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Australian Lotto: Es gewinnt nur der Agent

Archivmeldung vom 21.08.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.08.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: GoMoPa
Bild: GoMoPa

Für Deutsche ist es verboten, bei "Australian Lotto" mitzuspielen. Es sei denn, man findet einen Australier, der das Geld in Sydney bei der Lottogesellschaft einzahlt. Es müsste ein lizensierter Lotto-Agent sein. Die australische Agentur "Australian Lottery" (der Name ist an das offizielle Lotto angelehnt) behauptet, so ein Lotto-Agent zu sein.

In Tausenden Werbebriefen und Werbe-E-Mails, die die Agentur täglich nach Deutschland und Österreich verschickt, wird behauptet: Mit fünf Euro könne man fünf Wochen lang jeden Samstag mindestens 9,7 Millionen Australische Dollar (5,6 Millionen Euro) mit sechs Richtigen aus 45 Zahlen gewinnen. Doch obwohl Hunderttausende Deutsche regelmäßig zwischen fünf und 25 Euro an die "Australian Lottery" nach Melbourne, Sydney und Perth schicken, hat beim "Australian Lotto", das schon seit 1972 gespielt wird, noch nie ein Deutscher oder Österreicher gewonnen.

Warum ist das so?

Die Antwort fand die Deutsch-australische Industrie- und Handelskammer in Melbourne heraus. Im Auftrag von Aktenzeichen XY ungelöst überprüfte die IHK jetzt die Firma, die sich die Spielgelder der Deutschen und Österreicher bar in Briefumschlägen schicken lässt.

Die IHK: "Bei der Firma Australian Lottery handelt es sich nicht um einen Lottoveranstalter, sondern lediglich um einen Lotterie-Agenten. Lotterie-Agenten benötigen in Australien eine Lizenz, um tätig werden zu dürfen. Offenbar hapert es hier. Auf Anfrage war die Firma nicht in der Lage, eine Lizenznummer zu nennen."

Die deutschsprachige australische Wochenzeitung "Die Woche in Australien" schreibt, dass die australische Bundespolizei bereits auf die Agentur aufmerksam geworden ist und Ermittlungen aufgenommen hat. In dem Bericht wird die Agentur als Briefkastenfirma bezeichnet. Das übersandte Geld fließe vermutlich in die Taschen des Agenten. Beim echten "Australian Lotto" scheine es jedenfalls nicht anzukommen.

Es ist anders nicht nachzuvollziehen, so die Zeitung, wie sich der gewaltige Werbeaufwand rechnet. Nach Abzug der Unkosten kann die Agentur eigentlich nur auf eine Weise, nämlich durch Betrug, Gewinn machen. Würde sie das Geld, wie versprochen, an eine Lottogesellschaft weiterleiten, wäre die Agentur längst pleite.

Die Firma, die sich "Australien Lottery" nennt, verschickt täglich Teilnahemberichtungen nach Europa und vor allem nach Deutschland und Österreich und fordert zum Mitspielen auf. Offshore-Anbieter heißen diese Lottoanbieter aus Übersee in Fachkreisen.

Die deutschen Behörden greifen nicht ein

Dass es sich hierbei so gut wie nie um seriöse Anbieter handelt, darin sind sich die Behörden in Deutschland einig. „Gegen die Drahtzieher vorzugehen, erweist sich als äußerst schwierig", klagt Joachim Buchwieser, Rechtsreferent der staatlichen Lotteriebehörde in München (Bayern) gegenüber Aktenzeichen XY ungelöst. Ganz klar sei aber, dass der australische Lottoanbieter gegen das deutsche Gesetz verstoße und sich somit strafbar mache. Geahndet werde das mit einer Geld- oder sogar einer Freiheitsstrafe. Allerdings nur, wenn die Verantwortlichen auch gefasst werden. Aber die sitzen in Australien.

Lotterierecht ist in Deutschland Länderrecht. Jedes Bundesland entscheidet selbstständig, wer Lotterien anbieten und durchführen darf. Will ein ausländischer Lottoanbieter bundesweit nach Spielern Ausschau halten, braucht er die Zustimmung aller 16 Bundesländer. Die erhält er von den Innenministern der Länder. Über eine solche Einverständniserklärung verfügt die australische Lottoagentur jedoch nicht. Die dubiose Firma handelt illegal.

