenten. Wir prüfen, wie der Bewerber und die Ansprüche an die Arbeitsstelle zueinander passen, zum Beispiel, ob jemand zu Genauigkeit neigt und sich somit in der Endkontrolle von Maschinen gut konzentrieren kann“, sagt Torge Brandenburg. „In der Regel bewirbt sich der Topingenieur nicht auf den Posten als Staplerfahrer und umgekehrt.“ Um Vergleichbarkeit zwischen den Bewerbern zu schaffen, führt der Personalverantwortliche strukturierte Interviews.

Es werde „im Zuge des demografischen Wandels immer schwieriger, die Ausbildungs- und Arbeitsplätze gut zu besetzen, weshalb auch neue Auswahlmethoden zum Zuge kommen“, sagt Professorin Inga Truschkat. Das Harsumer Unternehmen startet gemeinsam mit der Industrie- und Handwerkskammer und etwa 20 Mittelständlern in Niedersachsen im Frühjahr 2016 einen regionalen Bewerberpool. Wenn ein Bewerber bei einem Unternehmen nur die „zweite Wahl" – aber dennoch gut qualifiziert – ist und nicht eingestellt werden kann, da nur eine Stelle zur Verfügung steht, erhält der Bewerber keine Absage, sondern kann sich bei den anderen Unternehmen in dem Netzwerk bewerben. „Auch andere Mittelständler fragen sich, wie sie in dieser Region im ländlichen Raum neben den Großen aus Hannover oder Wolfsburg zum Zuge kommen. Wir sind oft nicht sichtbar als Zulieferer. Wir wollen aufeinander aufmerksam machen. In Hannover sieht man uns nicht. In Langenhagen wissen die nichts von uns“, sagt der Personalchef. „Wir teilen uns die Bewerber, wir geben Hinweise auf andere freie Stellen.“

Wie sinnvoll sind solche Verfahren und Netzwerke auf der Suche nach qualifiziertem Personal? Das „vernetzte und regionale Kompetenzmanagement“ sei ein derzeit „heiß diskutiertes Thema“, aber bislang kaum im Alltag angekommen, sagt Truschkat. „Wie kann hier Kooperation entstehen, wenn man eigentlich um die klugen Köpfe konkurriert?“, beschreibt die Wissenschaftlerin den Konflikt.

Unternehmen seien zunehmend dem Fachkräftemangel im Zuge des demografischen Wandels ausgesetzt. „Lange Zeit wirkte dies eher als Floskel, doch die zunehmenden Aktivitäten in diesem Bereich zeigen, dass die Auswirkungen langsam spürbar werden. Ein typisches Zitat, dass ich hierzu gehört habe, war: ‚Früher haben wir um die Aufträge konkurriert, jetzt um die Fachkräfte‘“, berichtet Inga Truschkat.

Quelle: Stiftung Universität Hildesheim (idw)

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