Propaganda statt Diskussion - Deutsche Geschichte wiederholt sich
Archivmeldung vom 12.10.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo Babić
        
        
        Die Münchner Sicherheitskonferenz lässt sich von der deutschen Politik einspannen. Sie macht nun Propaganda für Aufrüstung, Krieg und Konfrontation. Das erstaunt, denn sie ist der Ort, an dem Putin vor einer neuen Konfrontation gewarnt und die aktuelle Entwicklung vorweggenommen hat. Dies berichtet Gert Ewen Ungar im Magazin "RT DE".
Weiter berichtet Ungar auf RT DE: "Zeitenwende bedeutet, dass sich Dinge ab einem bestimmten Zeitpunkt 
in ihr Gegenteil wenden. Die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) war 
eigentlich als Zusammentreffen gedacht, bei dem sich Politiker und 
Diplomaten informell austauschen, um eine Katastrophe wie den Zweiten 
Weltkrieg künftig zu verhindern. 
Sie stiftete den Rahmen. Das Motto ist 
“Frieden durch Dialog”. Die Veranstaltung wurde immer kritisch beäugt, 
Proteste gegen sie waren ein gut eingeübtes Ritual. Wenn sich die 
Mächtigen dieser Welt versammeln und untereinander verabreden, ist 
Misstrauen oberste Bürgerpflicht, denn was in den Hinterzimmern im 
Bayerischen Hof, auf dem Worldeconomic Forum in Davos oder bei den 
Bilderberg-Treffen abgesprochen wird, entzieht sich jeder demokratischen
 Kontrolle. Protest und Forderungen nach Transparenz ist daher nicht zu 
beanstanden. 
Jetzt legt die Münchner Sicherheitskonferenz ein ganz neues Format auf und sucht direkt den Dialog mit den Bürgern - vorgeblich zumindest. "Zeitenwende on tour" ist der Titel einer Veranstaltungsreihe, für die die Münchner Sicherheitskonferenz ein Jahr durch Stadt und Land tingelt und weit mehr tut, als nur den Rahmen zu stiften. Sie betreibt aktiv Politik. Auf einer ersten Veranstaltung in Bonn macht Verteidigungsministerin Lambrecht (SPD) deutlich, worum es bei der Veranstaltungsreihe geht. Den Bürgern soll die "Zeitenwende" und ihre Notwendigkeit erläutert werden. Mit 100 Milliarden Euro hat sich die Bundesregierung zusätzlich verschuldet. Das Geld soll ausschließlich in die Bundeswehr und in Rüstung investiert werden.
Lambrecht lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass dies 
erst der Anfang ist, denn all die Investitionen ziehen weitere Ausgaben 
nach sich. Es braucht Personal, es braucht Wartung, es braucht 
Infrastruktur. Rüstung ist teuer. Deutlich macht sie auch, dass es bei 
der Veranstaltungsreihe nicht um einen Dialog geht, denn die 
Notwendigkeit von Aufrüstung steht überhaupt nicht zur Debatte. Wer für 
all die Entwicklung die Verantwortung trägt, auch nicht: Russland war’s.
 Damit es auch jeder begreift, stellt Lambrecht immer dann, wenn sie vom
 "russischen Überfall auf die Ukraine" spricht, das Attribut “brutal” 
vor. 
Die Münchner Sicherheitskonferenz wird damit zum integralen Bestandteil der strategischen Kommunikation oder - weniger formal ausgedrückt - der deutschen Propaganda. Denn um nichts anderes handelt es sich bei "Zeitenwende on tour". Es ist eine Veranstaltung, auf der die Bürger auf höhere Rüstungsausgaben, auf Krieg und Entbehrung eingestimmt werden. Das passiert historisch betrachtet eigentlich immer dann, wenn sich Deutschland wieder mal groß fühlt und Führungsanspruch erhebt.
Dass sich ausgerechnet die Münchner Sicherheitskonferenz 
für offenkundige Propaganda hergibt, ist dabei die eigentliche Schande, 
denn gerade sie müsste es besser wissen. 
2007 hielt 
Russlands Präsident Putin auf der Münchner Sicherheitskonferenz eine 
Rede, die einen Wendepunkt markierte. Er warnte in dieser Rede vor dem 
Allmachtsanspruch des Westens und forderte eine Rückkehr zum 
Völkerrecht. Die UNO ließe sich nicht durch die NATO und die EU 
ersetzen, sagte er damals. Gleichzeitig führte er den Begriff der 
multipolaren Ordnung in die Diskussion ein. Der Westen war empört, 
sprach von einem aggressiven Akt und die Geschichte nahm ihren Lauf. 
Trotz des klaren Statements öffnete sich die NATO ein Jahr später 
gegenüber Georgien und der Ukraine. Das EU-Assoziierungsabkommen mit der
 Ukraine wurde vorbereitet und gegen alle Warnungen durchgepeitscht. Der
 gewählte ukrainische Präsident wurde mit ausländischer Hilfe 
weggeputscht, im Osten des Landes brach ein Bürgerkrieg aus, aber die 
Schuldfrage war natürlich schnell geklärt: Putin war’s. 
Dieser Ablauf wirft ein Schlaglicht auf die Entwicklung der 
vergangenen drei Dekaden. Im Schatten all des Machttaumels, der 
gefühlten neuen Bedeutung und der angeblich von der Welt an Deutschland 
herangetragenen Bitte um Führung und Orientierung sollte sich zumindest 
für den ein oder anderen kritischen Geist eine Frage auftun: War die 
Wiedervereinigung ein historischer Fehler? Sie steht zumindest am Anfang
 einer Entwicklung, in deren Verlauf die Kräfteverhältnisse verschoben 
und die Sicherheitsarchitektur in Europa zerstört wurde. Deutschland hat
 an dieser Entwicklung maßgeblichen Anteil. 
Die ehemalige 
britische Premierministerin Margaret Thatcher wusste um die 
Unverbesserlichkeit der Deutschen und ihre Unfähigkeit, aus der 
Geschichte zu lernen. "We beat the Germans twice and now they are back",
 sagte die Gegnerin der Wiedervereinigung. Es wird immer offenkundiger, 
vereinigt sind die Deutschen moralisch, der eigenen geografischen Größe 
und der daraus resultierenden Verantwortung nicht gewachsen. 
Propagandaveranstaltungen wie "Zeitenwende on tour" machen dies
 deutlich. Es wird hier nicht vorsichtig, tastend und offen diskutiert, 
sondern von oben herab diktiert, wie der Laden künftig läuft und wer es 
zu bezahlen hat. Das deutsche Establishment wiederholt seine Fehler 
immer und immer wieder. Und der deutsche Michel lässt es auch immer und 
immer wieder mit sich machen. Es wird auch dieses Mal nicht gut gehen. 
Vielleicht steht am Ende der Entwicklung die Korrektur. Deutschland ist 
erneut geteilt, bemüht sich wieder um Ausgleich sowie Diplomatie und ist
 damit für ein paar weitere Dekaden wieder halbwegs friedlich. Dem 
europäischen Kontinent ist es zu wünschen. "
Quelle: RT DE

        
      
      