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Die “gefühlte” Inflation

Archivmeldung vom 22.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Euro ist Teuro, alles wird immer teurer - ob an der Supermarktkasse oder beim Autohändler, egal ob laut Ökonomen gerade gute oder weniger gute Zeiten angebrochen sind, solche Aussagen wird man wohl immer hören. Die “gefühlte Inflation” liegt stets über dem realen Kaufkraftverlust. Ein deutscher Mathematiker hat jetzt ein Berechnungsmodell entwickelt, das Aufschluss darüber gegen soll, wie Inflation wahrgenommen wird.

Die stark gestiegene Inflation treibt Jean Claude Trichet, dem Chef der Europäischen Zentralbank, tiefe Sorgenfalten auf die Stirn und veranlasste die EZB zuletzt zu konjunturdämpfenden Leitzinserhöhungen. Auch im anbrechenden österreichischen Wahlkampf ist der Preisanstieg für Treibstoff, Lebensmittel, Wohnen etc. eines der großen Themen. Das BZÖ des Rechtspopulisten Jörg Haider versucht mit dem Volksbegehren “Preisstopp jetzt” zu punkten, der Preisstopp soll bei Diesel und Benzin durchgesetzt werdn sowie eine Rücknahme der letzten Mineralölsteuer- und Mehrwertsteuererhöhung in diesem Bereich umfassen. In seinem Bundesland hat der Kärntner Landeshauptmann Haider bereits einen Teuerungsausgleich, der für Bezugsberechtigte 200 Euro pro Person und 300 Euro für Familien beträgt, eingeführt. Dass dann so aus, dass sich zur Weihnachtszeit 2007 hunderte Menschen bei der Kärntner Landesregierung einfanden, um sich für die Barauszahlung (!) des Teuerungsausgleichs anzustellen - Preisexplosion und Inflation als medial inszeniertes Landesfürsten-Theater.

Dass das Thema Inflation wirksame Wahlkampfmunition bereitstellt, wird niemanden verwundern, schließlich bekommen Konsumenten, Gewerbetreibende etc. die Teuerungswelle unmittelbar zu spüren. Dazu kommt, dass der Wert der individuell wahrgenommenen Inflation jenen der offiziellen Statistik um ein vielfaches übersteigt, wie der deutsche Mathematiker Hans Wolfgang Brachinger von der Universität Fribourg anhand seines “Index der wahrgenommenen Inflation (IWI)” darlegt: Jene Güter, die in die Indizes oder Warenkörbe zur Berechnung der Inflation herangezogen werden, entsprechen nämlich nicht unbedingt dem Konsumverhalten bzw. der indivdiduellen Wahrnehmung des eigenen Konsums. Häufig konsumierte Güter des täglichen Bedarfs, wie Treibstoff und Nahrungsmittel, verteuern sich wesentlich stärker also zum Beispiel elektronische Geräte, die permanent billiger, aber auch nicht so oft angeschafft werden. Konsumenten denken kurzfristig: “Die Leute sagen sich: Ob mein Fernsehen zehn oder zwölf Jahre läuft, ist mir egal. Aber ich möchte jede Woche wenigstens ein Mal in die Kneipe gehen,” meint Wolfgang Brachinger. “Die Menschen haben einen Referenzpreis im Kopf, und sie betrachten Abweichungen nach oben als Verluste. Preissenkungen werden als Gewinne wahrgenommen.” So nehmen Konsumenten Preissteigerung doppelt so stark wahr wie Preissenkungen. Diese Phänomene sollen mit dem “Index der wahrgenommenen Inflation (IWI)” in Zahlen ausgedrückt werden. Laut Brachinger darf dieser Index der “Verbrauchergefühligkeit” deshalb nicht als Grundlage für Lohnverhanldungen herangezogen weren. Der IWI beschreibe lediglich die “Konsumentenstimmung an der Inflationsfront”.

Die Ergebnisse des IWI: Die Inflation beträgt in Österreich momentan 3,9 Prozent, laut IWI nehmen die Konsumenten den Preisanstieg jedoch mehr als drei mal so hoch wahr. In Deutschland liegt die gefühlte Inflation im Juni bei 11,5 Prozent gelegen, die offiziellen Zahlen gehen von 3,3 Prozent aus - somit verschlechtert sich die Kaufkraft in unserer Wahrnehmung um den Faktor 3,5.

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