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Rürup empfiehlt Politik: Mehr bAV wagen! Inkonsistenzen beseitigen und Verbindlichkeit erhöhen

Archivmeldung vom 01.11.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.11.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Doris Oppertshäuser
Bert Rürup
Bert Rürup

Renten-Experte Bert Rürup empfiehlt der Politik eine Umsteuerung der Rentenpolitik. Betriebsrenten sollten ein stärkeres Gewicht erhalten, sagte der Wissenschaftler im Interview. Im Vergleich zu individuellen Vorsorgreformen seien kollektive Systeme billiger und effizienter, so der frühere Wirtschaftsweise, der sich außerdem für eine höhere Verbindlichkeit der betrieblichen Altersversorgung aussprach. Die Leistungsrücknahmen bei der gesetzlichen Rente würden nach Lage der Dinge nur unzureichend durch die freiwillige Vorsorge à la Riester kompensiert. "Wenn man für die zukünftigen Generationen ein vernünftiges mischfinanziertes Alterssicherungsniveau haben will, muss man den Verbreitungsgrad der kapitalgedeckten Zusatzversorgung erhöhen", warnte Rürup.

Die Reform von 2004, die auch die Einführung der vollen Belastung der Betriebsrenten mit Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen brachte, war "Ergebnis einer Notoperation in einer misslichen Finanzlagelage der gesetzlichen Krankenversicherung", meint Rürup im Rückblick. Nachbesserungen wären deshalb angemessen. Anbieten würde sich nach seiner Einschätzung der von den Arbeitnehmern und Rentnern zu zahlende Anteil am Gesamtbeitrag.
Rürup hält Nachjustierungen im deutschen System der Alterssicherung für erforderlich, eine "Total-Reform" jedoch für ausgeschlossen. 

Wollte man z.B. - ungeachtet verfassungsrechtlicher Probleme - die Beamten in die gesetzliche Rentenversicherung einbeziehen, "müsste man etwa 60 Jahre zwei Systeme parallel finanzieren, und dieses problème de passage, dieses Übergangsproblem, ist noch nie gelöst worden", erklärte der Wissenschaftler. Da es eine "Big Bang-Reform" nicht geben könne, müsse man immer nachsteuern, was leider auch zu Inkonsistenzen führen könne. Wir lebten "in einer seit vielen Jahren verrechtlichen Welt", die man nicht nach Belieben umkrempeln könne, so dass man sich Anpassungsproblemen stellen müsse, so Rürup.

Vordringlich solle die Politik "das gesetzliche System armutsfest machen, damit jeder, der langjährig Beiträge gezahlt hat, die Gewissheit haben kann, im Alter nicht auf die Fürsorge angewiesen zu sein", fordert Rürup. Dann würde die gesetzliche Rentenversicherung für Geringverdiener attraktiver und sie hätten auch "einen größeren Anreiz" selbst vorzusorgen. Sie müssten dann nicht mehr fürchten, "dass ihre individuelle Vorsorge wie ihre gesetzliche Rente auf die Grundsicherung angerechnet wird".

Hinsichtlich der notwendigen kapitalgedeckten Ergänzung der gesetzlichen Rente würde er "gerne die Koordinaten mehr zur Betriebsrente hin verschieben". Der Staat könne das jedoch nicht verordnen, weil dies einem Eingriff in die Tarifautonomie gleichkäme. Rürup zeigte sich aber davon überzeugt, dass man einen höheren Abdeckungsgrad erreichen könne, wenn sich die Tarifvertragsparteien verstärkt diesem Thema widmen, und er hofft, dass die neue Bundesregierung sich ebenfalls in diese Richtung bewegen werde. Zudem rechnet Rürup mit einer Renaissance der arbeitgeberfinanzierten bAV als Instrument der unternehmerischen Personalpolitik.

Soll eine Altersversorgung in etwa den im Erwerbsleben gewohnten Lebensstandard gewährleisten, mache eine Mischung von Umlagefinanzierung und Kapitaldeckung Sinn, so das Fazit des Ökonomen. Das "richtige" Verhältnis gäbe es nicht, er persönlich hält "ein Verhältnis von etwa 2/3 Umlagerente zu 1/3 kapitalgedeckte Zusatzversorgung für eine vernünftige Relation". Der größere Anteil solle in jedem Fall bei der gesetzlichen Rente liegen, weil diese - anders als die kapitalgedeckten Systeme - eine Reihe von Ausgleichs- und Solidaritätselementen habe.

Quelle: metallrente.de

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