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Goldman-Sachs-Chefvolkswirt warnt vor Euro-Austritt Griechenlands

Archivmeldung vom 30.05.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.05.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Der Chefvolkswirt der US-Investmentbank Goldman Sachs, Jan Hatzius, warnt davor, Griechenland aus der Währungsunion zu werfen. "Einen Austritt würden wir nicht empfehlen", sagte er der Tageszeitung "Welt". Zwar hätten sich die Banken inzwischen darauf eingestellt. "Meine Sorge aber ist, dass dennoch Ansteckungsgefahren bestehen. Möglicherweise bekämen private Haushalte in anderen Ländern Angst, auch ihr Land könnte die Währungsunion verlassen - und heben dann massenweise ihr Geld von den Konten ab", so der Ökonom.

Der Deutsche wirft Europa vor, zu stark zu sparen und so die Wirtschaft abzuwürgen. "Beim Tempo der Konsolidierung ist man in einigen Krisenländern zu weit gegangen", sagt Hatzius. So solle Spanien sein Haushaltsdefizit dieses Jahr von 8,9 auf 5,3 Prozent drücken. "Das ist nicht realistisch", sagte Hatzius. Auch Deutschland müsse seine Finanzpolitik lockern, um Europa mit einer stärkeren Nachfrage unter die Arme zu greifen. "Wenn finanzpolitische Spielräume bestehen - und ich glaube, dass sie bestehen - sollte die Bundesregierung sie nutzen." Die Bundesrepublik müsse eine Zeit lang eine höhere Inflation in Kauf nehmen. "Die Deutschen denken bei Inflation immer nur daran, dass alles teurer wird. Aber etwas mehr Inflation bedeutet auch, dass die Löhne stärker steigen."

Hatzius warnt davor, das Schuldenproblem in den USA zu dramatisieren. "Die USA sind nicht das nächste Griechenland." Kurzfristig müsse die Politik die Konjunktur im Auge behalten. Die Politik solle daher die für Jahresende anstehenden Steuererhöhungen verschieben. Dass sich die USA über Inflation ihrer Schulden entledigen, glaubt Hatzius nicht. Das würde die US-Notenbank Federal Reserve nicht mitmachen. "2,5 Prozent könnte sie noch hinnehmen, drei Prozent wären ihr schon unangenehm. Wenn es Richtung vier Prozent ginge, würde sie dagegen vorgehen."

Ehemaliger EZB-Chefvolkswirt Stark warnt vor Eurobonds

Der frühere Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Jürgen Stark, hat vor gemeinsamen Staatsanleihen der Euro-Länder, den sogenannten Eurobonds, gewarnt. "Eurobonds lösen keines der strukturellen Probleme der Krisen- oder Hochschuldenländer des Eurogebiets. Im Gegenteil, Eurobonds setzen falsche Anreize. Die Reformbereitschaft würde sofort erlahmen und die öffentliche Verschuldung weiter ansteigen", schreibt Stark in einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt". Insbesondere Deutschland müsse die Zechen zahlen, falls es zu einer "Verschuldungs- und Haftungsunion" in Europa kommen sollte.

"Das Ifo-Institut schätzt für Deutschland zusätzliche jährliche Finanzierungskosten in hoher zweistelliger Milliardenhöhe – zusätzlich zu den Garantien und Verpflichtungen, die der Bundestag bereits im Zusammenhang mit dem Versuch der Krisenbewältigung gebilligt hat", schreibt Stark.

Zugleich bezweifelt er, dass Frankreich in der Lage ist, zusätzliche Finanzlasten für die Schuldenländer zu tragen. "Frankreich muss befürchten, künftig deutlich höhere Risikoaufschläge auf seine Staatsanleihen zahlen zu müssen und noch stärker in den Fokus der Finanzmärkte zu geraten."

Steinbrück geht auf Distanz zu Hollande

Der mögliche SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück geht auf Distanz zu Frankreichs neuem Staatspräsidenten François Hollande. In einem Interview mit der "Bild-Zeitung" sagte Steinbrück: "Die SPD muss ihren eigenen Kurs fahren, wir sind keine Kopie." Natürlich freue sich seine Partei, dass ein Sozialist in Frankreich Staatspräsident geworden sei. Dies bedeute aber nicht, dass "wir in allem einer Meinung sein müssen", so Steinbrück.

Zu Hollandes Plänen, das Rentenalter auf 60 zu senken und den Spitzensteuersatz auf 75 Prozent zu erhöhen, sagte der frühere Finanzminister: "Natürlich werden Investoren und Rating-Agenturen genau hinsehen, welche Weichenstellungen in Frankreich getroffen werden. Das kann Folgen für Frankreichs Bonität haben." Wenn die Vorteile für Frankreich aus Sicht von Hollande überwiegen würden, sei dies seine "souveräne Entscheidung", fügte Steinbrück hinzu. "Ich würde derartige Maßnahmen für Deutschland nicht vorschlagen."

Brüderle schließt Einführung von Eurobonds kategorisch aus

FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle hat die Einführung der vom französischen Präsidenten Francois Hollande geforderten gemeinsamen europäischen Staatsanleihen kategorisch ausgeschlossen. "Eurobonds sind Zinssozialismus, den Deutschland und andere erfolgreiche Länder teuer bezahlen müssten", sagte er der Tageszeitung "Die Welt". "Das ist mit uns nicht zu machen." Brüderle betonte: "`Savoir vivre` kann nicht heißen, dass nur wenige zahlen und alle genießen. Wir sollten auf die richtige Wachstumspolitik setzen. Dann ließe sich Hollandes Wunsch nach Wachstum mit unserer deutschen Stabilitätskultur zusammenführen."

Um Wachstum zu stimulieren, ohne neue Schulden zu machen, schlug Brüderle einen europäischen Arbeitsmarkt vor. "Deutschland hat zu wenige Auszubildende, Frankreich und Spanien eine hohe Jugendarbeitslosigkeit. Da können wir anbieten, Jugendlichen aus Frankreich oder Spanien eine Ausbildung in Deutschland zu geben", sagte Brüderle. "Das hilft den jungen Menschen, und es hilft dem Standort Deutschland. Wir können auch unsere Erfahrungen mit Qualifizierungsprogrammen für Jugendliche weitergeben. Wir müssen endlich in der Dimension eines europäischen Arbeitsmarktes denken, ob bei Auszubildenden oder Fachkräften."

Außerdem müsse der europäische Binnenmarkt vollendet werden. "Da ist immer noch viel nationaler Protektionismus drin", kritisierte Brüderle. "Schätzungen gehen davon aus, dass ein Ausbau des Binnenmarktes zu 2 bis 2,5 Prozent realem Wachstum im Jahr zusätzlich führen kann."

Brüderle warb eindringlich für Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) als neuen Chef der Eurogruppe. "Wolfgang Schäuble ist ein hervorragender Fachmann und ein herausragender Europäer. Er ist in ganz Europa hoch anerkannt." Und was die angebliche Ablehnung der Franzosen betreffe, werde man erst nach der Parlamentswahl am 17. Juni wissen, "was taktische Spielchen der Franzosen waren und was nicht".

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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