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BDI rechnet für 2015 mit zwei Prozent Wachstum

Archivmeldung vom 13.04.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.04.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Die Wirtschaft in Deutschland legt nach Einschätzung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) 2015 spürbar zu: "Wir erwarten in diesem Jahr einen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von rund zwei Prozent", sagte BDI-Präsident Ulrich Grillo dem "Handelsblatt".

Der niedrige Ölpreis, der günstige Wechselkurs und der starke private Konsum treiben laut dem Verbandschef die Konjunktur an. "Weltweit gehen wir von einem wirtschaftlichen Wachstum von gut 3,5 Prozent aus. Für das nächste Jahr rechnen wir mit einer weiteren Belebung im gleichen Umfang", sagte Grillo zum Auftakt der Hannover-Messe.

Mit Sorge sieht der Verband auf die wirtschaftliche Entwicklung in Russland oder Brasilien. Auf der "Sonnenseite" liegen dagegen das diesjährige Messe-Partnerland Indien, die USA sowie Spanien, Großbritannien und Deutschland. Europas Erholung festigt sich nach Einschätzung des BDI.

"Europa profitiert momentan von dem Stimulus niedriger Zinsen, auf Dauer aber bedarf es vor allem Strukturreformen", sagte Grillo. Hier müsse die Politik ihrer Verantwortung für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen nachkommen.

Als wichtigen Wachstumstreiber sieht Grillo die Vernetzung und Digitalisierung von Fabriken. Er forderte Wirtschaft und Politik auf, ihre Hausaufgaben beim Thema Industrie 4.0 zu machen. Wenn etwas Neues entstehe, dann liefen eben nicht alle Unternehmen sofort in die gleiche Richtung. Das gelte vor allem für den Mittelstand, der sich dieser Entwicklung nicht verweigern dürfe.

"Um all diese Vorstellungen zu koordinieren, wäre das neu ins Leben gerufene Bündnis für Industrie die geeignete Plattform", sagte Grillo. Auch die Politik müsse aufpassen, dass die verschiedenen Ministerien nicht im Kompetenzgerangel zu viel Energie verbrauchten.

Experten: Deutsche Wirtschaft immer abhängiger von Autobranche

Der enorme Erfolg der großen deutschen Autohersteller birgt auch Risiken für die deutsche Wirtschaft: Nach Einschätzung von Experten wird der Standort Deutschland immer abhängiger vom Wohl und Wehe der Automobilindustrie.

"Es ist natürlich nichts Negatives, wenn eine große Branche sehr erfolgreich ist und man sollte nichts tun, was diesen Erfolg infrage stellt", sagte Markus Schweizer, der Chef der Unternehmensberatung von E&Y in Deutschland, der "Welt am Sonntag". Aber "das Gewicht der deutschen Autoindustrie ist Fluch und Segen zugleich", so Schweizer. Für fast alle großen Industriebranchen in Deutschland sind Autohersteller und -zulieferer wichtige Kunden, erläutert der Wirtschaftswissenschaftler und Autoexperte Heinz-Rudolf Meißner.

"Wenn der Automobilbau läuft, läuft die deutsche Wirtschaft. Läuft er nicht, haben sofort die Maschinenbauer, die Elektroniker und Elektrotechniker oder Softwareentwickler ein Problem." Die Autobranche sei "inzwischen systemrelevant für den Standort Deutschland", sagte Meißner. So gesehen "haben wir ein Klumpenrisiko".

Berechnungen, die KfW Research für die "Welt am Sonntag" angestellt hat, belegen, wie bedeutend die Automobilindustrie für die Dynamik der gesamten deutschen Wirtschaft geworden ist. So nahm der Kapitalstock (Bruttoanlagevermögen) der Branche - der Wert der Maschinen und Anlagen, Gebäude und Fuhrparks - zwischen 2000 und 2012 preisbereinigt um 34 Prozent zu, in der Industrie insgesamt dagegen ist ein Rückbau um gut ein Prozent zu verzeichnen.

