Nouripour mahnt zu ehrlichem Dialog mit Israel
Archivmeldung vom 05.06.2025
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Vizepräsident des Bundestages, Omid Nouripour (Grüne), hält Kritik am israelischen Vorgehen im Gazastreifen für ein Gebot der Freundschaft. Zur deutschen Staatsräson gehöre, alles zu tun, dass "die Israelis in Frieden leben können und das Land sicher sein kann", sagte der frühere Grünen-Chef dem Podcast "Meine schwerste Entscheidung" der Funke-Mediengruppe.
"Und dazu gehört wiederum auch, wenn wir sehen, dass die Dinge machen,
die die Sicherheit des Landes nicht unbedingt verbessern, dass wir es
auch sagen."
Kritik an "der Kriegsführung in Gaza, ich finde, das
gehört zur Freundschaft dazu", sagte er. Die Annahme, man dürfe Israel
nicht kritisieren, "das ist doch alles Unsinn", so Nouripour.
"Wir
haben unter Freunden einander ehrlich und geradeaus die Meinung zu
sagen." Auf der einen Seite sei Israel angehalten, den deutschen Umgang
mit Antisemitismus zu kritisieren. "Und andersrum ist es unser Job,
denen zu sagen: Leute, die humanitären Hilfsgüter müssen in Gaza
reinkommen." Dauerhaften Frieden gebe es nur, "wenn die Palästinenser
auch einen eigenen Staat bekommen, der aber die Sicherheit Israels
akzeptieren muss".
Der in Teheran geborene Politiker erzählte
davon, wie er selbst in der Schule zum Hass auf Israel erzogen wurde.
"Ich habe wie viele andere im Iran auf dem Schulhof 'Tod Israel' gerufen
und habe in der Schule gelernt, dass Israel ein Unrechtsstaat sei und
es müsse weg." Israel zerstören zu wollen, sei Teil der iranischen
Staatsräson.
Nouripour kam im Alter von 13 Jahren mit seinen
Eltern und seiner Schwester als Asylbewerber nach Frankfurt am Main.
"Ich habe den Staatsantisemitismus, den ich dort gelernt habe, hierher
mitgebracht", sagte er. "Und ich habe hier erst gelernt, was das für ein
abscheuliches Gedankengut ist." Dafür habe er viel Hilfe gebraucht.
Daher sehe er es als seine Verpflichtung, "zu helfen, dass es anderen
auch so geht". Der Antisemitismus, der aus anderen Staaten nach
Deutschland mitgebracht werde, müsse bekämpft werden.
Nouripour
warnte zugleich die israelische Regierung vor dem Versuch, das
Mullah-Regime militärisch zu beseitigen. "Ich weiß nicht, wie ein
kriegerisches Ende des Regimes aussehen soll, ohne dass es zu komplettem
Chaos und zu Entropie kommt." Der Iran sei eine echte Bedrohung für
Israel, und es sei Israels gutes Recht, sich zu wehren, sagte der
Grünen-Politiker. "Aber dass Israel jetzt den Regimeumsturz im Iran
organisiert - nein."
Die Versuche von US-Präsident Donald Trump,
das Regime in Teheran zu einem neuen Atom-Deal zu zwingen, bezeichnete
Nouripour als kontraproduktiv. Das iranische System basiere auf Angst
und Gewalt, und die geostrategische Situation verstärke das eher. "Wenn
Trump jetzt noch einen Deal seiner Art macht mit den Iranern, wird das
eher dazu führen - je nachdem, was das für ein Deal ist -, dass das
System gestärkt wird in seinen Grundsäulen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur