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Snowden: Krieg in Afghanistan ist „Hölle unserer eigenen Herstellung“

Archivmeldung vom 18.08.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.08.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
Edward Snowden, 2013
Edward Snowden, 2013

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden hat am Mittwoch auf der Online-Plattform Substack einen Eintrag über den Krieg in Afghanistan und den US-Truppenabzug aus dem Land veröffentlicht.

Weiter heißt es diesbezüglich auf deren deutschen Webseite: "Laut dem Whistleblower war die nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gestartete Militäroperation „eine der schlimmsten Grausamkeiten“ seiner Generation. Der Krieg in Afghanistan sei falsch gewesen und werde es so für immer bleiben. Den Einsatz zu beenden, sei daher eine richtige Entscheidung.

In Herbst 2001 habe er den Behauptungen der Regierung und den Medienberichten geglaubt, dass die in Afghanistan regierenden Taliban* der Terrororganisation Al-Qaida** Unterschlupf gewährten und dass die beiden Gruppen „uns wegen unserer Freiheiten hassten“, schrieb der seit 2013 in Russland lebende Snowden.

Der damalige US-Präsident George W. Bush habe gesagt, im Kampf gegen Terror sei man „entweder mit uns oder gegen uns“. Er habe aber nie definiert, wer der Feind sei. Da man über die Demokratisierung Afghanistans gesprochen habe, sei nie klar gewesen, dass es Afghanistan gewesen sei, wogegen die USA gekämpft hätten.

„Es ist mit den Vorsätzen, womit der Weg nach Kabul gepflastert war, eine Hölle unserer eigenen Herstellung“, so der ehemalige CIA- und NSA-Mitarbeiter. „Am Ende haben wir Amerikaner mit uns selbst, oder mit unserer eigenen Regierungsgewalt gekämpft, als wir verstanden, wie der Schmerz von 9/11 politisiert worden war.“

Gefallene der westlichen Allianz in Afghanistan

Bei den Operationen OEF (Operation Enduring Freedom, 2001-2014) und OFS (Operation Freedom's Sentinel, 2015-2021) sind in Afghanistan rund 3600 Soldaten und Soldatinnen der westlichen Allianz gestorben (Stand: 22.03.2021), erklärte das Portal Staista Anfang Juli. Die meisten Verluste hatten die Vereinigten Staaten (2452 Soldaten) und das Vereinigte Königreich (455 Soldaten). Darüber hinaus verloren über 150 Kanadier und mehr als 80 Franzosen ihr Leben. Rund 400 in Afghanistan gefallene oder verunglückte Soldaten stammten aus anderen Ländern. Deutschland verlor dort 59 Bundeswehr-Soldaten.

Der US-Präsident Joe Biden habe versichert, dass der einstige US-Verbündete, der Al-Qaida-Gründer Osama bin Laden „zur Rechenschaft gezogen“ worden sei. Dies ist aber aus Snowdens Sicht eine „edle Lüge“.

„Er konnte zur Rechenschaft gezogen werden, stattdessen haben wir ihn erschossen. Er war nicht einmal in Afghanistan.“

Es sei ein „tragischer Nachfolger von Saigon“ gewesen, erklärte der Whistleblower mit Erinnerung an den Vietnamkrieg von etwa 1955 bis 1975 und zeigte sich pessimistisch darüber, dass die USA Lehren aus dem Krieg in Afghanistan ziehen würden. Washingtons Versprechungen hätten viele Afghanen sowie Amerikaner selbst getäuscht.

„Einige würden sagen, sie hätten nicht gekämpft! Sie hätten bekommen, was sie verdient hätten. Dazu sage ich: Und was haben wir verdient?“

Tote und verletzte Zivilisten in Afghanistan

Allein zwischen 2009 und 2020 sind bei Kampfhandlungen in Afghanistan 17.483 Zivilisten gestorben, teilt die Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan (Unama) in ihrem Bericht mit, der im Juli veröffentlicht wurde. 32.375 Zivilisten wurden demnach verletzt. Das alles sind erfasste Fälle. Im laufenden Jahr (vom 1. Januar bis 30. Juni) hat es im Land 1659 zivile Todesopfer sowie 3524 verletzte Zivilisten gegeben, hieß es.

Lage in Afghanistan

Die Taliban hatten am Sonntag die Hauptstadt Kabul erreicht. Die islamistischen Kämpfer sind seit dem Abzug der Nato-Truppen aus Afghanistan landesweit auf dem Vormarsch. Die afghanische Regierung hatte sich zur Machtübergabe bereiterklärt, Präsident Aschraf Ghani floh ins Ausland und gestand in einer Facebook-Botschaft die Niederlage gegen die Taliban ein.

Die USA, Deutschland und weitere westliche Staaten haben ihre Botschaften in Kabul übereilt räumen und das Botschaftspersonal hastig evakuieren müssen. Am Flughafen Kabul kam es zum Tumult. Mehrere Menschen versuchten mit allen Mitteln, das Land zu verlassen. Einige klammerten sich an ein startendes Transportflugzeug der US-Armee. Inzwischen ist von mindestens zehn Toten infolge der chaotischen Zustände die Rede.

Kosten für Bundeswehreinsatz in Afghanistan

Der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr von 2001 bis 2020 kostete den deutschen Steuerzahler mehr als zwölf Milliarden Euro. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag im April dieses Jahres hervor.

Nach einer Vereinbarung der Regierung des damaligen US-Präsidenten Donald Trump mit den Taliban vom letzten Jahr sollte der Abzug der Nato-Militärs schrittweise erfolgen. Joe Biden setzte jedoch den 31. August als Endtermin für den Truppenabzug an. Parallel zu den USA zogen auch die anderen Nato-Truppen aus Afghanistan ab, darunter die Bundeswehr."

*Unter anderem von der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (Armenien, Kasachstan, Kirgisistan, Russland, Tadschikistan, Belarus) als Terrororganisation eingestuft, deren Tätigkeit in diesen Ländern verboten ist.

** Terrororganisation, in Russland und Deutschland verboten

Quelle: SNA News (Deutschland)

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