Dementsprechend ist auch die Bruttowertschöpfung im Autobereich seit der Jahrtausendwende mehr als dreimal so stark gestiegen wie die Wirtschaftsleistung in Deutschland insgesamt. Besonders auffällig ist die Dominanz der drei großen Autohersteller. BMW, Daimler und Volkswagen trugen 2014 fast 33 Prozent zu dem Gesamtumsatz der 28 Nicht-Banken im Börsenleitindex DAX bei. Ihre Jahresüberschüsse vor Steuern entsprachen im vergangenen Jahr 29 Prozent der Gesamtgewinne aller 30 DAX-Konzerne, wie aus einer unveröffentlichten Untersuchung von E&Y hervorgeht.

Fachleute warnen davor, die gute Entwicklung der Geschäftszahlen von BMW, Daimler oder Volkswagen als gegeben zu betrachten. "Deutschlands Autobauer sind zweifellos erfolgreich. Doch die Erfolge sind das Ergebnis der Leistung von gestern", sagte Autoexperte Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. "Die Branche steht aber nun vor Herausforderungen ganz neuer Dimensionen, im Grunde vor einem grundsätzlichen Strukturwandel."

E&Y-Berater Schweizer macht vor allem Sorge, dass die Autoindustrie im Branchenvergleich relativ wenig Geld in die digitale Transformation steckt. "Die Autoindustrie investiert offenbar nicht genügend in die Neuerfindung ihres Geschäftsmodells", sagte Berater Schweizer. "Sie muss hier ganz klar mehr Gas geben."

Ähnlich sieht das CAM-Chef Bratzel: "Die deutsche Autoindustrie wird schon bald Konkurrenz aus neuen Sparten bekommen, zum Beispiel von den US-Hightechkonzernen. Und dann müssen sie aufpassen, dass sie nicht ins Hintertreffen geraten."

Kaeser: Industrie 4.0 ist Schicksalsfrage der deutschen Industrie

Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser sieht im Umgang mit der Digitalisierung die Schicksalsfrage für die weltweite Vormachtstellung des Industriestandorts Deutschland. Kaeser sagte zur Eröffnung der Hannover-Messe der Zeitung "Bild am Sonntag": "Für Deutschland wie für Siemens geht es darum, die heutige technologische Führerschaft und Vordenkerrolle in der industriellen Produktion zu verteidigen. Industrie 4.0 ist die Schicksalsfrage der deutschen Industrie, die sie aber global beantworten muss."

Zur Begründung sagte Kaeser: "Die vierte Generation der Industrialisierung wird das große Thema sein. Erst gab es Dampfmaschinen, dann kam das Fließband, später die Elektronik und mit ihr die erste Stufe der Automatisierung und jetzt die Digitalisierung."

Konkret bedeute das, dass die Produktion der Zukunft immer stärker von intelligenter Software abhängig sei: "Dadurch verschmelzen in der Produktion die reale und die virtuelle Welt. Sensoren sammeln riesige Mengen von Daten. Die werden mit völlig neuer Software ausgewertet. Daraus ergeben sich Erkenntnisse für den Produktionsablauf, die Entwicklung, Erprobung und Verbesserung von Produkten und Service. Industrie 4.0 ist eine Revolution, die die 2020er-Jahre bestimmen wird. Sie wird ganze Geschäftsmodelle und die Industrie weltweit verändern."

Der Siemens-Chef weiter: "Deutschland ist die Industrienation der Welt, weit vor den USA und Japan. Denken Sie nur an die deutsche Automobilbranche - sie hat eine einzigartige Spitzenstellung bei Innovation, Technik, Qualität und Leistung." Zugleich widersprach Kaeser Befürchtungen, nach denen die Digitalisierung den Menschen im Produktionsprozess überflüssig mache: "Der Mensch bleibt auch in der Fabrik der Zukunft der kreative Lenker und Denker."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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