Verbraucherzentrale warnt: Lotto-Briefe sind Betrug!

Auch Petra von Rhein, Rechtsberaterin der Verbraucherzentrale München, warnt: "Diese Briefe sind der reinste Betrug!" Dem Empfänger werde weisgemacht, dass er einer der Wenigen sei, die an diesem Spiel mitmachen dürften. Der Teilnehmer müsse lediglich der Aufforderung nachkommen, einen Spieleinsatz von zehn, 20 oder 50 Euro in den beigefügten Briefumschlag zu legen und ab geht die Post. An eine Postfach-Adresse irgendwo im fernen Australien.

Etwa 20 Millionen Menschen spielen jährlich in Deutschland Lotto. Die Chancen, wenigstens einmal der Gewinnerriege anzugehören, liegen gerade mal bei 1:14 Millionen. Da fallen dann verheißungsvolle Sätze von Lottoanbietern aus dem Ausland auf fruchtbaren Boden, zumal sie so seriös klingen.

"Staatlich geregelt und überwacht: Sechs der acht australischen Landes- und Territorialregierungen haben sich zusammengeschlossen, um dieses nationale Lotto anzubieten - das größte seiner Art." Die Ausnahme bilden die auserlesenen internationalen Teilnehmer. So wird in den Werbeschreiben die Grundlage des Mitspielens erklärt. Außerdem werde die Ziehung der Lottozahlen jeden Samstag Abend gegen 20.30 Uhr (5.30 Uhr deutscher Zeit) im öffentlichen australischen Fernsehen übertragen. Nur, wer prüft das schon nach?

Eine besondere vertrauensbildende Maßnahme hat sich der australische Agent am Ende der Teilnahmebedingungen einfallen lassen: Eine Geld-Zurück-Garantie. Wer mit dem Service nicht zufrieden ist, brauche nur eine Telefonnummer in Australien zu wählen und schon bekomme er das Geld zurück. In der Praxis lohnt sich dieser Aufwand nicht, weil die entstehenden Telefonkosten höher sind als die Reklamations-Rückerstattung.

Teurer Anrufbeantworter statt Reklamation

Vor etwa fünf Monaten fand Walter K. ein Schreiben der australischen Lottoagentur in seinem Briefkasten. „Die müssen gewusst haben, dass ich gerne Lotto spiele", scherzt der 64-jährige ehemalige Automechaniker. Das Glück habe sich bisher allerdings nicht auf seiner Seite befunden. Deshalb erschien es ihm auch so reizvoll, es in Australien zu probieren. Vielleicht standen die Chancen dort besser? „Ich hatte einfach ein gutes Gefühl bei der Sache. Immerhin handelte es sich um einen staatlich anerkannten Anbieter." So stand es in dem Schreiben. Auch Walter K. wartete voller Hoffnung auf Ergebnisse.

Als sich diese nicht einstellten, rief er kurzerhand bei der Agentur in Australien an. Die Nummer hatte er dem Schreiben entnommen. „Wenn Sie nicht 100 Prozent zufrieden sind, werden wir Ihnen die Gebühr für Ihr noch gültiges Spiel zurückerstatten". So ein Passus in den Spielregeln. „Ich habe es ein paar mal versucht. Jedes mal musste ich mit einem Anrufbeantworter vorlieb nehmen." Das Geld habe er trotz mehrmaliger Bitte nicht zurückbekommen. Auch keine Erstattung der Telefonkosten. Aber manche flogen nach Australien und kamen ärmer als zuvor zurück.

Keine Gewinnübergabe in Sydney

"Sie haben einen Bargeldpreis von 27 Millionen Dollar gewonnen!" Der österreichische Rentner Sebastian S. traute seinen Augen nicht. Ein Brief der "Australian Lottery" schien ihm, den Lebensabend unverhofft zu vergolden. In seiner Freude vergaß er, außer der fettgedruckten Glücksbotschaft auch das Kleingedruckte davor zu lesen: "Es könnte folgendes bekannt gegeben werden..."

