Ifo-Chef fordert langfristige Wirtschafsststrategie
Archivmeldung vom 27.02.2025
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Clemens Fuest, fordert von der zukünftigen Regierung eine langfristige Strategie für die wirtschaftliche Entwicklung. "Es hat keinen Sinn, über Haushaltspolitik zu diskutieren, wenn man keine Strategie hat", sagte der Ökonom der "Augsburger Allgemeinen".
Er sehe drei wesentliche Punkte, an denen die Wirtschafts- und Finanzpolitik der neuen Regierung ansetzen müsse.
"Erstens
 den Arbeitsmarkt. Obwohl wir derzeit auch eine Konjunkturschwäche 
haben, gibt es in vielen Bereichen auch eine Arbeitsangebotsschwäche. Es
 muss sich lohnen, zu arbeiten, und es muss möglich sein, zu arbeiten", 
so der Wirtschaftswissenschaftler. Dabei müsse man auch Faktoren wie die
 Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie den Übergang zwischen Schule 
und Beruf in den Blick nehmen.
Zweitens gäbe es ein 
Investitionsproblem, so Fuest. "Der Wohnungsbau schwächelt, und auch die
 Unternehmen investieren zu wenig. Das ist fatal, denn wenn Unternehmen 
weniger investieren, leidet nicht nur die aktuelle Konjunktur, sondern 
langfristig auch das Produktionspotenzial der deutschen 
Volkswirtschaft." Das Problem sei dabei nicht zu geringer Konsum, 
vielmehr brauche es Steuerreformen, um das Wachstum zu fördern.
"Drittens
 brauchen wir mehr Innovation. Unternehmensgründungen müssen erleichtert
 werden, Wissen muss besser aus der Forschung in die wirtschaftliche 
Verwendung überführt werden", sagte der Ifo-Chef. Unternehmen müssten 
Anreize haben, in Forschung und Entwicklung zu investieren. "Ohne diese 
drei Stellschrauben wird nachhaltiges Wachstum schwer möglich sein."
Allgemein
 brauche es eine kritische Prüfung staatlicher Aufgaben sowie von 
Subventionen und Steuervergünstigungen für Privatpersonen. 
Steuersenkungen für Unternehmen seien mittelfristig sinnvoller für das 
Wirtschaftswachstum. "Bei Unternehmenssteuersenkungen und besseren 
steuerlichen Anreizen für Investitionen ist es ähnlich wie bei 
öffentlichen Investitionen. Man muss zunächst Geld in die Hand nehmen, 
aber mittelfristig sollte dadurch das Wachstum stimuliert werden", sagte
 Fuest.
Einsparungspotenzial sieht der Ökonom beim Sozialstaat. 
Eine Baustelle sei hier das Renten- und Pensionssystem. Eine bloße 
Anhebung des Rentenalters sei aber nicht zielführend. "Eine Möglichkeit 
wäre, das Wachstum des Zuschusses zur Rentenversicherung im 
Bundeshaushalt auf nominal ein Prozent pro Jahr zu begrenzen." Eine 
solche Reform würde dann bei den Ländern Finanzmittel freisetzen, die 
anderweitig investiert werden könnten.
Unter Umständen könnten 
auch "Sondervermögen" für die Bundeswehr als eine Art Konjunkturprogramm
 wirken. Das Potenzial sei jedoch begrenzt, da es an einer langfristigen
 Perspektive für die Rüstungsunternehmen mangele. "Man darf aber nicht 
vergessen, dass die Zahl der arbeitslosen Ingenieure oder Programmierer,
 die man dafür braucht, ziemlich überschaubar ist." Diese Arbeitskräfte 
fehlten bereits jetzt in anderen Branchen, so Fuest.
Quelle: dts Nachrichtenagentur


        
        
      
      