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Billiges Erdgas bremst Markt für Ökoheizungen aus

Archivmeldung vom 19.02.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.02.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: uschi dreiucker  / pixelio.de
Bild: uschi dreiucker / pixelio.de

Erneuerbare Energien kommen im Heizungsmarkt weiterhin nur langsam voran. Das geht aus der Jahresbilanz 2012 des deutschen Heizungsindustrie hervor, die der Tageszeitung "Die Welt" vorliegt. Nach den Zahlen des Bundesindustrieverbands Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) wurden nur in 24 Prozent aller Investitionsfälle in Heizungsanlagen erneuerbare Energiequellen mit eingebunden. "Damit sind immer noch rund 75 Prozent aller Heizungsanlagen in Deutschland unzureichend effizient", warnte BDH-Präsident Manfred Greis: "Gerade in diesen Zeiten niedriger Zinsen wird für die Energiewende eine Riesenchance vertan."

Grundsätzlich ist die deutsche Heizungsindustrie mit dem abgelaufenen Jahr jedoch nicht unzufrieden: Die Branche rund um Industriegrößen wie Viessmann, Vaillant oder Bosch konnte ihren weltweiten Umsatz 2012 trotz eines Markteinbruchs in Spanien und Italien noch einmal steigern, von 12,5 auf 12,7 Milliarden Euro. Doch die Branche, die ihren europäischen Marktanteil von bereits über 60 Prozent noch weiter ausdehnen konnte, blickt auf die Entwicklung auf dem Heimatmarkt mit gemischten Gefühlen: Das große Zukunftsthema "Erneuerbare Energie im Wärmebereich" kommt hier nicht in Schwung.

Greis, der auch Generalbevollmächtigter der Viessmann Werke ist, verweist auf schleppenden Verkaufszahlen für Ökowärme-Systeme im vergangenen Jahr. Zwar wuchs der deutsche Gesamtmarkt für Wärmeerzeuger 2012 nach einer Schwächephase weiter um drei Prozent von 629.000 auf 650.000 Stück. Doch der Anteil etwa von Thermischen Solaranlagen brach dabei um neun Prozent ein. Zwar wuchsen die Verkäufe von Wärmepumpen um fünf Prozent, doch sie blieben mit 59.500 Stück auf insgesamt niedrigem Niveau. Da wurden selbst die unter Klimaschützern verpönten Öl-Heizungen noch mehr nachgefragt: Öl-Brennwert und -Niedertemperaturkessel wurden trotz eines dramatischen Nachfrage-Einbruchs im Neubaubereich immerhin noch rund 70.000 mal installiert.

Grund für die relative Schwäche der Ökowärme: Erdgas ist zuletzt deutlich billiger geworden. Gemessen am Energiegehalt wurde Gas im vergangenen Jahr sogar erstmals günstiger als Heizöl. Nach Berechnungen des BDH schlägt Erdgas mit Kosten von sieben Cent pro Kilowattstunde zu Buche. Für das einstmals so günstige Heizöl werden demgegenüber 8,5 Cent fällig. Gas-Brennwertkessel blieben deshalb im vergangenen Jahr nach BDH-Zahlen die Wunschheizung Nummer 1 der Bauherren und Sanierer: Die Verkäufe stiegen um acht Prozent auf 384.000 Stück.

Auch die Gas-Niedertemperatur-Technik konnte noch einmal leicht auf 107.500 Stück zulegen. Damit konnten Gasheizungen ihren Anteil am deutschen Wärmemarkt im vergangenen Jahr von 73,5 auf über 75 Prozent ausdehnen und Öko-Technologien fast schon marginalisieren: Holzpellet-Heizungen und andere Wärmeerzeuger auf Biomasse-Basis spielen mit einem Anteil von 4,5 Prozent auf dem Gesamtmarkt nur eine untergeordnete Rolle. Der Anteil von Wärmepumpen stagnierte gegenüber dem Vorjahr nahezu bei 9,2 Prozent. "Gas-Brennwert ist die Erfolgsstory schlechthin", kommentierte BDH-Hauptgeschäftsführer Andreas Lücke die Marktentwicklung.

Hintergrund der Entwicklung sind sinkende Gaspreise in Folge der amerikanischen Schiefergas-Revolution und der größere Import von verflüssigtem Erdgas (Liquified Natural Gas, LNG) in Europa. Öfen für die Verbrennung von Holzpellets wurden allerdings ebenfalls deutlich besser verkauft: Die Absatzzahlen von Festbrennstoffkesseln stiegen ausgehend von einem niedrigem Niveau um 15 Prozent auf 29.000 Stück. Das Wachstum im Bereich fester Biomasse ging vor allem zu Lasten des Heizöls: Die Verkäufe von Öl-Brennwert-Kesseln brachen um 15 Prozent ein, die von Öl-Niedertemperaturkesseln sogar um 19 Prozent.

"Heizöl spielt im Neubau-Bereich so gut wie keine Rolle mehr", stellt BDH-Hauptgeschäftsführer Lücke fest. "Die Politik kümmert sich so gut wie gar nicht um den Wärmemarkt, trotz seiner enormen Bedeutung", kritisierte Lücke: "Dass der Strombereich die Energiewende-Diskussion dominiert, ist völlig unangemessen. Ohne die Einsparpotenziale im Wärmebereich ist die Energiewende nicht zu schaffen." Der Verband will sich deshalb auch in den Bundestagswahlkampf einmischen. Der BDH fordert von der Bundesregierung eine "Politik sinnvoller Anreize". Die Förderprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) müssten durch ein gut ausgestattetes Marktanreizprogramm und vor allem durch steuerliche Abschreibungsmöglickeiten flankiert werden.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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