Schon seit Jahren hatte der 87-Jährige Geld in einen angeblichen "Gewinnpool" in Australien eingezahlt. Jahr für Jahr erhielt er die Werbebriefe eines australischen Lottoagenten. Darin wurden Riesenchancen und Supergewinne versprochen. Jetzt - so dachte Sebastian S. - hatte es endlich geklappt. Kurzentschlossen kratzte er seine gesamten Ersparnisse zusammen und kaufte ein Flugticket nach Australien, um seinen vermeintlichen Gewinn persönlich abzuholen. In Sydney dann die große Enttäuschung: Von der Lottoagentur keine Spur. Als der Rentner merkte, dass er jahrelang auf einen miesen Werbetrick hereingefallen ist, brach er zusammen und musste ärztlich versorgt werden.

Keine Reaktion auf den Fünf-Euro-Einsatz

Vor einiger Zeit erhielt Ruth V. einen Brief, in dem ihr mitgeteilt wurde, dass sie an einem australischen Lotteriespiel teilnehmen dürfe. Warum ausgerechnet sie zu den Auserwählten gehörte, konnte sich die 53-Jährige nicht erklären. Die Gewinnchancen waren verlockend. Gerade mal fünf Euro kosteten zwei Spiele. Laufzeit: fünf Wochen. Klasse, dachte sich Ruth V., billiger ist das deutsche Lotto auch nicht. Und warum soll man nicht mal was Anderes ausprobieren?

Noch am selben Tag traten fünf Euro die Reise ins ferne Australien an. Einige Wochen vergingen. Das Ruth V. keine Antwort aus Australien bekam, störte sie zunächst nicht. Schließlich liegt dieser Kontinent auf der anderen Seite der Erde. Da dauert alles ein wenig länger. Als sich aber nach über drei Monaten immer noch nichts tat, wurde die 53-Jährige skeptisch. Immerhin stand auf der Rückseite der Teilnahmeberechtigung, dass die Spieler alle fünf Wochen über die Ergebnisse benachrichtigt würden. Doch nichts dergleichen war geschehen. Die fünf Euro waren weg.

Blindes Vertrauen wird bestraft

„Das kommt dabei raus, wenn man jemandem vertraut." Anna M. ist wütend. Die 71-jährige ehemalige Konditorin aus Reutlingen hatte nicht zehn, sondern gleich 25 Euro nach Australien geschickt. Damit - so hoffte sie - würden sich ihre Gewinnchancen um ein Vielfaches erhöhen. Außerdem könne sie so an zwölf Spielen innerhalb von fünf Wochen teilnehmen, versprach das Anmeldeformular.

Aber auch sie hörte nichts mehr aus Australien. Dabei habe sie sich so gefreut, vielleicht diesmal zu den Gewinnern zu gehören. Seit ihr Mann in einem Pflegeheim lebe, fehle es hinten und vorne an Geld. „Meine Rente ist nicht hoch und ich muss ein Teil für das Heim selber aufbringen. 25 Euro sind eine Menge Geld, für mich zumindest. Ich war einfach zu leichtgläubig."

Tipps, wie Sie Ihr Geld nicht aus dem Fenster werfen

  • Schicken Sie niemals Bargeld an die Adressen vermeintlicher ausländischer Lotterieveranstalter! Sie können weder nachvollziehen, wem das Geld in die Hände fällt, noch bekommen Sie irgendeine Bestätigung, dass Ihr Geld tatsächlich eingegangen ist und Ihrem Wunsch entsprechend eingesetzt wird.
  • Denken Sie daran: Die meisten ausländischen Lottoanbieter sind nicht berechtigt, für ihr Spiel in Deutschland Geld einzusammeln.
  • Lassen Sie sich nicht von überdimensionalen Gewinnversprechungen beeindrucken!
  • Befreien Sie sich von dem Gedanken, ein Versuch sei es wert, an solchen Glücksspielen teilzunehmen. Das Geld - auch wenn es sich um kleine Beträge handelt - ist mit Sicherheit woanders besser angelegt.

Hier erfahren Sie, welche ausländischen Lottoanbieter in Deutschland tatsächlich Gewinnspiele anbieten dürfen:

  • bei der staatlichen Lotterieverwaltung Ihres Bundeslandes
  • beim Innenministerium
  • bei den Verbraucherzentralen. 

Quelle. GoMoPa (www.gomopa.net / Siegfried Siewert)

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